Der Untertitel zu den folgenden „Öl Aktien“-Ausführungen könnte auch lauten: „Kennzahlen sind nicht alles“. Die Frage aus dem Titel wurde in den letzten Monaten derart häufig diskutiert, dass man es praktisch schon nicht mehr hören kann. Es soll heute auch keine neue Diskussion zu Öl Aktien beginnen, die Antwort kann sich jeder selbst geben, wie er es für richtig erachtet.
Mit meinem Artikel auf Trading-Treff möchte ich vielmehr zeigen, welche Ergebnisse man erzielen kann, wenn man fernab der Social- und Mainstream-Medien einfach seine Strategie durchzieht. Der Fokus liegt hier weniger auf nackten Kennzahlen, denn die helfen oft nicht, wirklich gute Einstiegspunkte zu finden.
Das Zeitalter von Öl ist begrenzt
Die zwei Hauptargumente die einem beim Thema Öl immer wieder begegnen sind: Das Öl-Zeitalter neigt sich dem Ende und Öl-Konzerne haben keine Zukunft mehr. Dazu waren sich viele einig, dass es einen Öl-Preis von 120 USD sobald nicht mehr geben. In der Folge daraus wurde unterstellt, dass Öl-Konzerne keine Gewinne mehr erzielen können.
Ganz grob gesehen, unterstreiche ich diese beiden Thesen. Ja, das Öl-Zeitalter neigt sich dem Ende und ein Öl-Preis von 120 USD werden wir so schnell nicht wieder sehen. ABER …
Sind auch die Öl Aktien vor dem Ende?
Das Öl-Zeitalter neigt sich bereits seit Jahrzehnten dem Ende. Und irgendwann, wird das Ende auch kommen. Aber, dass wird nicht morgen, nicht nächstes Jahr und auch nicht in den nächsten zwei Jahrzehnten sein. Das ist meine ganz persönliche Meinung. Öl wird noch sehr lange gebraucht und zudem ist genügend Öl vorhanden.
Woran mache ich das fest? Ganz einfach, die Öl-Konzerne wissen genau auf welchen Reserven sie sitzen. Ihr Interesse ist es Angst vor dem Ende zu schüren, denn durch Öl-Knappheit steigt der Preis wie von selbst. Ich glaube die Konzerne haben mehr Angst davor, dass irgendwer genau ermitteln könnte, wie viel Öl es tatsächlich noch gibt. Wenn das Mengen wären, die durch geringeren Öl-Verbrauch, noch viele Jahrhunderte ausreichen würden, dann wäre das ein Schreckens-Szenario für die Öl-Konzerne. Ihr Öl würde einfach nichts mehr wert sein.
Des Weiteren bin ich fest der Meinung, dass irgendwann die größten Konzerne der Welt, das nahende Ende sehend, wie von selbst aktiv werden und in andere Geschäftsbereiche investieren werden. Heute müssen sie das nicht. Daher sind sie auch nur zögerlich unterwegs mit Investitionen in alternative Energien, mit denen sie heute keine vergleichbaren Margen erzielen können.
Aber wenn sie ihre Existenz bedroht sehen, dann werden sie zuschlagen. Und von heute auf morgen, einfach nur durch den Einsatz ihres Cashflows, werden sie dann ebenso zu Marktführern zählen bei alternativen Energiethemen. Welche das auch immer in der Zukunft sein werden.
Öl-Preise von 120 USD sehen wir nicht wieder
Der zweite Punkt betrifft einen Öl-Preis von 120 USD. Zuletzt lag der Preis für Öl der Sorte Brent zwischen 2011 und Mitte 2014 auf diesem Niveau. Dazu habe ich euch den Chart mal eingeblendet. Ihr seht dort den Öl-Preis (blau) und den Chart von Royal Dutch Shell (schwarz).
Für diesen Artikel habe ich den Chart der Royal Dutch Shell A Aktien genommen. Wenn du wissen möchtest, was der Unterschied zwischen der A Aktie und der B Aktie bei Shell ist, dann kann ich dir meinen Blogartikel Royal Dutch Shell – Unterschied zwischen Aktie A und Aktie B empfehlen.
Gut zu erkennen ist der Gleichschritt bis Mitte 2014. Das Öl stand am Hoch und der Aktienkurs von Royal Dutch Shell ebenso. Danach ging es abwärts. Allerdings verlor das Barrel Öl weit mehr an Substanz als es die Shell Aktie tat. Auch aus heutiger Sicht, hat Öl noch unheimliches Aufholpotential, während die Shell Aktie bereits wieder nahe ihres 2014er Hochs angekommen ist. Dazu hat Shell all die Jahre auch noch die Dividende kontinuierlich weitergezahlt. Diese Ausschüttungen mit eingepreist, dürften wir heute praktisch bereits deutlich höher stehen als noch vor drei bis vier Jahren. Das darf gern mal jemand ausrechnen.
Der Grund für diese unterschiedliche Entwicklung ist sehr simpel. Die Öl-Konzerne brauchen heute keine 120 USD mehr, um Geld zu drucken. Damals standen den 120 USD, Kosten je Barrel von teilweise über 80 USD gegenüber. Nach den Abspeckkuren der letzten Jahre wurden die Kosten massiv gesenkt und der Fokus wurde konzentriert auf Profitabilität gelegt. Alles was sich nicht mehr rechnete, fiel dem Rotstift zum Opfer. Aktuell können die großen Öl-Konzerne bereits ab 50 USD Gewinne schreiben – lt. Statements der CEOs von Shell, BP und Total im Zuge der letzten Quartalszahlen.
Erste Analysten bezweifeln diese Aussagen und haben bereits errechnet, dass die Konzerne, allen voran Royal Dutch Shell bereits ab einem Öl-Preis von 40 USD profitabel sind (Quelle: Der Aktionär). Und selbst dieses Niveau reicht den Öl-Konzernen nicht. Als Ziel haben sie sich die Marke von unter 30 USD gesetzt!
Utopie aus dem Jahr 2065? Nein, gar nicht. Für das Jahr 2020 sind diese Marken bereits geplant und ich bin zuversichtlich gestimmt, dass dies auch in etwa eintreten wird. Und selbst, wenn es nur 33 USD werden …
Und wenn man dann einen prognostizierten durchschnittlichen Öl-Preis von 60 USD dagegen stellt, dann fällt einem sofort auf, dass die Gewinnmarge deutlich höher ist, als zu Zeiten der letzten Öl-Preishochs. Royal Dutch Shell und Co. werden daher in den kommenden zwei Jahren, höhere Gewinne erzielen, mit einem Öl-Preis der nur halb so hoch liegt wie in den letzten Jahren.
Was geschieht mit den Gewinnen der Öl Aktien?
Die zuletzt noch unbezahlbaren Dividenden wieder erhöhen? In den letzten Jahren, gaben die Konzerne zum Teil neue Öl Aktien als Dividenden aus. Das nennt sich in der Praxis Stockdividende und anstatt Cash erhalten die Aktionäre neue Aktien. Die wiederum sind bei der nächsten Ausschüttung auch dividendenberechtigt. Du möchstest mehr zum Thema Stockdividende wissen, dann empfehle ich meinen Blogartikel Stockdividende – schon mal gehört?.
Die Ausgabe von neuen Aktien als Bar-Dividendenersatz hat den Vorteil, dass die mageren Cash-Polster (während einer finanziellen Durststrecke) nicht so arg strapaziert werden. Die Konzerne können ihre teuren Dividenden praktisch besser finanzieren. Der Nachteil ist allerdings, dass es mit jedem Quartal mehr Aktien gibt, die im kommenden Quartal auch wieder dividendenberechtigt sind. Langfristig beißt sich durch die Verwässerung, die Katze in den eigenen Schwanz.
Bei Royal Dutch Shell gab es im Jahr 2012 noch 6.306 Millionen Aktien. Heute ist die Anzahl der ausstehenden Aktien bereits um 30% auf 8.174 Millionen Stück angewachsen. Allein um die neu ausgegebenen Aktien zurückzukaufen, müsste Shell heute mehr als 52 Milliarden Euro ausgeben! Es besteht also genügend Potential, dass man in den kommenden Jahren sukzessive unzählige Aktien einsammelt.
Bei BP stieg die Anzahl der ausstehenden Aktien nur um ca. 7%, allerdings in den letzten 2 Jahren. Was also tun, jetzt wo die Gewinne wieder sprudeln? BP geht meiner Meinung nach den richtigen Weg und kauft die eigenen Aktien nach und nach wieder zurück. Damit wollen sie eben die Verwässerung durch die Aktiendividende kompensieren.
Auch die französische Total hat bereits sein Programm für die Stockdividende reduziert. Während der Krise wurden die Aktien der Stockdividenden mit einem Abschlag von 10% ausgegeben. Das lohnte sich schon gut, neben der Dividende auch noch einen Rabatt mitzunehmen. Mittlerweile gibt es nur noch einen 5% Aktienbonus und das Management hat bereits angekündigt in Zukunft keine neuen Aktien mehr für die Dividende auszugeben.
Satte Gewinne mit Öl Aktien
Öl Aktien konnte man während der letzten Monate immer wieder mal günstig kaufen. Aber besonders günstig gab es sie nur während eines ganz kurzen Zeitraums. Der war so kurz und knapp, dass man dennoch fast 8 Wochen Zeit hatte, sich in Ruhe zu überlegen welche Öl Aktien oder auch zahlreiche andere Dividenden Aktien, ins Depot aufgenommen werden sollen.
8 Wochen sind 8 Wochenenden und mehr als man Jahresurlaub nehmen könnte. Die Zeit hätte mehr als genug ausgereicht um an 56 Tagen sich jeweils gut 1 Stunde Zeit für seinen Vermögensaufbau zu nehmen. Gerade für langfristig orientierte Investoren kann es also keine Ausreden geben.
Rechts im Bild seht ihr einen Auszug des Dividenden-Alarm Indikators. Angezeigt wird hier die letzte Kaufphase Anfang 2016. Laut Idee der Dividenden-Alarm Strategie, wird massiv während dieser Phase investiert. Und wer das getan hat, der kann sich bereits heute, über ein üppiges Depot freuen.
Während diesem gut 8-wöchigen Zeitraums der Kaufphase, wurden die absoluten Tiefstkurse am Markt erzielt. Das galt nicht nur für Öl Aktien, auch 99 andere Dividenden Aktien die der Dividenden-Alarm überwacht, generierten Kaufsignale.
Und das Beste was einem bei der Dividenden-Alarm Strategie passieren kann, ist das Zusammenspiel von Kaufphase und Kaufsignal. Um das besser zu visualisieren, habe ich euch mal in die Charts von Royal Dutch Shell und BP die Kaufphase eingezeichnet. Die eigentlichen Kaufsignale bei den beiden Aktien, gab es schon weit vorher und auch danach. Aber zusammen mit der Kaufphase des Indikators wurde daraus ein wirklich lukratives Setup.
„Aktienkurse interessieren mich nicht“. „Aktien kann man immer kaufen, der Aktienkurs spielt keine Rolle“. Solche und ähnliche Sprüche höre ich nahezu jede Woche. Irgendwer gibt sie immer zum Besten. Ich bin geneigt dem zuzustimmen. Allerdings unter einer einzigen Bedingungen. Der Zusatz „während einer Kaufphase“ wäre für mich absolut bindend!
Schaut euch die beiden Charts von Shell und BP nochmal an. Alle Kurse innerhalb der eingezeichneten Kaufphase sind praktisch Wunschkurse für einen langfristigen Einstieg. Ob man seine Shell Aktien nun für 20 Euro oder 19 Euro oder 18 Euro oder vielleicht mit Glück auch 17 Euro gekauft hätte, spielt in einer späteren Gesamtbetrachtung nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist es, überhaupt an diesem Tiefpunkt investiert zu haben.
Da man den absoluten Tiefpunkt sowieso nur mit viel Glück treffen kann, sollte man den Hauptanteil seiner Cashposition zumindest in der Nähe des Markttiefs investieren. Hilfreich kann hierbei eine Trailing Stop Order sein. Gerade bei stark und schnell fallenden Kursen zieht diese Orderart das eigentliche Kauflimit mit nach unten und wird erst ausgelöst, wenn der Kurs sich über eine vorher definierte Schwelle bewegt. Genauer erklärt habe ich diese Orderart in meinem letzten Artikel auf Trading-Treff ausführlich erklärt: Wie funktioniert eine Trailing Stop Order?
Und genau das ist meine Vorgehensweise. Ich orientiere mich mit meinen Investments, bis auf wenige außerordentliche Ausnahmen, an den Phasen des Dividenden-Alarm Indikators und konzentriere mich dann nur auf Aktien mit einem Kaufsignal. Gerade an den panikartigen Markttagen sammle ich mit Hilfe der Trailing Stop Order zahlreiche Werte auf absolut tiefem Niveau ein.
Ich kaufe nicht blind oder weil die Bewertung historisch gesehen günstig ist. Nein, vielmehr nutze ich die Signale um mich mit den Unternehmen, deren Situation und Perspektive zu beschäftigen. Dabei ist die Betrachtung von Kennzahlen leider oft nicht hilfreich. Warum? Lies weiter.
Kennzahlen sind nicht alles
Ich sage es oft genug. Für das erkennen lukrativer Potentiale, sind viele Kennzahlen oft nicht hilfreich. Man muss sich mit den Unternehmen befassen, die Chancen erkennen, dem Management zuhören und auch vertrauen, sowie den Entwicklungen ein wenig Zeit geben.
Ich habe unzählige Menschen getroffen, die aufgrund schlechter Kennzahlen alles was mit Öl Aktien zu tun hat, aus dem Depot geworfen haben. Klar, starke Gewinn- und Umsatzeinbrüche sowie eine Payout-Ratio von knapp 400% bei Royal Dutch Shell, lassen auch nichts gutes vermuten.
Aber die Zahlen allein sagen in solch einer Situation auch rein gar nichts aus. In dem Moment, in dem Quartal oder in dem einen Jahr, ist es nun mal so wie es ist. Dem gegenüber steht bei Royal Dutch Shell eine jahrzehntelange Ausschüttungshistorie, die bisher auch nicht an anderen Krisen scheitere. Dazu liegt es in der Verantwortung des Managements mit unzähligen Maßnahmen den Konzern wieder auf Spur zu bringen.
Mir ist viel wichtiger, was das Management dazu sagt. Und der CEO von Shell (sowie auch BP, Total und Co.) hat sich hinter die Aktionäre gestellt und die Dividendenpolitik verteidigt. Sie sagten, sie werden alles tun um das Geschäft wieder profitabel zu machen. Und, dass es das Letzte ist, was sie tun werden, die Dividende zu kürzen. Das ist mal ein Wort. Und mit den ganzen vorgestellten Transformationsmaßnahmen hatten sie auch genügend Optionen, um eben nicht gleich die Dividende streichen zu müssen.
Wer den Worten seines CEOs sowie seinen angekündigten Maßnahmen keinen Glauben schenken mag, der sollte sich grundsätzlich fragen, ob ein Investment in ein Unternehmen Sinn macht, hinter deren Management man selbst nicht steht. Und wer sich grundsätzlich und vor allem in solchen Marktphasen, ausschließlich auf unzählige Kennzahlen verlässt, der wird nie die wirklich lukrativen Dividendenperlen zum richtigen Zeitpunkt einsammeln können.
Wenn du mehr über die Dividendenhistorie von Royal Dutch Shell erfahren möchtest, dann kann ich dir meinen Artikel Ist die Royal Dutch Shell Dividende langfristig sicher? empfehlen.
Mein Anlagetipp für dich:
Übe dich in Optimismus und verfalle nicht dem Pessimismus!
Fragen, die sich jeder zu Öl-Aktien stellen sollte
Hast du Öl Aktien im Depot?
Wenn ja, wann hast du sie gekauft? Konntest du sie auch innerhalb der Indikator Zone kaufen? Wie hast du für dich den richtigen Marktzeitpunkt ermittelt um zuzuschlagen?
Wenn nein, was hat dich von einem Investment in Öl Aktien abgehalten? Bist du grundsätzlich pessimistisch gestimmt was die Zukunft von Öl betrifft? Von welchem Zeithorizont gehst du aus? Konntest du in der angegebenen Marktphase wenigstens andere Dividendenperlen einsammeln?
Sollte dich allerdings die Vorgehensweise der Dividenden-Alarm Strategie interessieren, dann lies gerne in meinem Blog weiter.
Danke für Ihr Interesse und bis zum nächsten Mal,