Modernes Financial Engineering führt zu manch komischer Blüte. Zu diesen gehören auch die Risk Parity Funds, deren Fundament auf der Modernen Portfolio Theorie ruht und damit auf recht gewagten Annahmen.
Die Aufstellung dieser Funds ist eine Wette auf eine beständige, linear verlaufende Welt. Etwas, was nicht existiert, jedenfalls nicht in diesem Universum. Ihre Aufstellung beruht auf einer feinen Austarierung von Aktien und Anleihen Investments. Solch eine Ausrichtung bringt natürlich Rendite Nachteile gegenüber einem 100% Aktien Investment mit sich. Um diesen Rendite Nachteil auszugleichen, wird ein Kapitalhebel eingesetzt.
Erst senken die Risk Parity Funds das Risiko, zumindest theoretisch, um im Anschluss etwas komplett konträres zu tun. Es ist inkonsequent so zu handeln, anstatt die Risiken konsequent zu mindern, werden sie zuerst gesammelt und danach durch den Hebel potenziert.
Kein Wunder das 2018 bisher kein gutes Jahr für die Funds war. Die Bonds geben nach und gleichzeitig schwächeln weltweit die Aktienkurse.
Seltenes Verlustjahr bei den Anleihen belastet
Seit 1976 kam es bei den Anleihen erst dreimal zu einem Verlustjahr. Es waren die Jahre
- 1994: -2.9%
- 1999: -0.8%
- 2013: -2.0%
in denen der Bloomberg Barclays Aggregate Bond Index auf Total Return Basis jeweils einen Verlust auswies. Nun könnte es sich erneut wiederholen und den ein oder anderen Asset Manager auf dem falschen Fuß erwischen. Eine ganze Generation von Managern kennt den Anleihemarkt nur in einem Hausse Zustand.
Bisher zeigen die verschiedenen ETF´s mit den unterschiedlichsten Laufzeiten folgenden Total Return für die vergangenen 12 Monate auf:
Maturity | Fund | Total Return % 1Y |
1-3Y | SHY | -0,17 |
3-7Y | IEI | -1,88 |
7-10Y | IEF | -3,1 |
20+Y | TLT | -3,58 |
0-20+Y | LQD | 2,55 |
2-20+Y | HYG | -1,94 |
Quelle: iShares
Während die ersten vier Funds Treasury Notes und Bonds abbilden, tracked der LQD USD Investment Grade Corporate Bonds und der HYG USD High Yield Anleihen. Bis auf den LQD weisen alle Funds auf Total Return Basis eine negative Rendite auf. Etwas, was die Risk Parity Funds in die Bredouille bringt und sie ihre Risiko Positionen weiter angleichen müssen.
Sie reagieren allergisch auf diese Umgebung, was auch in ihrer Performance ablesbar ist.
Schlechtes Umfeld für Risk Parity Funds
Durch die Unruhe am Bondmarkt steigt das Value at Risk an, sodass die Funds ihre Positionen abbauen müssen. Dieser Positionsabbau führt zu einem weiteren Verfall der Preise und weitere Marktteilnehmer müssen verkaufen. Es ist eine gefährliche Situation in der sich die Funds befinden. Obwohl jeder Funds für sich genommen sicherlich über ein funktionierendes Risikomanagement verfügt, sollte man ihre Portfolios nicht isoliert betrachten. Innerhalb des Short Volatility Universums besteht eine erhebliche Verquickung der verschiedenen Portfolios.
Insgesamt sind sie durch ein Lemmingverhalten und recht einheitlicher Ausbildung der Manager recht uniform aufgestellt. Ein Portfolio gleicht dem anderen, sodass durch die Verkäufe des einen, das Portfolio des anderen beeinflusst wird. Es ist eine versteckte Interdependenz der Portfolios und Bilanzen, die das Risiko überhaupt darstellen.
Egal wie, die in der KW40 eingetretenen Verluste an den Bondmärkten und deren steigende Volatilität werden weitere Spuren an den Märkten hinterlassen. Das bedeutet nicht das es zu einem Crash kommen muss, doch die Performance der Börsen wird unter einer solchen Entwicklung leiden.
Dazu gesellen sich dann auch noch Strukturelle Probleme, durch die eine gezielte Jagd auf einzelne Marktsegmente gemacht werden kann. Quote Stuffing, Spoofing und was es da nicht alles an Problemen gibt.
Es ist momentan keine gute Zeit ein Investor zur sein, doch andererseits ist es das nie. So bleibt einem nur übrig die Ungewissheit zu akzeptieren und dafür zu sorgen, dass die eigene Basis, also das zur Verfügung stehende Kapital, so gut wie nur möglich geschützt ist. An einer Konvexen Portfolio Aufstellung führt damit kein Weg vorbei.
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