Novo Nordisk, Lilly & Eli Lilly: Wenn Pharma-Giganten Milliarden-Deals abschließen – und Anleger genau hinsehen sollten

Eli Lilly schließt Übernahme von Adverum ab, während Novo Nordisk seine Evotec-Beteiligung reduziert. BioNTech meldet positive Studiendaten für einen Krebsantikörper.

Novo Nordisk, Lilly & Eli Lilly: Wenn Pharma-Giganten Milliarden-Deals abschließen – und Anleger genau hinsehen sollten
Kurz & knapp:
  • Lilly übernimmt Gentherapie-Spezialist Adverum Biotechnologies
  • Novo Nordisk reduziert Beteiligung an Evotec um fünf Prozent
  • BioNTech mit vielversprechenden Phase-2-Daten zu Pumitamig
  • Markt reagiert unterschiedlich auf die strategischen Schritte

Liebe Leserinnen und Leser,

während die Märkte gebannt auf die Fed-Entscheidung am Mittwoch starren, laufen im Hintergrund Transaktionen ab, die das Gesicht der Pharmaindustrie neu zeichnen. Eli Lilly schließt die Übernahme von Adverum für 3,56 Dollar je Aktie plus Meilensteinzahlungen ab – ein Deal, der die Gentherapie-Pipeline des Konzerns stärken soll. Gleichzeitig reduziert Novo Nordisk Holdings still und leise seine Beteiligung an Evotec um fünf Prozentpunkte auf knapp 3,4 Prozent – ein Schritt, der die Hamburger Aktie um über sieben Prozent abstürzen lässt. Und während BioNTech mit ermutigenden Phase-2-Daten zu seinem bispezifischen Antikörper Pumitamig aufwartet, zeigt sich: Die Pharmabranche konsolidiert, investiert und setzt auf Innovation – doch nicht jeder Schritt wird vom Markt honoriert. Was diese Entwicklungen für Anleger bedeuten und warum gerade jetzt Aufmerksamkeit gefragt ist, beleuchten wir heute.

Eli Lilly komplettiert Adverum-Übernahme: Gentherapie für alternde Augen

Der Deal ist durch: Eli Lilly hat die Übernahme von Adverum Biotechnologies abgeschlossen und zahlt 3,56 Dollar je Aktie in bar sowie bis zu 8,91 Dollar in bedingten Meilensteinzahlungen. Insgesamt wurden rund 64 Prozent der ausstehenden Aktien angedient – genug, um die Transaktion zu vollziehen. Für Lilly ist dieser Schritt strategisch: Adverum entwickelt Gentherapien für Augenerkrankungen, insbesondere altersbedingte Makuladegeneration. Mit dem Kandidaten Ixoberogene Soroparvovec (Ixo-vec) könnte Lilly künftig eine einmalige intravitreale Injektion anbieten, die lebenslange Therapie ersetzt – ein Paradigmenwechsel in der Augenheilkunde.

Andrew Adams, Group Vice President bei Lilly, betont: „Diese Übernahme bietet die Chance, das Potenzial der Gentherapie zu erweitern, um die Last altersbedingter Erkrankungen wie Sehverlust zu lindern.“ Die Integration von Adverums Team und Technologie soll rasch erfolgen. Für Anleger bedeutet das: Lilly setzt nicht nur auf Blockbuster wie Mounjaro und Zepbound, sondern diversifiziert gezielt in hochspezialisierte Therapiefelder. Die Frage bleibt, ob die Meilensteinzahlungen jemals fällig werden – und ob Ixo-vec die klinischen Erwartungen erfüllt.

Novo Nordisk dreht an der Evotec-Schraube – und der Kurs bricht ein

Während Lilly kauft, verkauft Novo Nordisk. Die dänische Holdinggesellschaft des Pharmakonzerns hat laut Bloomberg rund 9,4 Millionen Evotec-Aktien zu 5,10 Euro je Stück platziert – das entspricht etwa fünf Prozent des Grundkapitals. Vor der Transaktion hielt Novo Nordisk Holdings noch 8,4 Prozent an den Hamburgern und war damit zweitgrößter Aktionär. Der Schritt kommt nicht völlig überraschend: Novo war 2017 über eine Kapitalerhöhung größer bei Evotec eingestiegen, doch die Beziehung hat sich abgekühlt. Parallel verkaufte Evotecs Tochter Just-Evotec Biologics ihren Standort in Toulouse an Sandoz für 350 Millionen Dollar – Geld, das dringend benötigt wird.

Die Evotec-Aktie reagierte prompt: Minus 7,2 Prozent am Dienstag, Schlusskurs bei 5,10 Euro. Für Anleger ist das ein Warnsignal. Wenn ein strategischer Partner wie Novo Nordisk seine Position reduziert, stellt sich die Frage: Sieht der Konzern keine langfristige Perspektive mehr in der Kooperation? Oder ist der Verkauf schlicht Portfolio-Management? Fakt ist: Evotec kämpft seit Monaten mit operativen Herausforderungen und schwacher Nachfrage. Der Toulouse-Deal bringt Liquidität, doch die strategische Neuausrichtung bleibt unklar. Wer auf eine Erholung der Aktie setzt, braucht starke Nerven – und sollte die nächsten Quartalszahlen genau studieren.

BioNTech und Bristol Myers Squibb: Pumitamig zeigt Potenzial bei dreifach negativem Brustkrebs

Nicht alle Pharma-News sind düster. BioNTech und Bristol Myers Squibb haben vielversprechende Zwischenergebnisse ihrer globalen Phase-2-Studie zu Pumitamig (BNT327/BMS986545) vorgelegt. Der bispezifische PD-L1xVEGF-A-Antikörper zeigte in Kombination mit Chemotherapie bei lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem dreifach negativem Brustkrebs (TNBC) eine bestätigte objektive Ansprechrate von 61,5 Prozent und eine Krankheitskontrollrate von 92,3 Prozent – unabhängig vom PD-L1-Expressionslevel. Das ist bemerkenswert, denn gerade Patienten mit PD-L1-negativen oder -armen Tumoren hatten bislang wenige Therapieoptionen.

Prof. Dr. Özlem Türeci, Mitgründerin und Chief Medical Officer von BioNTech, zeigt sich ermutigt: „Diese Daten unterstreichen das tumorübergreifende Potenzial von Pumitamig.“ Auch Anne Kerber von Bristol Myers Squibb betont die Bedeutung für Patienten mit niedrigem PD-L1-Status. Die Verträglichkeit war akzeptabel: Behandlungsbedingte schwere Nebenwirkungen traten bei rund 40 Prozent der Patienten auf, es gab keine Todesfälle im Zusammenhang mit Pumitamig. Für BioNTech ist das ein wichtiger Meilenstein jenseits der mRNA-Technologie – und zeigt, dass der Konzern breit aufgestellt ist. Anleger sollten die weiteren Studienergebnisse im Auge behalten: Gelingt der Nachweis in Phase 3, könnte Pumitamig zum Blockbuster werden.

Was diese Pharma-Deals für Anleger bedeuten

Die drei Entwicklungen illustrieren die Dynamik der Branche: Eli Lilly investiert gezielt in Zukunftstechnologien, Novo Nordisk optimiert sein Portfolio, und BioNTech beweist wissenschaftliche Breite. Doch die Reaktionen zeigen auch: Der Markt ist selektiv. Lillys Aktie bewegte sich kaum, BioNTech könnte von positiven Daten profitieren – und Evotec wird abgestraft, weil ein Großaktionär aussteigt. Für deutsche Anleger heißt das: Pharma bleibt ein Sektor mit hohem Risiko und hoher Chance. Wer auf Innovation setzt, sollte die Pipeline-Entwicklung verfolgen. Wer auf Stabilität setzt, schaut auf etablierte Blockbuster und Cashflow. Und wer auf Turnarounds hofft, braucht Geduld – und ein dickes Fell.

Ausblick: Fed-Entscheidung und Arbeitsmarktdaten im Fokus

Während die Pharma-Deals die Schlagzeilen bestimmen, bleibt der Blick der Märkte auf die US-Notenbank gerichtet. Am Mittwochabend wird die Fed mit hoher Wahrscheinlichkeit die Zinsen um 25 Basispunkte senken – doch entscheidend wird die Kommunikation zum weiteren Zinspfad. Zuvor stehen am Nachmittag die JOLTS-Daten zu offenen Stellen an, die Hinweise auf die Arbeitsmarktverfassung geben könnten. Sollten die Zahlen robust ausfallen, dürfte die Fed eine Zinspause für 2026 signalisieren – was die Aktienmärkte unter Druck setzen könnte. Gleichzeitig laufen in Europa die Vorbereitungen auf die EZB-Sitzung am 18. Dezember. Anleger sollten sich auf erhöhte Volatilität einstellen – und darauf, dass die Märkte jede Nuance in den Statements der Notenbanker auf die Goldwaage legen werden.

Bis morgen – und bleiben Sie informiert,
Andreas Sommer

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