RBA hält Zinsen stabil – Inflationsrisiken steigen

Die australische Notenbank belässt den Leitzins, warnt jedoch vor gestiegenen Inflationsrisiken aufgrund einer robusten Wirtschaft und starker Nachfrage. Märkte erwarten nun wieder Zinserhöhungen.

RBA hält Zinsen stabil – Inflationsrisiken steigen
Kurz & knapp:
  • Leitzins bleibt bei 3,6 Prozent stabil
  • Inflationsrisiken haben sich nach oben verschoben
  • Robuste Wirtschaft und Arbeitsmarkt als Treiber
  • Märkte erwarten wieder Zinserhöhungen ab 2026

Die Reserve Bank of Australia (RBA) hat am Dienstag ihren Leitzins bei 3,60 Prozent belassen und damit die Erwartungen der Märkte erfüllt. Doch die Botschaft aus Sydney klingt alles andere als beruhigend: Die Inflationsrisiken haben sich nach oben verschoben, und es könnte länger dauern als gedacht, bis der Preisauftrieb nachhaltig eingedämmt ist. Die australische Wirtschaft zeigt sich robuster als erwartet – eine Entwicklung, die der Zentralbank zunehmend Sorgen bereitet.

Stärkere Nachfrage als kalkuliert

„Die jüngsten Daten deuten darauf hin, dass sich die Inflationsrisiken nach oben verschoben haben“, erklärte die RBA in ihrer Stellungnahme. Besonders die inländische Nachfrage habe sich stärker entwickelt als prognostiziert und könnte zusätzlichen Druck auf die Kapazitäten ausüben. Die Wirtschaft wuchs im vergangenen Quartal so schnell wie seit zwei Jahren nicht mehr – befeuert durch Ausgaben von Unternehmen, Staat und Verbrauchern.

Der Arbeitsmarkt präsentiert sich weiterhin widerstandsfähig. Die Arbeitslosenquote sank im Oktober auf 4,3 Prozent, nachdem sie zuvor bei 4,5 Prozent gelegen hatte. Gleichzeitig erreichten die Immobilienpreise neue Rekordhöhen, während die Kreditvergabe für Wohnimmobilien anzog. Diese Entwicklungen nähren Zweifel daran, ob die Geldpolitik tatsächlich so restriktiv wirkt wie bisher angenommen.

Marktreaktion: Zinserhöhungen wieder im Blick

Die Finanzmärkte reagierten prompt auf die hawkischen Untertöne. Swap-Märkte preisen mittlerweile ein, dass der nächste Zinsschritt nach oben gehen wird – möglicherweise bereits im Mai 2026, was zu etwa 50 Prozent einkalkuliert ist. Für das kommende Jahr erwarten Händler insgesamt Straffungen im Umfang von 38 Basispunkten.

Der australische Dollar zeigte sich nach der Entscheidung weitgehend stabil bei 0,6620 US-Dollar. Dreijährige Staatsanleihen gaben leicht nach, die Renditen stiegen um einen Basispunkt auf 4,058 Prozent. Die Aussage war zwar nicht so straff wie befürchtet, dennoch markiert sie eine deutliche Kehrtwende: Nach drei Zinssenkungen in diesem Jahr scheint der Lockerungszyklus vorerst beendet.

Inflation hartnäckiger als erhofft

Die Kerninflation, gemessen am Trimmed-Mean-Indikator, liegt mit 3,3 Prozent noch immer über dem Mittelpunkt der RBA-Zielspanne von zwei bis drei Prozent. Die Gesamtinflation ist vier Monate in Folge gestiegen und erreichte im Oktober 3,8 Prozent. Die Zentralbank betonte, es gebe Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Wirtschaftsaktivität und der Inflation – nicht zuletzt weil das australische Statistikamt ab Oktober auf eine umfassendere monatliche Erfassung der Verbraucherpreise umgestellt hat.

„Es wird etwas länger dauern, die Beständigkeit des Inflationsdrucks zu beurteilen“, räumte die RBA ein. Zugleich bekräftigte sie ihr Mandat, alles Notwendige zu tun, um Preisstabilität und Vollbeschäftigung zu erreichen. Eine moderate Abkühlung am Arbeitsmarkt werde erwartet – doch davon ist bislang wenig zu sehen.

Globale Geldpolitik im Fokus

Die RBA-Entscheidung reiht sich ein in eine ereignisreiche Woche für Zentralbanken weltweit. Während Australien pausiert, richtet sich der Blick vor allem auf die US-Notenbank Federal Reserve, die am Mittwoch tagt. Eine Zinssenkung um 25 Basispunkte gilt als nahezu sicher – mit 87-prozentiger Wahrscheinlichkeit laut CME FedWatch Tool. Doch die eigentliche Spannung liegt in der Frage, wie es danach weitergeht.

Viele Wall-Street-Banken prognostizieren für 2026 weniger Zinssenkungen als ursprünglich erwartet, getrieben von anhaltenden Inflationssorgen und einer widerstandsfähigeren US-Wirtschaft. Anleihen-Investoren positionieren sich bereits für einen flacheren Lockerungszyklus. Die Märkte rechnen bis Ende 2026 mit Erleichterungen von lediglich 77 Basispunkten.

Auch die Schweizer Nationalbank und die Bank of Canada werden diese Woche ihre Zinsen halten. Die SNB könnte zwar theoretisch lockern, um die Frankenstärke zu kompensieren, liegt aber bereits bei null Prozent und scheut den Schritt in den negativen Bereich. Kanada hingegen wartet ab, während sich die globalen geldpolitischen Koordinaten neu justieren.

Internationale Risikofaktoren

Das globale Umfeld bleibt volatil. In Japan erschütterte am Montag ein Erdbeben der Stärke 7,5 die nordöstlichen Regionen, was rund 90.000 Menschen zur Evakuierung zwang. Die unmittelbaren Marktreaktionen blieben begrenzt – der Yen zeigte sich mit 155,87 pro Dollar weitgehend unbeeindruckt. Dennoch spekulieren Analysten, dass die Bank of Japan eine für nächste Woche erwartete Zinserhöhung verschieben könnte, falls die wirtschaftlichen Schäden gravierend ausfallen.

An den asiatischen Börsen herrschte Vorsicht. Der MSCI Asia-Pacific Index ohne Japan gab 0,28 Prozent nach, während der Nikkei minimal um 0,08 Prozent fiel. Die Nervosität vor den anstehenden Zentralbankentscheidungen prägt das Marktgeschehen. Besonders die Frage, wie restriktiv die Geldpolitik tatsächlich noch ist, beschäftigt Investoren zunehmend.

Australiens robuste Konsumenten

Ein bemerkenswerter Faktor in Australien ist die wiedererwachte Konsumlaune. Nach langer Durststrecke hat sich die Verbraucherstimmung ins Positive gedreht – ein wichtiger Impuls für die weitere Entwicklung der Haushaltsausgaben. Die steigenden Immobilienpreise und aufgehellten Aktienmärkte deuten darauf hin, dass die finanziellen Bedingungen lockerer sein könnten als von der RBA kalkuliert.

Die Zentralbank hatte früher im Jahr auf erste Anzeichen einer wirtschaftlichen Abkühlung reagiert und die Zinsen in drei Schritten um insgesamt 75 Basispunkte gesenkt. Doch die erhoffte Dämpfung blieb aus. Stattdessen erwies sich die Wirtschaft als überraschend widerstandsfähig, was die RBA nun zum Umdenken zwingt.

„Es bestehen Unsicherheiten über den Ausblick für die inländische Wirtschaftsaktivität und Inflation sowie das Ausmaß, in dem die Geldpolitik restriktiv bleibt“, fasste die Notenbank die Lage zusammen. Diese Unsicherheit dürfte die Märkte noch eine Weile begleiten – und macht weitere Zinsschritte nach oben wahrscheinlicher als noch vor Monaten gedacht.

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Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.