Investmentfonds bilden für viele Anleger den Grundsockel ihrer Geldanlage. Mit Einmalzahlungen oder regelmäßigen Sparplänen lässt sich hier vor dem Hintergrund des Faktors Zeit und einer breiten Diversifikation ein langfristiges Sparziel erreichen. So zumindest zeigt es der Blick in die Vergangenheit. In der Gegenwart allerdings sinken die Anlagegelder überraschend und Mittelabflüsse sind zu verzeichnen. Was steckt hinter diesem Trend und wo ist das Geld stattdessen?
Investmentfonds werden unbeliebter
Schaut man sich Zahlen zu aktiv gemanagten Investmentfonds auf globaler Ebene an, so fielen die Anlagegelder im vergangenen Jahr. Damit mussten erstmals seit 10 Jahren per Saldo Mittelabflüsse in Kauf genommen werden – so ermittelte dies die Ratingagentur Morningstar. Beobachtet wurden laut dem Manager-Magazin weltweite Investmentfonds mit einem Anlagehorizont und somit keine Geldmarktfonds. In der Gesamtbetrachtung von Geldanlagen, bei denen auch passiv gemanagte Indexfonds mit eingerechnet sind, kam es zu zu einem Zufluss von 937 Milliarden Dollar. Das klingt als Summe sehr stattlich, entspricht jedoch nur der Hälfte der Zuflüsse aus dem Vorjahr. Hier wurden 2,07 Billionen Dollar neu investiert.
Man muss daher der Fondsbranche einen Einbruch attestieren, auch wenn global für Privatanleger noch immer 34,7 Billionen Dollar verwaltet werden.
Dieser Trend ist ebenso in Deutschland zu beobachten. Erst am Mittwoch veröffentlichte der Branchenverband BVI das Nettomittelaufkommen von Publikumsfonds. Es betrug 22 Milliarden Euro im Gegensatz zu 73 Milliarden im Vorjahr. Das ist noch immer ein Wachstum und damit ein „gutes Fondsjahr“, wie auf der BVI-Seite zu lesen ist. Wie spaltet sich dieses Anlagegeld im Detail auf?
Verteilung der Geldanlagen in Deutschland
Dazu hat der BVI einige spannende Informationsgrafiken auf seiner Homepage veröffentlicht. Eine davon ist hier eingebunden:
Anlagelieblinge beim Neugeschäft sind hier die ganz klar die Mischfonds, gefolgt von den Immobilienfonds. Im Niedrigzinsumfeld büßten vor allem die Rentenfonds ein und vor dem Hintergrund einer schwachen Börsenperformance in 2018 gab es bei den reinen Aktienfonds kaum Zuflüsse.
Damit führen die Mischfonds seit Jahren das Ranking an. Auch dazu gibt es eine entsprechende Grafik auf der BVI-Seite:
Genutzt werden diese Produkte vor allem zur Altersvorsorge. So wird auf der BVI-Seite Herr Pross folgendermaßen zitiert:
„Die Altersvorsorge ist der wichtigste Faktor im Neugeschäft. Versorgungswerke und Pensionskassen vertrauten den Fonds netto 37,4 Milliarden Euro neue Mittel an. Das sind 40 Prozent des Neugeschäfts.“
Die gesamten Anlagesummen haben sich seit dem Jahr 2008 verdoppelt. Immerhin stiegen die Finanzmärkte in dieser Zeit fast durchgängig an, wenn man beispielsweise auf das Deutsche Aktienbarometer DAX in diesem Zeitraum schaut:
Immerhin beläuft sich die Steigerung auf +152 Prozent, ausgehend von 4.400 Punkten im Jahr 2008. Eine Rendite, die man in anderen Anlageformen mit so genannter „Sicherheit“ wohl nicht finden wird. Dennoch anscheinend nicht Anreiz genug, höhere Gelder pro Haushalt in den Markt zu investieren. Mit Mischfonds scheinen sich die Deutschen „sicherer“ zu sein und besser schlafen zu können.
Weltweite Daten zu Kapitalanlagen
Positiv ist an dem Fakt jedoch, dass der Abschwung an den Börsen im Vorjahr nicht das Gesamtvolumen belastete. Denn der Anteil an Aktienanlagen blieb eher durchschnittlich und damit stabil. Der Rückgang des Nettomittelaufkommens von 604 Milliarden Dollar auf 352 Milliarden Dollar auf globaler Ebene im Bereich der Aktienfonds ist in Relation gesehen somit völlig in Ordnung.
Was sich jedoch negativ auf die Zuflüsse auswirkt, ist das weiterhin niedrige Zinsumfeld und der renditeschwache Rentenmarkt. Hier verzeichnete die Ratingagentur Morningstar nur Nettomittelzuflüsse von 156 Milliarden Dollar nach 891 Milliarden Dollar im Jahr 2017. Vielleicht ein Indiz dafür, dass umgeschichtet wird oder direkte Zinsanlagen (vergleichen Sie hier Festgelder) in den Fokus der Privatanleger rücken.
Ich halte diesen Trend für weiterhin intakt und gehe davon aus, dass vor allem in Europa auch in diesem Jahr die Rentenfonds nicht mit Anlagegeldern überschwemmt werden und das Thema Aktien weiter in unseren Köpfen reifen muss, bis es von einem breitem Publikum als festen Baustein für die Altersvorsorge genutzt wird. Ob aktiv gemanagte Fonds dabei eine Rolle spielen müssen, sollte jeder selbst entscheiden.
Viel Erfolg bei Ihrer Anlage wünscht Andreas Mueller