Liebe Leserinnen und Leser,
749 Milliarden Dollar – so viel ist Elon Musk nun wert, nachdem ein Gericht in Delaware ihm sein umstrittenes Aktienpaket aus dem Jahr 2018 zugesprochen hat. Während Tesla-Anleger jubeln, schließt Mercedes-Benz in den USA ein jahrelanges Diesel-Kapitel ab. Und in Frankfurt? Dort trat der DAX zum Wochenstart auf der Stelle, während Gold und Silber auf Rekordjagd gingen. Drei Geschichten, die zeigen: Manchmal entscheiden nicht Quartalszahlen über Milliarden, sondern Richter, Vergleiche und die Flucht ins Edelmetall.
Tesla-Urteil: 146 Milliarden Dollar für Musk – und die Aktie steigt
Das Oberste Gericht in Delaware hat gesprochen: Elon Musks Vergütungspaket aus dem Jahr 2018, das ihm rund 304 Millionen Aktienoptionen im Wert von aktuell 146 Milliarden Dollar zusichert, ist rechtmäßig. Eine Richterin hatte das Paket Anfang 2024 noch gekippt – mit der Begründung, Musk habe bei den Verhandlungen zu viel Einfluss im Hintergrund gehabt und Aktionäre seien nicht ausreichend informiert worden. Das höchste Gericht sah das anders: Die Aufhebung des gesamten Pakets sei „eine zu harte Maßnahme“ gewesen.
Für Musk ist das Urteil mehr als ein juristischer Sieg. Sein Vermögen klettert laut Forbes auf rund 640 Milliarden Dollar – Hauptbestandteil sind Tesla- und SpaceX-Aktien. Die Tesla-Aktie selbst reagierte mit einem Plus von über zwei Prozent und markierte bei knapp 499 Dollar ein neues Allzeithoch. Analysten von RBC sehen zudem Anzeichen für eine Normalisierung der Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in den USA – trotz ausgelaufener Steuervergünstigungen könnte sich der Absatz bereits im ersten Quartal 2026 stabilisieren.
Parallel dazu zeigte Tesla in Berlin seinen humanoiden Roboter Optimus auf einem Weihnachtsmarkt – die Maschine verteilte Popcorn an Besucher. Wie autonom der Roboter dabei agierte, blieb unklar. Musk verspricht für 2026 den Start der Serienproduktion und sieht in Optimus das „größte Produkt aller Zeiten“. Die Konkurrenz schläft nicht: Firmen wie Figure AI und chinesische Hersteller arbeiten ebenfalls an humanoiden Robotern für industrielle Anwendungen.
Mercedes-Benz: 150 Millionen Dollar und Schluss mit Diesel-Altlasten
Während Tesla in die Zukunft blickt, schließt Mercedes-Benz ein Kapitel der Vergangenheit. Der Stuttgarter Autobauer einigte sich mit mehreren US-Bundesstaaten auf einen Vergleich im Diesel-Skandal – Gesamtkosten: umgerechnet etwa 150 Millionen Dollar. Damit sind die wesentlichen noch offenen Rechtsverfahren im Zusammenhang mit überhöhten Abgaswerten bei rund 250.000 Dieselfahrzeugen in den USA beigelegt.
Anders als Volkswagen, das 2015 Abgasbetrug im großen Stil einräumen musste, gab Mercedes-Benz kein Schuldeingeständnis ab. Das Unternehmen musste auch keine Fahrzeuge zurückkaufen oder sich durch einen Aufpasser überwachen lassen. Stattdessen besserte Mercedes die betroffenen Autos per Software-Update nach – über 85 Prozent der Fahrzeuge wurden bereits aktualisiert. Ein neues Anreizprogramm soll weitere Updates fördern.
Insgesamt beliefen sich die Kosten für die Beilegung des Diesel-Skandals in den USA auf über zwei Milliarden Euro – Rückstellungen waren bereits gebildet worden. Für Mercedes bedeutet der Vergleich Rechtssicherheit und das Ende langwieriger Gerichtsverfahren. Die Aktie reagierte kaum auf die Nachricht, was darauf hindeutet, dass Anleger die Einigung bereits eingepreist hatten.
DAX tritt auf der Stelle – Edelmetalle auf Rekordjagd
Der DAX beendete den Montag nahezu unverändert bei 24.284 Punkten. In einem impulsarmen Geschäft fehlten die Impulse – die Dispositionen für das Jahresende sind mehrheitlich getroffen, die Liquidität dünn. Trotzdem bleibt die Bilanz des Jahres beeindruckend: Der Leitindex legte 2025 bisher um 22 Prozent zu.
Einzelne Titel stachen hervor: Aurubis gewann 1,9 Prozent, getragen von der Hoffnung auf steigende Kupferpreise. Der Automobilzulieferer Schaeffler kletterte um 2,3 Prozent, nachdem das Unternehmen ankündigte, verstärkt auf Rüstung zu setzen. Gerresheimer legte um 2,5 Prozent zu, nachdem der Verpackungsspezialist falsch gebuchte Umsätze korrigierte und damit einen ersten Schritt zur Wiederherstellung des Investorenvertrauens machte. Dürr sprang sogar um 7,1 Prozent nach oben – Grund war eine deutlich angehobene Prognose für den freien Cashflow.
Die wahren Stars des Tages waren jedoch Gold und Silber. Die Feinunze Gold durchbrach erstmals die Marke von 4.400 Dollar und markierte ein neues Allzeithoch, Silber folgte mit einem Plus von fast drei Prozent. Verantwortlich für die Rally: Erwartungen weiterer Zinssenkungen der US-Notenbank und geopolitische Spannungen, insbesondere zwischen den USA und Venezuela sowie erneute Sorgen um den Konflikt zwischen Israel und Iran. Auch Platin profitierte und erreichte ein 17-Jahres-Hoch.
Gerresheimer korrigiert – und gewinnt Vertrauen zurück
Der Verpackungsspezialist Gerresheimer räumte am Montag auf: Alle im Konzernabschluss 2024 verbuchten Umsätze aus sogenannten Bill-and-Hold-Vereinbarungen im Wert von 28 Millionen Euro werden korrigiert. Bei solchen Vereinbarungen stellt eine Firma Ware in Rechnung, obwohl sie diese noch nicht an den Käufer übergeben hat – etwa weil dieser die Ware erst später haben möchte.
Eine von der Finanzaufsicht Bafin eingeleitete Prüfung hatte ergeben, dass Gerresheimer diese Umsätze systematisch zu früh erfasst hatte. Das Unternehmen will künftig komplett auf solche Buchungen verzichten. Durch die Korrekturen sinkt der berichtete Umsatz 2024 um ein Prozent auf 2,036 Milliarden Euro, das bereinigte EBITDA fällt ebenfalls um ein Prozent auf 419,4 Millionen Euro.
Anleger reagierten erleichtert – die Korrekturen sind überschaubar, und Gerresheimer zeigt Transparenz. Die Aktie legte um 2,5 Prozent zu. Für das Unternehmen bleibt dennoch ein langer Weg: Das Investorenvertrauen muss Schritt für Schritt zurückgewonnen werden.
Paramount vs. Netflix: Larry Ellison bürgt mit 40 Milliarden Dollar
Jenseits des Atlantiks liefern sich Paramount und Netflix ein Bietergefecht um Warner Bros. Discovery. Paramount-Chef David Ellison erhöhte den Druck: Sein Vater Larry Ellison, Oracle-Mitgründer und einer der reichsten Menschen der Welt, gibt eine persönliche Garantie für 40,4 Milliarden Dollar des insgesamt über 100 Milliarden Dollar schweren Gebots ab.
Die Garantie soll Bedenken von Warner Bros. ausräumen, die zuvor die Finanzierung des Paramount-Angebots als unsicher kritisiert hatten. Netflix hatte ein Gebot im Wert von 27,75 Dollar je Aktie vorgelegt, Paramount bietet 30 Dollar. Warner Bros. hatte seinen Aktionären empfohlen, das Netflix-Angebot anzunehmen – doch mit der persönlichen Garantie Ellisons könnte sich das Blatt wenden.
An der Börse sorgten die Neuigkeiten für Bewegung: Warner Bros. stiegen um 3,3 Prozent, Paramount gewannen 5,5 Prozent. Netflix verloren hingegen ein Prozent. Die Entscheidung der Warner-Aktionäre steht am 27. Januar 2026 an – bis dahin dürfte der Übernahmekampf weitergehen.
Bitcoin und Krypto: Seitwärtsbewegung mit Ausblick
Bitcoin bewegte sich am Montag in engen Bandbreiten und notierte zuletzt bei rund 90.000 Dollar – ein Plus von zwei Prozent. Die weltweit größte Kryptowährung bleibt damit in der Seitwärtsphase, die sie seit Wochen prägt. Ethereum legte um 3,5 Prozent auf 3.069 Dollar zu, XRP gewann 1,7 Prozent.
Die Stimmung im Kryptomarkt bleibt verhalten: Institutionelle Zuflüsse in Bitcoin-ETFs haben sich abgekühlt, und viele Anleger positionieren sich vorsichtig vor dem Jahreswechsel. Gleichzeitig gibt es positive Signale: Berichte, dass JPMorgan den Einstieg in den Krypto-Handel für institutionelle Kunden prüft, und Hongkongs Pläne, Versicherern Investitionen in Kryptowährungen zu erlauben, zeigen die wachsende Akzeptanz digitaler Assets.
Für Bitcoin bleibt die Frage: Kann die Marke von 90.000 Dollar als Sprungbrett für einen erneuten Anlauf auf die 100.000 Dollar dienen – oder droht ein Rücksetzer in Richtung 80.000 Dollar?
Was diese Woche noch kommt
Die letzten Handelstage vor Weihnachten dürften von dünner Liquidität geprägt sein. Am Dienstag stehen in den USA wichtige Konjunkturdaten an: die vorläufige Lesung des BIP für das dritte Quartal, Daten zur Industrieproduktion und das Verbrauchervertrauen. Diese Zahlen könnten die Erwartungen an weitere Zinssenkungen der Fed beeinflussen – und damit die Richtung für Aktien und Edelmetalle vorgeben.
In Deutschland bleibt der Blick auf steigende Renditen bei Bundesanleihen gerichtet. Die Rendite zehnjähriger Papiere erreichte am Montag ein Neunmonatshoch – ein Signal, das mittelfristig auf die Aktienmärkte drücken könnte. Gleichzeitig dürften Banken wie Deutsche Bank und Commerzbank weiter von höheren Zinsen profitieren.
Eines ist klar: Die Märkte sortieren sich neu – zwischen Gerichtsurteilen, Diesel-Vergleichen und der Flucht ins Gold. Und wir bleiben dran.
Einen erfolgreichen Start in die Woche wünscht Ihnen
Andreas Sommer


