Jedes Jahr geben über 22.000 Stiftungen Milliarden für Satzungszwecke aus. Dabei betreiben Stiftungen Museen, Wohnstifte oder auch Krankenhäuser. Doch die möglichen Ausgaben der Stiftungen sind durch die Geldpolitik der EZB bedroht.
Die Lage an den Kapitalmärkten ist schon seit Jahren schwierig. Vor allem große Kapitalanleger wie Versicherungen kämpfen im Nullzinsumfeld um die Existenz von Sparten, wie der klassischen Lebensversicherung und der privaten Krankenversicherung. Überall da, wo Unternehmen auf die jahrelang propagierten Kapitalrücklagen setzen, wird die Lage zusehends schwieriger. Doch all diese Umstände stehen bereits im Interesse der Medien. Auch auf Trading-Treff wurde bereits über die Probleme der Versicherer berichtet. Doch kaum einer spricht über die mittelfristigen Auswirkungen dieses Zinsumfeldes auf soziale und gemeinnützige Projekte.
Stiftungen haben Probleme das Kapital zu erhalten
Natürlich versteht es sich von selbst, dass in einer Welt ohne Zins und negative Einlagezinsen der Kapitalerhalt schwierig ist. Doch die möglichen Auswirkungen kommen erst Jahre nach der Einführung dieser extremen Geldpolitik zum Tragen. Denn vor allem Stiftungen gelten am Markt historisch eher als langfristige Kapitalanleger. Laut der Internetseite stiftungen.org beläuft sich das bekannte Kapital von Stiftungen auf 68 Milliarden Euro – Geld, welches vor allem in Bildung, Gesellschaft und Kultur gebraucht wird.
Allerdings stellen Stiftungen üblicherweise nicht ihr Kapital zur Verfügung, sondern bedienen Projekte aus den Erträgen. Da sich der Höhepunkt der Finanzkrise und damit der Sturz der Zinsen in Richtung Nulllinie bald zum zehnten Mal jährt, könnten schwierige Zeiten auf Projekte zukommen, die durch Stiftungsmittel unterstützt werden.
Immerhin waren auch in Stiftungen oftmals verzinsliche Geldanlagen mit einer Laufzeit von 10 Jahren in den Büchern zu finden. Diese Restbestände an vernünftig verzinsten Papieren, dürften in den nächsten Monaten und Jahren auslaufen. Doch wo sollen die Erträge der Zukunft herkommen?
Realer Kapitalerhalt
Ein großes Problem könnte in den folgenden Jahren schon der reale Kapitalerhalt darstellen. Eine Geldpolitik, die im Zinsmarkt keine „sicheren“ Erträge zulässt, ist bei höheren Inflationsraten, die sich seit langem wieder der 2-Prozent-Marke annähern, besonders gefährlich. Immerhin kann das Stiftungsvermögen so nur sehr schwer in der Kaufkraft erhalten werden. Mittelfristig drohen damit vielen sozialen und gemeinnützlichen Projekten geringere Zuflüsse unter dem Gesichtspunkt der Kaufkraft. Doch das ist noch nicht alles.
Absoluter Kapitalerhalt
Selbst der absolute Kapitalerhalt dürfte, vor allem für kleinere und mittlere Stiftungen, immer schwieriger werden. Ohne Zinserträge sind Stiftungen, die eher keine spekulativen Anleger sind, oftmals von sehr hohen Ausfällen auf der Ertragsseite bedroht. Damit steht nicht nur der reale Kapitalerhalt auf der Kippe, sondern auch der absolute.
Um dieser Problematik zu entgehen, setzen immer mehr Stiftungen auf die Rezepte anderer Marktteilnehmer. So werden innovative Fondskonzepte umgesetzt und vor allem größere Stiftungen setzen zusehends auf Immobilien- und Grundstücksprojekt, um die Erträge zu stabilisieren. Allerdings bringen zusätzliche Beimischungen im Portfolio entgegen der Lehrbuchannahme oftmals nicht nur zusätzliche Erträge, sondern auch weitere Gefahren für das Stiftungskapital. So kann man nur hoffen, dass die Verantwortlichen sich nicht durch den Ertragsdruck in Produkte aus dem Short Volatility Universum verirren.
Fazit – Für Stiftungen wird es schwerer
Die möglichen Auswirkungen der EZB-Geldpolitik dürften sich in den nächsten Jahren zeigen. Stiftungen werden ohne weitere Zuflüsse an Stiftungskapital ihre Ausgaben deutlich senken müssen. Damit werden viele Projekte, die bisher auf Stiftungsgelder angewiesen waren, in größere Not geraten.
Außerdem werden einige Stiftungen getrieben durch den Ertragsdruck sicherlich auch unvernünftige Entscheidungen treffen. Denn die Verantwortlichen in Stiftungen sind ebenfalls „nur Menschen“ und Menschen machen Fehler – vor allem am Kapitalmarkt.
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