Die zentrale Komponente jedes Elektro-Fahrzeugs ist die Batterie. Führend in der Herstellung von Elektromobilen ist derzeit der Fahrzeughersteller Tesla (WKN: A1CX3T), der Mitte diesen Jahres die ersten Modelle des aktuellen „Model 3“ ausliefern konnte. Doch auf technologischer Seite scheint nun ein Mitbewerber Tesla zu überholen – mit einer neuen Super-Batterietechnik.
Der Wirtschaftsblog Zerohedge berichtete über das neue Wettrennen zwischen Fisker und Tesla auf dem Batterie-Markt.
Die Rückkehr von Fisker – Lithium-Ionen-Batterien als Auslaufmodell?
Bereits im Jahr 2008 stellte die damalige Firma von Henrik Fisker ein Plug-In-Hybrid-Elektroauto vor, eines der ersten Modelle überhaupt. Postwendend gab es juristische Auseinandersetzungen mit Tesla, vier Jahre später meldete Fisker Insolvenz an. Nun aber ist der Mitbewerber wieder da: Im vergangenen Jahr ließ die neue Fisker Inc. verlauten, die Elektro-Fahrzeug-Marke neu lancieren zu wollen. Angekündigt wurde eine Revolution in der Batterietechnologie: Ein Hybridmaterial auf Basis von Graphen, einem zweidimensional strukturierten Kohlenstoff. Die Sache schien jedoch zunächst im Sande zu verlaufen und Tesla, verkörpert durch Geschäftsführer Elon Musk, maß Fiskers Ankündigungen zunächst keine weitere Bedeutung mehr zu. Doch jetzt kommuniziert Fisker seine Batterierevolution, die tatsächlich wie eine Bombe in der Elektrofahrzeug-Branche einschlagen und die Produktionsstrategie und Technologie von Tesla erschüttern könnte.
Solid-State-Batterien: Eine energiegeladene Innovation
Laut dem Fachdienst Autoblog hat Fisker die Patente für Festkörperbatterien (Solid State Batterien) auf Graphenbasis angemeldet. Bereits im Jahr 2023 sollten die neuen Energiespeicher in großem Maßstab produziert werden. Im Vergleich zu diesen Batterien mit ihrer deutlich höheren Energiedichte und schnellen Ladezeiten könnten die Tesla-Batterien technisch also bald schon veraltet sein. Laut Dr. Fabio Alcano, Vizepräsident bei Fisker Inc., haben die in Entwicklung befindlichen Batterien im Vergleich zu üblichen Elektromobil-Batterien eine 2,5x höhere Energiedichte. Ein voll aufgeladenes Fahrzeug habe eine Reichweite von 500 Meilen und sei in weniger als einer Minute aufgeladen – was lange Ladezeiten, eine der Hauptschwächen von Elektromobilen, aushebelt. Zum Vergleich: Die aktuellen Standardwerte für Teslas Model S weisen je nach Ladezustand eine maximale Reichweite von 300 Meilen auf, der Ladevorgang nimmt zwischen 10 und 75 Minuten in Anspruch.
Fisker würde die Reichweite um 66 Prozent erhöhen und die Ladezeit drastisch reduzieren (Nicht alle Experten halten das für möglich, wie folgendes Interview auf focus.de zeigt). Ein weiterer Pluspunkt: Die Fisker-Festkörper-Batterien können nicht explodieren. Könnte Fiskers Wunderbatterien diese Charakteristika tatsächlich erfüllen, dann bedeutet das für Tesla, dass seine Gigafactory in Nevada, die Dünnfilm-Lithiumbatterien produziert, nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technologie ist.
Forschung an letzen Details der Festkörperbatterien
Dr. Alcona ist zuversichtlich, dass mit der Entwicklung der Festkörperbatterien auch die letzten Details gemeistert werden, die bei der Kommerzialisierung der Batterien noch auftreten könnten. Derzeit werden die Leistungen bei niedrigen Temperaturen optimiert und nach kostengünstigen, dem Bedarf anpassbaren Fertigungsmethoden und Systemen gesucht, um Massen-Festkörperelektroden von beträchtlicher Dicke und Materialladungen zu produzieren.
Durchwachsene Prognosen für Teslas Elektrofahrzeug-Vermarktung
Laut Expertenmeinung wird sich das für den Massenmarkt konzipierte Tesla 3 Modell aller Wahrscheinlichkeit nicht rentabel verkaufen lassen. Basierend auf dem Geschäftsbericht vom vierten Quartal 2016 lag der Verkaufspreis für die Modelle S und X bei in etwa 104.000 USD, die Baukosten allein betrugen jedoch schon 82.000 USD. Dies ist aber nur eine der Schwierigkeiten, die bei der Vermarktung der Tesla-Elektrofahrzeuge entstehen.
Vergleichsweise kleiner Marktanteil für Tesla-Fahrzeuge
Tesla verkauft zwar etwa die Hälfte aller in den USA gehandelten Elektrofahrzeuge, der Elektromobilmarkt macht insgesamt aber nur einen geringen Anteil der Neufahrzeugverkäufe aus. Im März verkaufte Tesla etwa 4.050 Neuwagen in den USA, ungefähr so viele wie Porsche – alle Autohersteller zusammen brachten in diesem Zeitraum ganze 1,56 Millionen Neuwagen auf in den Handel. Das bedeutet einen Marktanteil von gerade einmal 0,26 Prozent. Auf die Dauer kann Tesla bei diesen Zahlen nicht mit den Angeboten anderer Hersteller mithalten, die ihre eigene Elektromobilentwicklung mit konventionellen Fahrzeugen quersubventionieren und so unterm Strich wirtschaftlich besser aufgestellt sind.
Steuerschnäppchen: Hohe Produktion schmälert Kredite
US-Käufer von Elektrofahrzeugen genießen Bundessteuerkredite, die aber begrenzt sind: Es gibt 7.500 UDS pro Fahrzeug vom Staat, solange der Hersteller die Produktionsgrenze von 200.000 nicht überschreitet. Danach verringern sich die Kredite und laufen schließlich aus. Wenn Tesla seine aktuellen Produktionsziele also einhält, kann das bereits im kommenden Jahr zu einem merklichen Rückgang der Steuergutschriften führen. Mehr noch: Bislang haben etwa 370.000 Personen eine erstattungsfähige Anzahlung als Kaution auf das kommende Modell 3 geleistet, sehr wahrscheinlich jedoch unter Einkalkulation der Steuergutschrift. Sinkt diese, steht es jedem Einzahler frei, die Kaution zurückbuchen zu lassen und sein Elektrofahrzeug bei einem Mitbewerber zu kaufen, dessen Ware noch den vollen Steuervorteil bietet. Konkurrenten mit derzeit noch geringeren Produktionszahlen wären dann deutlich im Vorteil.
Patente für alle und unfokussiertes Geschäft
Elon Musk hatte 2014 die Tesla- Patente für Zulieferer frei zugänglich gemacht und damit den eigenen Patentschutz gegenüber Mitbewerbern geschwächt. An der Schlüsselkomponente der Elektromobile, der Batterie, halten die Hersteller und Zulieferer das geistige Eigentum. Musk ist außerdem in unterschiedlichsten Geschäftsfeldern aktiv, über die Raumfahrttechnik über Photovoltaik bis zur Entwicklung künstlicher Intelligenz. Diese Vielseitigkeit macht das Unternehmen Tesla für Aktionäre interessant und kurbelt die Aktienkurse an, der Fokus des Unternehmens liegt aber nicht konzentriert bei einem Gegenstand wie beispielsweise der Batterieentwicklung – so kommt es zu Überraschungen wie dem Vorstoß von Fisker in diesem Marktsegment.
Zuverlässigkeit und die Geduld der Investoren
Tesla kann theoretisch seine angekündigten Produktionsziele halten, es ist aber fraglich, ob das Unternehmen diese Ziele auch verwirklichen wird. Angesichts des angepeilten Massenmarkts scheint dieses Ausführungsrisiko und die Zuverlässigkeit der Ankündigungen problematisch, nachdem es in der Vergangenheit bei Tesla wiederholt nicht realisierte Ansagen und Ziele gab. Auch die Anleger werden angesichts der Verluste vorsichtiger – die Geldflüsse bei den Investitionen gehen bereits merklich zurück. Die Investoren könnten früher oder später nicht mehr bereit sein, Verlustgeschäfte zu finanzieren.
Fazit: Fisker im Vorteil gegenüber Tesla
Elon Musk hat erhebliche Mittel in die Gigafactory und die Lithium-Ionen-Batterien-Produktion investiert. Die neue Festkörperbatterie droht nun die herkömmliche Batterietechnik zu überholen. Auch die Verbraucher werden sicherlich ihre Kaufentscheidung von der Effizienz der Technologie abhängig machen – es stehen also spannende Entwicklungen im Batteriesektor an.
Ihr Nils Glasmacher
Eine Chartanalyse zu Tesla finden Sie hier: „Tesla im Point and Figure 480 Dollar Kursziel“
Dieser Beitrag erschien zuerst auf Miningscout.de