Liebe Leserinnen und Leser,
749 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung hat Novo Nordisk seit Mitte 2024 verloren – mehr als das Dreifache des gesamten DAX-Wertes von Volkswagen. Doch am Dienstag dreht sich das Blatt: Eine simple Tablette katapultiert die Aktie um fast 10 Prozent nach oben und lässt den Pharma-Giganten wieder hoffen. Zeitgleich explodiert eine deutsche Nebenwerte-Aktie um über 50 Prozent, während Gold die 4.500-Dollar-Marke attackiert. Drei völlig unterschiedliche Geschichten – und doch erzählen sie alle vom selben Phänomen: Wie schnell sich Machtverhältnisse verschieben, wenn ein einzelner Katalysator die Erwartungen durchbricht.
Die Pille, die 40 Milliarden Dollar wert ist
Novo Nordisk hat es geschafft. Nach anderthalb Jahren im freien Fall, nach Gewinnwarnungen und Marktanteilsverlusten an Eli Lilly, kommt die Wende ausgerechnet in Tablettenform: Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat Wegovy als erste Abnehmpille zugelassen. Das klingt zunächst unspektakulär – ist aber ein strategischer Durchbruch. Denn während die Dänen bislang nur Spritzen anboten, öffnet sich nun ein völlig neuer Markt: Menschen mit Spritzenphobie, die bisher außen vor blieben.
Die Zahlen sprechen für sich. In einer 64-Wochen-Studie verloren Patienten mit der 25-Milligramm-Dosis durchschnittlich 16,6 Prozent ihres Körpergewichts – vergleichbar mit der injizierbaren Version. Der Verkaufsstart ist für Anfang Januar geplant, der Preis liegt bei 149 Dollar pro Monat. Novo Nordisk hat zudem einen Deal mit der Trump-Regierung: Die Pille wird über die Website TrumpRx direkt an Selbstzahler vertrieben, was den Vertriebskanal massiv erweitert.
Doch der wahre Clou liegt im Timing. Konkurrent Eli Lilly arbeitet zwar ebenfalls an einer Abnehmpille namens Orforglipron, doch die Zulassung wird erst für März 2026 erwartet. Novo Nordisk verschafft sich damit einen Vorsprung von mindestens zwei Quartalen – in einem Markt, der von Geschwindigkeit lebt. Die Aktie reagierte prompt: Nach einem Plus von knapp 10 Prozent in Kopenhagen notiert sie wieder bei rund 335 dänischen Kronen. Das ist noch weit entfernt vom Rekordhoch von über 1.000 Kronen im Juni 2024, aber es ist das erste echte Lebenszeichen seit Monaten.
Für deutsche Anleger bleibt die Frage: Ist das der Boden oder nur eine technische Gegenbewegung? Die Antwort hängt davon ab, ob Novo Nordisk die nächsten Quartale nutzt, um verlorene Marktanteile zurückzuerobern. Der europäische Pharma-Index legte am Dienstag um 1,4 Prozent zu – getrieben vor allem von Roche und Novartis, die ebenfalls auf neue Höchststände kletterten. Die Branche setzt offenbar darauf, dass 2026 ein besseres Jahr wird.
Die Übernahme, die niemand kommen sah
Während Novo Nordisk um seinen Platz an der Spitze kämpft, explodiert eine deutsche Nebenwerte-Aktie völlig unter dem Radar: Brockhaus Technologies schoss am Dienstag um über 50 Prozent nach oben. Der Grund: Das Unternehmen verkauft seine 52-prozentige Beteiligung an der BLS Beteiligungs GmbH, besser bekannt als Bikeleasing. Der anteilige Kaufpreis für Brockhaus liegt bei rund 240 Millionen Euro – mehr als das Doppelte der gesamten Marktkapitalisierung vom Vortag, die bei nur 126 Millionen Euro lag.
Das ist keine Randnotiz, sondern ein Lehrstück darüber, wie schnell Bewertungen kippen können. Brockhaus Technologies war am Markt offenbar massiv unterbewertet, weil Investoren den Wert der Beteiligung nicht erkannten oder nicht einpreiswillig waren. Jetzt, da der Verkauf konkret wird, korrigiert der Markt binnen Stunden. Für Anleger, die auf solche Sondersituationen spekulieren, ist das ein Glücksfall – für alle anderen eine Erinnerung daran, dass Nebenwerte oft ineffizient bewertet sind.
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Gold knackt die 4.500er-Marke – und niemand weiß, wo die Reise endet
Während Aktien zwischen Hoffnung und Enttäuschung pendeln, kennt Gold derzeit nur eine Richtung: nach oben. Die Feinunze kratzte am Dienstag mit 4.497 Dollar an der 4.500er-Schwelle und notiert damit rund 70 Prozent höher als zu Jahresbeginn. Das ist der stärkste Jahresanstieg seit 1979 – und er speist sich aus einer toxischen Mischung: Zinssenkungserwartungen in den USA, geopolitische Spannungen zwischen den USA und Venezuela sowie anhaltende Käufe von Zentralbanken, die ihre Reserven diversifizieren.
Auch Silber zieht mit: Die Feinunze kletterte erstmals über 70 Dollar, während Platin auf ein 17-Jahres-Hoch stieg. Die Edelmetall-Rally ist kein Zufall, sondern ein Symptom für tiefer liegende Unsicherheiten. Investoren suchen Schutz vor Währungsabwertung, Inflation und politischen Risiken – und sie finden ihn in physischen Assets. Für deutsche Anleger, die auf Euro-Basis rechnen, verstärkt sich der Effekt noch: Der Euro zog am Dienstag auf 1,1780 Dollar an, was die Dollar-Gewinne bei Gold zusätzlich hebelt.
Doch Vorsicht: Die Rally ist bereits weit gelaufen. Wer jetzt einsteigt, kauft nahe am Allzeithoch – und das in einem Markt, der von dünnen Weihnachtsumsätzen geprägt ist. Jede kleine Korrektur könnte überproportional ausfallen, weil die Liquidität fehlt. Trotzdem bleibt Gold das Barometer für Vertrauen – oder dessen Abwesenheit.
Der DAX tritt auf der Stelle – aber die Schweiz feiert
Während Gold glänzt und Pharma-Aktien steigen, zeigt sich der DAX unbeeindruckt: Mit einem Plus von 0,2 Prozent auf 24.340 Punkte bewegt sich der deutsche Leitindex kaum vom Fleck. Die Umsätze sind dünn, viele Marktteilnehmer haben sich bereits in die Weihnachtspause verabschiedet. Ganz anders die Schweiz: Der SMI kletterte auf ein neues Allzeithoch bei 13.242 Punkten, getrieben von den Pharma-Schwergewichten Roche und Novartis sowie den Versicherern Swiss Re und Zurich Insurance.
Die Botschaft ist klar: Defensive Qualitätsaktien sind gefragt, wenn die Unsicherheit steigt. Der Euro-Stoxx-50 stagniert, die europäischen Automobilwerte bleiben unter Druck – Mercedes-Benz zahlt 150 Millionen Dollar, um einen Diesel-Rechtsstreit in den USA beizulegen, und die EU-Absatzzahlen für November zeigen zwar ein Plus von 2,1 Prozent, doch das reicht kaum, um die strukturellen Probleme der Branche zu übertünchen.
Was diese Woche noch kommt
Am Mittwoch wird an den US-Börsen nur verkürzt gehandelt, am Donnerstag bleiben sie wegen Weihnachten geschlossen. Das bedeutet: Wer jetzt noch positioniert ist, sollte auf dünne Märkte und überproportionale Ausschläge vorbereitet sein. Die Liquidität ist raus, die Volatilität könnte steigen. Am Freitag öffnen die Börsen wieder – dann wird sich zeigen, ob die Jahresendrally noch Kraft hat oder ob Gewinnmitnahmen einsetzen.
Bis dahin bleibt die Frage: Wer gewinnt das Rennen um die Abnehmpille, wer profitiert von der Edelmetall-Rally – und wer bleibt auf der Strecke, weil er die Zeichen der Zeit nicht erkannt hat? Die Märkte sortieren sich neu, und manchmal entscheiden wenige Tage über die Richtung der nächsten Monate.
Einen besinnlichen dritten Advent und einen wachsamen Blick auf die Kurse wünscht Ihnen
Andreas Sommer


