Strafzölle zwischen den USA und China – Welche Auswirkungen sind denkbar?

Donald Trump plant weitere Strafzölle auf Importe aus China. Bis zu 25 Prozent sollen chinesische Waren in den USA besteuert werden, so vernimmt man aus den Medien. Doch welche Folgen sind zu erwarten?

 

Strafzölle belasten den Welthandel. Soviel kann man wohl sagen, ohne sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Immerhin verteuern Zölle dieser Art die importierten Waren eines Landes und sorgen so nach der volkswirtschaftlichen Theorie für eine sinkende Nachfrage nach diesen Produkten. Allerdings sind wirtschaftliche Zusammenhänge oftmals komplexer, als die Theorie sie abbildet und nicht auf den ersten Blick zu durchschauen. Ein sehr wichtiger Faktor in der Diskussion um Strafzölle ist dabei der Wechselkurs zwischen den involvierten Ländern.

 

Protektionismus könnte USD mittelfristig stärken

Am Anfang mag die These eines stärkeren US-Dollars nicht ganz logisch klingen. Immerhin sind Länder, die Schutzmauern um ihre Wirtschaft aufbauen wollen, in der Regel eher von Kapitalflucht gekennzeichnet. Doch auf den zweiten Blick lässt sich erkennen, dass Wechselkurse eine Ausgleichsfunktion haben und so eine entscheidende Rolle im Zusammenhang mit Strafzöllen spielen müssen. So könnte der aufkommende Protektionismus den Dollar deutlich stärken und die Strafzölle mittelfristig ausgleichen.

 

Kurzfristige Auswirkung – inflationäre Tendenz

Die Einführung von Schutzzöllen hat sowohl kurzfristige, wie auch mittelfristige Auswirkungen auf die Wirtschaft in den USA. Im kurzfristigen Bereich kommt es direkt nach Einführung der Zölle zu einer Verteuerung der Waren für Importeure. Auf diesen Umstand hat es der US-Präsident Donald Trump auch abgesehen. Die Schutzzölle sollen heimische Unternehmen in Relation attraktiver gegenüber der ausländischen Konkurrenz machen. Viele Unternehmen in Amerika leiden oftmals unter den niedrigen Preisen für Waren aus China. Je teurer für einen Importeur die chinesischen Produkte werden, desto eher würde er auf dem amerikanischen Markt nach einem Ersatz suchen. Allerdings entstehen Produktionskapazitäten nicht über Nacht.

Die Einführung von Zöllen friert den Handel mit China nicht ein, sondern reduziert ihn nur. Dabei werden, wenn möglich zwar mehr einheimische Produkte nachgefragt, allerdings haben diese eben höhere Preise, als die bisher genutzten chinesischen Alternativen. Alle Produkte, die sich nicht über Nacht ersetzen lassen, verteuern sich für die Importeure. Am Ende werden sie so auch für die Konsumenten teurer.

 

Die Notenbank FED könnte sich früher oder später berufen fühlen, diesen Preisanstieg mit einem höheren Zinsniveau zu begegnen.

 

Für die Einkäufer entsteht damit ein steigendes Preisniveau. Ob nun die amerikanischen Waren, oder die mit Zöllen belegten Waren aus China: der Preis für Nachfrager aus Wirtschaft und privaten Haushalten in den USA steigt. Auf diesen Anstieg der Preise kommen wir im Fazit noch einmal zurück.

Die Notenbank FED könnte sich früher oder später berufen fühlen, diesen Preisanstieg mit einem höheren Zinsniveau zu begegnen. Allerdings hat ein höheres Zinsniveau die Eigenschaft, die betreffende Währung für Anleger attraktiver wirken zu lassen. Mit einem Anstieg des Zinsniveaus könnten somit neue Kapitalströme nach Amerika entstehen, die den US-Dollar stärken.

Auswirkungen von Strafzöllen und Protektionismus auf die Börse

 

Mittelfristig könnte der USD deutlich stärker werden

Eine weitere Auswirkung, die oftmals nicht bedacht wird, ist allerdings die direkte Nachfrage nach der Fremdwährung im Handel. Immer dann, wenn ein amerikanisches Unternehmen chinesische Waren einführt, kommt es zu einem Tausch von Ware gegen Währung. Dieser Vorgang war auch verantwortlich für die damalige Stärke der D-Mark. Wenn eine Exportnation wie Deutschland Waren verkauft, werden die Exporteure im Allgemeinen in Landeswährung bezahlt. Aus diesem Grund entsteht innerhalb eines Handelsgeschäfts eine Nachfrage nach der Währung des Exporteurs. Das wiederum führt zur Stärke der Währung des Landes mit Handelsbilanzüberschüssen. Gleichzeitig wird die heimische Währung verkauft. Dieser Vorgang schwächt die Währung des importierenden Landes.

Im Handel zwischen China und den USA sieht dies wie folgt aus:

 

Nachfrage nach Währung durch Handel
Handel zwischen USA und China

 

China hat mit seiner aktiven Währungspolitik bisher gegen diesen Mechanismus gearbeitet, um sich die Wettbewerbsvorteile eine schwachen Währung zu erhalten. Dieser Umstand ist mitverantwortlich auf dem Weg zu den nun diskutierten Strafzöllen. Doch kommen wir zurück zu der Währungsnachfrage.

Die Einführung von Schutzzöllen wird im Falle von sinkenden Importen in die USA die amerikanische Nachfrage nach fremden Währungen schwächen. Es werden weniger US-Dollars getauscht werden müssen. Dieser Umstand hat neben dem höheren Zinsniveau eine Stärkung des Dollarraums zur Folge. Mittelfristig betrachtet könnte der Wechselkurs zwischen den USA und China die Strafzölle sogar wieder ausgleichen. Am Ende wäre so keiner der beiden Seiten geholfen.

 

Starker US-Dollar könnte Wirtschaft belasten

In der Summe wäre es also denkbar, dass Donald Trump mit dem Schutz der heimischen Wirtschaft vor allem eines erreichen wird: Er könnte den USD deutlich stärken und so immer neue Zölle erforderlich machen. Sollte diese Maschinerie wirklich ins Laufen kommen, dürfte der Weltwirtschaft großes Ungemach drohen. Dabei sind es nicht die Strafzölle an sich, die die Wirtschaft bedrohen. Sondern die Möglichkeit eines sich deutlich verstärkenden US-Dollars, der schon heute einigen Industrie- und Schwellenländern die Schweißperlen auf die Stirn treibt.

 

So könnte die Idee, Strafzölle zum Schutz der Wirtschaft zu erheben am Ende dazu führen, dass keine Volkswirtschaft sich diesen Auswirkungen entziehen kann.

 

Denn der Dollarraum ist die Schuldenwährung Nummer eins. Je stärker der Dollar wird, desto schwieriger wird es für viele Länder werden, ihre Verschuldung auf Dollar lautend zu beherrschen. So könnte die Idee, Strafzölle zum Schutz der Wirtschaft zu erheben, am Ende dazu führen, dass keine Volkswirtschaft sich diesen Auswirkungen entziehen kann. Immerhin sind die Volkswirtschaften dieser Welt trotz des zuletzt aufkommenden Protektionismus weiterhin aufs engste miteinander verwoben.

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