Liebe Leserinnen und Leser,
während Deutschland um seine Stahlindustrie bangt und Washington mit Zöllen droht, bereitet sich die Wall Street auf das wohl wichtigste Quartalsergebnis des Jahres vor. Nvidia steht vor der Zahlenvorlage – und die Tech-Börse hält den Atem an. Doch der eigentliche Paukenschlag kommt ausgerechnet von Intel: Die US-Regierung steigt beim kriselnden Chip-Riesen ein. Was nach Planwirtschaft klingt, ist in Wahrheit ein faszinierender Schachzug im globalen Halbleiter-Poker.
Stahlgipfel oder Stahlkrise? Deutschlands Industrie unter Druck
Die deutsche Stahlindustrie ächzt unter einer toxischen Mischung aus schwacher Nachfrage, hohen Energiepreisen und amerikanischen Strafzöllen. SPD-Chef Lars Klingbeil fordert nun einen „baldigen Stahl-Gipfel“ – doch während die Politik noch diskutiert, brennt es bereits lichterloh. Die Rohstahlproduktion sackte im ersten Halbjahr um knapp 12 Prozent auf 17,1 Millionen Tonnen ab.
Das Problem verschärft sich durch Trumps Zollkeule: Von 25 auf 50 Prozent hochgeschraubte Abgaben treffen nicht nur Stahl und Aluminium direkt. Über 400 Warenkategorien – von Motorrädern über Fensterrahmen bis zu Eisenbahnwaggons – werden mit den Strafzöllen belegt. Bremens Regierungschef Andreas Bovenschulte warnt eindringlich: „Wer jetzt weiter zögert, gefährdet Tausende Arbeitsplätze und die Zukunft des Industriestandortes Deutschland.“
Die Ironie dabei: Amerika braucht deutschen Qualitätsstahl, etwa für den Flugzeugbau. Doch Trump will Produktion zurück in die USA zwingen – koste es, was es wolle. Für Anleger bedeutet das: Stahlaktien wie ThyssenKrupp oder Salzgitter bleiben vorerst Minenfelder. Die politische Unsicherheit macht jede Bewertung zum Glücksspiel.
Nvidia-Zahlen: Der 8-Prozent-Faktor für den gesamten Markt
Am Mittwoch richtet sich die Finanzwelt nach Kalifornien. Nvidia legt Quartalszahlen vor – und allein die Tatsache, dass der KI-Gigant mittlerweile 8 Prozent des S&P 500 ausmacht, zeigt die Tragweite. Die Aktie kletterte 2025 bereits um über 30 Prozent, seit Oktober 2022 explodierte sie um unfassbare 1.400 Prozent.
Doch ausgerechnet jetzt wackelt der Tech-Sektor. OpenAI-Chef Sam Altman warnte vor überzogenen KI-Erwartungen, eine MIT-Studie säte Zweifel an den Renditen von KI-Investitionen. Die Nervosität ist spürbar: „Wenn die Gruppe fällt und die wichtigste Aktie der Gruppe Zahlen vorlegt, hat das eine größere Wirkung als üblich“, analysiert Matthew Maley von Miller Tabak treffend.
Die Erwartungen sind dennoch gewaltig: 48 Prozent Gewinnplus bei einem Umsatz von 45,9 Milliarden Dollar. Besonders pikant: China bleibt eine Unbekannte. KeyBanc warnt, Nvidia könnte beim Ausblick enttäuschen, da direkte China-Umsätze wegen ausstehender Lizenzgenehmigungen fehlen könnten. Das würde 2-3 Milliarden Dollar Umsatz betreffen.
Für deutsche Anleger ist das ein Drahtseilakt. Einerseits profitieren hiesige Tech-Zulieferer wie Infineon oder ASML vom KI-Boom. Andererseits könnte eine Nvidia-Enttäuschung den gesamten Sektor mit nach unten reißen. Die Gefahr: Ohne starke Tech-Performance werden die Indizes kaum weiter steigen können.
Intel-Coup: Wenn der Staat zum Aktionär wird
Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Die US-Regierung hält nun 9,9 Prozent an Intel. Als „Kaufpreis“ fließen die restlichen 8,9 Milliarden Dollar an Chip-Subventionen. Intel-Aktien sprangen prompt um 5,5 Prozent.
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Was nach Verstaatlichung klingt, ist tatsächlich ein geschickter Deal. Die Regierung erhält Aktien ohne Stimmrechte – kann also nicht ins operative Geschäft hineinregieren. Handelsminister Howard Lutnick macht klar: Trump will Gegenleistungen für Steuergelder sehen. Zusätzlich sicherte sich Washington eine Option auf weitere 5 Prozent, falls Intel sein Fertigungsgeschäft abspalten sollte.
Der Hintergrund ist brisant: Aktuell werden Hightech-Chips fast ausschließlich in Asien produziert, hauptsächlich im geopolitisch umkämpften Taiwan. Amerika und Europa wollen die Produktion zurückholen – doch neue Fabriken kosten Dutzende Milliarden und brauchen Jahre. Intel kämpft dabei an mehreren Fronten: Nvidia dominiert KI-Chips, AMD drängt bei Prozessoren, und das Geschäft als Auftragsfertiger läuft schleppend. Die Fabrik in Magdeburg wurde bereits aufgegeben.
Analyst Stacy Rasgon sieht die Beteiligung zwiespältig: „Es erhöht die Chancen, die Subventionen zu bekommen, hilft aber nicht, neue Kunden zu finden.“ Für Anleger bleibt Intel ein Turnaround-Kandidat mit hohem Risiko – aber jetzt mit staatlicher Rückendeckung.
Kleine Gewinner abseits des Rampenlichts
Während alle auf die Tech-Giganten starren, überraschen andere Branchen mit soliden Zahlen. Die Gamescom meldete 357.000 Besucher – ein kräftiges Plus gegenüber dem Vorjahr. Online verfolgten sogar 630 Millionen Menschen die Inhalte. Gaming-Aktien wie Ubisoft, das sein neues „Anno 117: Pax Romana“ präsentierte, profitieren vom anhaltenden Boom.
Im E-Auto-Sektor zeigt sich ein differenziertes Bild: 80 Prozent der E-Auto-Fahrer bewerten ihre Fahrzeuge als alltagstauglich – bei Nicht-Nutzern sind es nur 45 Prozent. Die Kluft zwischen Wahrnehmung und Realität bietet Chancen für Second-Mover wie Mercedes oder BMW, die von Teslas Problemen profitieren könnten.
Und dann ist da noch die kuriose Telekom-Bayern-Verlängerung: Über 60 Millionen Euro jährlich bis 2032 für Trikotwerbung. In Zeiten, wo Tech-Aktien wackeln, erinnert das an die Dotcom-Blase, als Firmen Unsummen für Stadionnamen ausgaben. Doch die Telekom-Aktie bleibt mit ihrer stabilen Dividende ein defensiver Hafen.
Der Blick nach vorn
Die kommende Woche wird zeigen, ob die KI-Rally noch Substanz hat oder nur heiße Luft war. Neben Nvidias Zahlen am Mittwoch berichten auch CrowdStrike und Snowflake. Deutsche Anleger sollten zudem die US-Inflationsdaten im Auge behalten – sie könnten die Zinswende der Fed beeinflussen.
Die Mischung aus Stahlkrise, Tech-Unsicherheit und staatlichen Eingriffen zeigt: Die Märkte werden politischer, volatiler und unberechenbarer. Wer jetzt investiert, braucht starke Nerven und einen langen Atem. Oder wie es ein alter Börsianer formulierte: „In unsicheren Zeiten gewinnt, wer die Ruhe bewahrt – und Cash in der Hinterhand hat.“
Bleiben Sie wachsam und lassen Sie sich nicht von der Volatilität aus der Ruhe bringen!
Ihr
Andreas Sommer
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