Tesla, BMW & Gold: Wenn sichere Häfen plötzlich zur Rettungsinsel werden
Liebe Leserinnen und Leser,
während die Welt auf Amerikas Regierungsstillstand blickt und Frankreichs Premier nach nur wenigen Stunden das Handtuch wirft, explodiert der Goldpreis förmlich durch die Decke. Über 4.000 Dollar kostet die Unze erstmals – ein Rekord, der mehr über unsere Zeit aussagt, als jede Schlagzeile es könnte. Doch was bedeutet das für Ihre Depots, wenn selbst Tech-Giganten wie Tesla ins Straucheln geraten und BMW die weiße Fahne hisst?
Gold: Die neue Weltreservewährung?
54 Prozent Plus seit Jahresbeginn – Gold macht gerade das, was Bitcoin versprochen hatte: Es wird zum ultimativen Krisenschutz. Die magische 4.000-Dollar-Marke fiel in der Nacht wie eine reife Frucht vom Baum, getrieben von einem perfekten Sturm aus politischem Chaos.
Der achte Tag des US-Regierungsstillstands zeigt Wirkung. Sebastien Lecornu, Frankreichs neuer Premier, hielt gerade mal einen halben Tag durch, bevor er seinen Rücktritt erklärte. Kein Wunder, dass Anleger weltweit nach Sicherheit gieren. Die Bank of England warnte gestern eindringlich: Eine „scharfe Marktkorrektur“ drohe, sollte das Vertrauen in die Fed-Unabhängigkeit schwinden oder die KI-Euphorie kippen.
Interessanterweise kaufen nicht nur Privatanleger: Die chinesische Zentralbank stockte ihre Goldreserven den elften Monat in Folge auf. „Wir betrachten Blockchain als Werkzeug, nicht als Selbstzweck“, kommentierte ein Branchenkenner die Flucht ins physische Edelmetall – eine bemerkenswerte Kehrtwende nach Jahren der Digitalisierungs-Euphorie.
BMW: Wenn Premium plötzlich billig wird
Die Münchner mussten gestern Farbe bekennen – und die war tiefrot. Über 8 Prozent sackte die Aktie ab, nachdem der Konzern seine Prognose zusammenstreichen musste. Die Kapitalrendite im Autogeschäft? Statt 9 bis 13 Prozent nur noch 8 bis 10 Prozent.
China-Schwäche trifft auf US-Zölle – eine toxische Mischung für deutsche Autobauer. Dabei hatte BMW die Krise bisher erstaunlich gut gemeistert, auch dank hoher US-Produktion. Doch nun scheint die Realität auch die Bayern einzuholen. Mercedes und VW wurden gleich mit nach unten gerissen, der gesamte Sektor verlor gestern an der Frankfurter Börse.
Ein Lichtblick zeichnet sich paradoxerweise ausgerechnet bei der geschundenen Stahlsparte ab: Die EU plant eine drastische Reduzierung der Importquoten um 47 Prozent. Thyssenkrupp legte prompt fast 5 Prozent zu. Manchmal kommen Rettung und Untergang aus derselben Richtung.
Tesla: Das 37.000-Dollar-Experiment
Während BMW in Deutschland die Preise hochhalten muss, geht Tesla in den USA den umgekehrten Weg. Neue „Billigmodelle“ – so nennt man das intern tatsächlich – sollen für knapp 37.000 Dollar (genauer: Model 3 für 36.990, Model Y für 39.990 Dollar) den Massenmarkt erobern. Ohne Premium-Features, ohne erweiterte Fahrassistenz, dafür mit der Hoffnung auf Volumen.
Die Börse quittierte das Manöver mit einem Minus von 4,5 Prozent. Offenbar glauben Investoren nicht daran, dass sich Premium-Image und Discount-Strategie vertragen. Am 22. Oktober werden die Q3-Zahlen zeigen, ob Musks Wette aufgeht.
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Apropos E-Autos und Technologie: Während Tesla mit Preisdruck kämpft, entsteht im Schatten des „Chip-Kriegs“ zwischen den USA und China ein neuer Gewinner des Tech-Zeitalters. Ein europäisches Halbleiter-Unternehmen könnte laut Analysten zur „neuen Nvidia“ werden – angetrieben durch den Megatrend Künstliche Intelligenz und staatliche Milliardenförderungen.
Wer wissen möchte, welches Unternehmen davon profitiert, findet die vollständige Analyse hier: Die neue Nvidia – Ihre mögliche Chance im Chip-Sektor
Die große Rotation: Von Bits zu Barren
Was wir gerade erleben, ist möglicherweise eine historische Wende. Die Bank of England sieht US-Tech-Aktien auf Dotcom-Blasen-Niveau – 30 Prozent des S&P 500 entfallen auf nur fünf Unternehmen. Die größte Konzentration seit 50 Jahren.
Gleichzeitig wird Gold zur neuen Lieblings-Anlage. Selbst in Deutschland bleibt die Nachfrage „ungebrochen hoch“, wie Edelmetallhändler Heraeus bestätigt. Die Menschen kaufen physisches Gold, ETFs auf Gold, sogar Goldminen-Aktien. Bitcoin? Kann da trotz eigener Rally nicht mithalten – „nur“ 30 Prozent Plus in diesem Jahr.
Der französische CAC 40 legte gestern trotz Regierungschaos 1,1 Prozent zu. Manchmal ist Unsicherheit eben doch eingepreist. Oder die Märkte haben aufgehört, der Politik zuzuhören.
Ausblick: Was die kommenden Tage bringen
Die Fed veröffentlicht heute Abend ihre September-Meeting-Minutes – ein Dokument, das derzeit mehr Gewicht hat als jede Regierungserklärung. Morgen treffen sich Deutschlands Autoproduzenten zum Krisengipfel mit der Politik. Und Tesla? Die müssen in zwei Wochen liefern – im wahrsten Sinne des Wortes.
Gold dürfte weiter steigen. Goldman Sachs sieht schon 4.900 Dollar bis Ende 2026. Vielleicht ist es an der Zeit, das Portfolio zu überdenken. Nicht alles, was glänzt, ist Gold – aber im Moment glänzt Gold am hellsten.
Mit besten Grüßen aus der Redaktion,
Andreas Sommer