Hallo zusammen,
ein Paukenschlag aus den USA und beeindruckende Zahlen aus dem Herzen des KI-Booms – der heutige Handelstag wurde maßgeblich von zwei zentralen Ereignissen geprägt: Ein US-Gericht kippte überraschend einen Großteil der umstrittenen Trump-Zölle, und der Chip-Gigant Nvidia pulverisierte erneut die Erwartungen. Beide Nachrichten sorgten für spürbare Kursbewegungen und eine Welle des Optimismus, zumindest auf den ersten Blick. Doch was bedeuten diese Entwicklungen wirklich für uns Anleger in Deutschland? Handelt es sich um nachhaltige Trendwenden oder nur um Momentaufnahmen in einem weiterhin komplexen Marktumfeld? Werfen wir einen genaueren Blick auf die Details und die Implikationen.
Nvidia Aktie: Der KI-König liefert – trotz aller Stürme
Beginnen wir mit dem Star des Tages, wenn nicht sogar des Börsenjahres: Nvidia. Der Spezialist für KI-Chips hat mit seinen Quartalszahlen einmal mehr unter Beweis gestellt, warum er als das Epizentrum des aktuellen Technologie-Hypes gilt. Umsatz und Gewinn übertrafen die Analystenschätzungen deutlich – der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um beeindruckende 69 Prozent auf rund 44 Milliarden US-Dollar, und auch der Ausblick auf das laufende Quartal mit erwarteten 45 Milliarden Dollar Umsatz stimmt zuversichtlich. Die Aktie reagierte entsprechend euphorisch und legte kräftig zu, womit das Rekordhoch wieder in greifbare Nähe rückt.
Das "Warum" hinter diesem Erfolg ist die ungebrochene, massive Nachfrage nach Rechenleistung für Künstliche Intelligenz. Selbst die erheblichen Belastungen durch US-Exportbeschränkungen nach China scheinen diesen Trend nur bedingt bremsen zu können. Nvidia bezifferte den Umsatzausfall durch diese Restriktionen allein für das laufende Quartal auf beachtliche 8 Milliarden US-Dollar. Konzernchef Jensen Huang warnte in diesem Zusammenhang eindringlich davor, dass die US-Handelspolitik dazu führen könnte, dass chinesische Anbieter die globale Führung im KI-Markt übernehmen. Interessanterweise lobte er aber auch Ex-Präsident Trump dafür, weitergehende Ausfuhrbeschränkungen der vorherigen Regierung gestoppt zu haben. Die neue Chip-Generation "Blackwell" scheint zudem gut anzukommen.
Für den deutschen Markt hat Nvidias Stärke Signalwirkung: Aktien aus dem Halbleitersektor wie Infineon, Aixtron und Süss Microtec zeigten sich heute ebenfalls beflügelt. Analysten weltweit überschlugen sich mit positiven Kommentaren und Kurszielerhöhungen für Nvidia, auch wenn vereinzelt auf die Risiken des China-Geschäfts und die bereits ambitionierte Bewertung hingewiesen wurde. Es bleibt die Frage, wie lange Nvidia dieses atemberaubende Wachstumstempo halten kann und ob die Erwartungen nicht irgendwann zu hoch geschraubt sind.
US-Handelspolitik: Hoffnungsschimmer mit deutlichen Fragezeichen
Das zweite große Thema, das heute für Aufsehen sorgte, war ein Urteil des US-Gerichts für Internationalen Handel. Dieses erklärte die meisten der von Ex-Präsident Trump auf Basis des International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) verhängten Strafzölle für nichtig, da der Präsident seine Kompetenzen überschritten habe. Die Märkte reagierten zunächst positiv, insbesondere exportorientierte Werte wie die der Automobilhersteller und auch die Apple-Aktie konnten profitieren.
Doch die Euphorie wurde schnell von einer gewissen Ernüchterung abgelöst. Die Trump-Regierung hat bereits Berufung eingelegt und könnte bis vor den Obersten Gerichtshof ziehen. Zudem, so betonen Experten, stünden der Regierung auch andere Instrumente zur Verfügung, um ähnliche Zölle zu erheben. Die Unsicherheit bleibt also. Verschärft wird diese durch neue Meldungen, wonach die USA nun diverse Unternehmen angewiesen haben, Lieferungen von Chip-Design-Software (betroffen wären etwa Cadence, Synopsys und Siemens EDA), bestimmten Chemikalien und anderen Gütern nach China ohne Lizenz zu stoppen. Dies zeigt, dass der handelspolitische Druck auf China auf anderen Wegen aufrechterhalten oder gar intensiviert wird. Für deutsche Unternehmen, die stark vom Export oder von globalen Lieferketten abhängig sind, bleibt die Handelspolitik der USA ein schwer kalkulierbarer Faktor.
Zusätzlich wurde bekannt, dass die Trump-Administration eine milliardenschwere Kreditgarantie für den Solarinstallateur Sunnova gestrichen hat. Ein weiteres Zeichen für eine mögliche Neuausrichtung der Energie- und Wirtschaftspolitik.
Tech-Giganten: Zwischen lokalen Abgaben und globalen Machtspielen
Abseits der großen Linien gab es auch bei anderen Tech-Schwergewichten interessante Entwicklungen:
In Deutschland prüft die Regierung weiterhin einen sogenannten "Plattform-Soli". Kulturstaatsminister Weimer brachte eine Abgabe von 10 Prozent auf Onlinewerbeleistungen für große Internetkonzerne wie Alphabet (Google) und Meta ins Spiel, nach österreichischem Vorbild. Die Aktien der US-Konzerne zeigten sich davon bisher unbeeindruckt, doch die Diskussion über eine stärkere Besteuerung der Tech-Riesen dürfte uns hierzulande weiter begleiten. Google sorgte zudem mit fehlerhaften Autobahnsperrungen bei Google Maps für Irritationen und kündigte den Direktvertrieb seiner Pixel-Geräte in Indien an.
Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Infineon?
Tesla-Chef Elon Musk beendet planmäßig seinen Einsatz als Berater in der US-Regierung und will sich wieder stärker auf seine Unternehmen konzentrieren. Das kam an der Börse gut an, die Tesla-Aktie legte zu. Zusätzlich kündigte Musk an, dass die ersten selbstfahrenden Model Y bereits im Juni ausgeliefert werden sollen, einen Monat früher als geplant. Ein kleiner Nebenaspekt waren erneute Aktienverkäufe durch seinen Bruder Kimbal Musk, denen Marktbeobachter aber kaum Signalwirkung beimessen.
Weniger erfreulich lief es für Salesforce. Obwohl der SAP-Konkurrent mit seinen Quartalszahlen die Erwartungen übertraf und die Jahresprognose anhob, geriet die Aktie unter Druck. Analysten zeigten sich besorgt über die geplante milliardenschwere Übernahme des Datenspezialisten Informatica und kritisierten eine nachlassende Dynamik im Kerngeschäft des Softwareanbieters.
Auch HP Inc. enttäuschte mit einer gesenkten Jahresprognose, was die Aktie deutlich belastete.
Krypto-Ecke: Bitcoin hält sich stabil
Der Bitcoin-Kurs zeigte sich in den letzten Handelstagen eher stabil und pendelte um die Marke von 108.000 US-Dollar. Aus den uns vorliegenden Quellen gab es heute keine tiefgreifenden, kursbewegenden Nachrichten aus dem reinen Krypto-Sektor. Es scheint, als warte der Markt hier auf neue Impulse, während die traditionellen Aktienmärkte von den oben genannten Themen dominiert wurden.
Deutsche Werte im Blickpunkt
- Vonovia: Die Aktie des Immobilienkonzerns litt heute unter dem Dividendenabschlag und notierte am DAX-Ende.
- Deutsche Telekom: Trotz eines von der Ratingagentur S&P auf "positiv" angehobenen Ausblicks gab die T-Aktie leicht nach.
- freenet: Eine Abstufung durch die Citigroup setzte dem Papier des Telekommunikationsanbieters zu.
Mein Fazit: Differenzierte Chancen und bleibende Risiken
Der heutige Handelstag war geprägt von markanten Nachrichten, die sowohl für Erleichterung als auch für fortbestehende Unsicherheit sorgten. Nvidias beeindruckende Stärke gibt dem KI-Narrativ weiter Auftrieb, doch die Abhängigkeit vom chinesischen Markt und die geopolitischen Verwerfungen bleiben unübersehbar. Das Urteil zu den US-Zöllen mag ein kurzfristiger Hoffnungsschimmer sein, die generelle handelspolitische Konfrontation schwelt jedoch weiter und findet neue Ausprägungen wie bei den Software-Exporten.
Für Sie als Anleger in Deutschland bedeutet das, weiterhin wachsam zu sein. Die Erleichterung an den Märkten könnte trügerisch sein, wenn sich die Zoll-Thematik als nicht nachhaltig gelöst erweist oder Nvidia die extrem hohen Erwartungen in Zukunft nicht mehr erfüllen kann. Spannend zu beobachten bleibt, wie sich die deutsche Politik gegenüber den Tech-Giganten positioniert und ob Tesla unter Musks voller Konzentration neue Impulse setzen kann. Die kommenden Konjunkturdaten und die weitere Entwicklung im US-Handelsstreit werden sicherlich wichtige Indikatoren für die weitere Marktrichtung sein.
Ich wünsche Ihnen einen erkenntnisreichen Abend!
Herzlichst,
Ihr Andreas Sommer
Infineon-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Infineon-Analyse vom 29. Mai liefert die Antwort:
Die neusten Infineon-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Infineon-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 29. Mai erfahren Sie was jetzt zu tun ist.
Infineon: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...