Aus rein westlicher Sicht steht Russland isoliert da. Die EU Staaten und besonders die USA verfolgen noch immer ihr Sanktionsregime, in der Hoffnung damit irgendetwas zu erreichen. Was sie erreicht haben, ist die Umorientierung Russlands. Das Land hat mittlerweile seinen Platz gefunden, nicht als Paria, wie es bei uns gerne dargestellt wird, sondern als Mittler.
Russland, der größte Flächenstaat der Erde, erstreckt sich von Europa bis in den Fernen Osten weit hinein nach Asien. Noch vor 30 Jahren verstanden sich die Bewohner der Amur Provinz als Europäer und hatten für ihren östlichen Nachbar nicht viel übrig. Dieses Verhältnis hat sich grundlegend geändert, wie auch die Rolle in der sich Russland mittlerweile wiederfindet. Hierbei muss ich an die Worte des Poeten Alexander Blok denken, der einst schrieb „Ja, wir sind Asiaten“.
Doch zurück zum Anfang.
Russlands Rolle in Asien
Die heutige Rolle Russlands innerhalb der Asiatischen Staatengemeinschaft kann durchaus als konstruktiv bezeichnet werden. Das Land ist zu einem Akteur geworden, der den politischen und wirtschaftlichen Austausch in der Region fördert. Dazu ergreift es selbst die Initiative und gründet Kooperationsforen oder wirkt dabei konstruktiv mit. Es ist Mitglied oder Partner in den folgenden Organisationen:
- Shanghai Cooperation Organisation (SCO)
- Asia-Pacific Economic Cooperation (APEC)
- Eurasien Economic Union (EEU)
- Asian Infrastructur Investment Bank (AIIB)
- East Asian Summit
- Dialog Partner der ASEAN
- Eastern Economic Forum
- (B)RIC Format
- International North South Transportation Corridor (INSTC)
- Belt and Road
Moskau als Mittler
Moskaus Vorteil ist es, als ein Mittler auftreten zu können, da sie zu vielen Staaten der Region traditionell gute Kontakte unterhalten. Russland findet sich hier oft in der Mitte wieder, da Staaten wie Indien und China nur schlecht miteinander zurecht kommen. Auch zu Nord Korea unterhält das Land sehr gute Kontakte, wie auch mit Süd Korea und ist bei der Annäherung der geteilten Koreanischen Halbinsel behilflich. Ziel ist es Süd Korea an das Eurasische Schienennetz anzuschließen, was gleichbedeutend ist mit dem direkten Anschluss an die Neue Seidenstraße (BRI). Damit soll ein Süd Korea – Nord Korea – Russland – Europa Schienen Link erschaffen werden, zu dem natürlich parallel Gas wiederum an Korea verkauft werden kann. Dazu unterschrieben die Russian Railways und Korea Railroad Corporation ein Memorandum, um eben jene beschriebene Verbindung zu bauen.
Selbst mit Japan pflegt Russland inzwischen sehr gute Beziehungen. Abzulesen ist dieses an den Bilateralen Gesprächen zwischen Putin und Abe die im Mai 2018 zum 21ten Mal stattfanden. Auch über 150 Wirtschaftsprojekte, die viele Sektoren umfassen, wie zum Beispiel die Motorenproduktion für Japanische Autos im Fernen Osten Russlands, sprechen für die guten Beziehungen.
Natürlich geschieht dieses mit einem klaren Kalkül Moskaus, handfeste wirtschaftliche Interessen sind es die die russische Führung in diese Richtung bewegen. Doch ihr Ansatz ist hoch pragmatisch. Selbst in den komplexen Regionen wie den zentralasiatischen Stans oder dem Iran geht die Entwicklung voran. Denn hier wird Indien eine neue, wesentliche kürzere Route gen Europa eröffnet, da im Iran der International North South Transportation Corridor seinen Anfang hat. Er führt von hier über Aserbaidschan nach St. Petersburg oder direkt über Belarus nach Europa hinein. Einfach gesagt, mit dieser Verbindung wird Indien in das Infrastrukturnetz China Zentral Asien West Asien Korridor (China, Kirgisistan, Usbekistan, Turkmenistan, Iran, Türkei) und die Neue Eurasische Landbrücke (China, Kasachstan, Russland, Weißrussland, Europa) integriert.
Ein guter Punkt um zu verdeutlichen wie gut oder schlecht Russland mit Asien zurecht kommt sind die geltenden Visa Regelungen. Russische Bürger können in fast alle ASEAN Staaten entweder Visa frei oder mit einem Visa on Arrival einreisen. Daneben gilt dieses unteranderem noch für die Staaten Bangladesch, Sri Lanka, Hong Kong und Macau.
Russland unumgänglicher Transportkorridor
Russland ist dank seiner geographischen Lage in der glücklichen Situation der Transportkorridor für die Verbindung zwischen Asien und Europa zu sein. Daneben ist es die Tankstelle Asiens aufgrund seiner riesigen Gas- und Ölvorkommen. Es entstehen neue Pipelines Richtung China aber auch Japan zeigt an den Rohstoffen Interesse. Die einstige Mitte der eurasischen Landmasse wird wahrscheinlich in den nächsten Jahrzehnten ihren alten Platz erneut einnehmen können. Nicht das der Seeweg verschwinden wird, nein, der wird weiter existieren, jedoch durch die Landverbindung ergänzt werden. Die Bedeutung dieser Landbrücke wird von Jahr zu Jahr zunehmen, zum einen im Bereich des Regionalen Handel und zum Anderen für den Asiatisch-Europäischen Handel, welcher schon jetzt den Handel zwischen Europa und den USA übersteigt. Etwas, was sich auch in der Wirtschaftlichen Entwicklung der betroffenen Staaten langfristig niederschlagen wird.
In den Eurasischen Beziehungen ist Moskau unumgänglich geworden
Glücklicherweise existiert das ASEM Format, welches es Europa ermöglicht mit Russland und China indirekt zu verhandeln und sich abzustimmen, ohne jedes mal den Unmut der USA heraufzubeschwören.