Tesla, Novo Nordisk & AMD: Wenn Zahlen enttäuschen und Märkte nervös werden
Liebe Leserinnen und Leser,
manchmal sagt ein einzelner Handelstag mehr über die Stimmung an den Märkten als eine ganze Analystenkonferenz. Der gestrige Dienstag war so ein Tag – einer, an dem selbst solide Quartalszahlen mit Achselzucken quittiert wurden und die Nervosität spürbar zunahm. Vom Pharma-Riesen Novo Nordisk über Chip-Gigant AMD bis hin zu deutschen Industriewerten: Überall zeigt sich, dass Anleger kritischer hinschauen. Die Phase der bedingungslosen Euphorie scheint vorbei. Was das für Ihr Depot bedeutet und welche Entwicklungen Sie jetzt im Blick haben sollten – darum geht es heute.
Novo Nordisk: Vom Hoffnungsträger zum Sorgenkind
Der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk galt noch vor Monaten als einer der strahlenden Gewinner des Abnehmspritzen-Booms. Wegovy und Ozempic wurden zu Blockbustern, die Aktie kletterte auf Rekordhöhen. Doch jetzt die Kehrtwende: Nach enttäuschenden Q3-Zahlen kappte CEO Maziar Mike Doustdar – erst seit August im Amt – erneut die Jahresprognosen. Statt 14 Prozent Umsatzplus werden nun nur noch 8 bis 11 Prozent erwartet. Beim operativen Gewinn schrumpfte die Zielspanne von maximal 10 auf nur noch 7 Prozent Wachstum.
Das eigentliche Problem sitzt tiefer: In China läuft das Geschäft schlechter als gedacht, in den USA machen billige Apotheken-Kopien der teuren Originalmedikamente dem Konzern das Leben schwer. Und der Konkurrenzdruck durch Eli Lilly wächst. Die Börse reagierte eiskalt – die Aktie stürzte auf ein 52-Wochen-Tief bei rund 300 Kronen, ein Minus von fast 5 Prozent an einem Tag. Seit Jahresbeginn hat das Papier die Hälfte seines Wertes verloren. Zum Vergleich: Mitte 2024 kostete eine Aktie noch über 1.000 Kronen.
Für deutsche Anleger ist das ein Weckruf. Novo Nordisk zeigt, wie schnell sich Narrative ändern können. Der neue Chef kündigte bereits den Abbau von 9.000 Stellen an – die meisten davon in Dänemark. Dass er nun auch die Investitionspläne von 65 auf 60 Milliarden Kronen zurückfährt, unterstreicht den Ernst der Lage. Immerhin: Die Analysten von Hargreaves Lansdown sehen in der Prognosekürzung auch eine Chance – besser jetzt realistisch werden als später noch härter enttäuschen.
AMD: Gute Zahlen, schlechter Ausblick – die Börse bestraft
Ähnlich zwiespältig verlief es bei Advanced Micro Devices. Der Chip-Hersteller legte eigentlich solide Q3-Zahlen vor: Der Umsatz kletterte um satte 36 Prozent auf 9,25 Milliarden Dollar – deutlich über den Erwartungen von 8,76 Milliarden. Doch statt Applaus gab es Verkaufsdruck. Die Aktie verlor nachbörslich zunächst rund 3 bis 4 Prozent, im regulären Handel am Mittwoch setzte sich die Schwäche fort.
Warum? Der Gewinn je Aktie lag mit 0,75 Dollar unter den erhofften 1,17 Dollar. Und vor allem: Der Ausblick für Q4 überzeugte nicht. Analysten hatten auf klarere Signale gehofft, dass AMD im KI-Chip-Rennen gegen Nvidia aufholen kann. Die blieben aus. Truist Securities hob zwar das Kursziel von 273 auf 279 Dollar an und bekräftigte die Kaufempfehlung – doch die Stimmung am Markt war bereits gekippt.
Interessant wird es am kommenden Analyst Day, den AMD für nächste Woche angekündigt hat. Dort wird sich zeigen müssen, ob das Unternehmen tatsächlich der „#2 merchant AI supplier“ ist, wie Truist behauptet, oder ob die Konkurrenz zu stark wird. Für deutsche Tech-Investoren bedeutet das: Geduld ist gefragt. AMD bleibt spannend, aber die Volatilität dürfte hoch bleiben.
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BMW überrascht positiv – Autoaktien atmen auf
Während es bei Tech und Pharma holperte, kam aus München eine kleine Erleichterung. BMW legte Q3-Zahlen vor, die im Rahmen der Erwartungen lagen – und das reichte, um die Aktie um fast 7 Prozent nach oben zu katapultieren. Das operative Ergebnis stieg um ein Drittel auf 2,26 Milliarden Euro, die Marge im Autogeschäft kletterte auf 5,2 Prozent. Ein Jahr zuvor hatte eine Auslieferungssperre wegen Bremsproblemen die Zahlen verhagelt.
Marktexpertin Christine Romar von CMC Markets sprach von „mutmachenden Zahlen“. Tatsächlich zeigt BMW, dass die deutschen Autobauer das Tal der Tränen womöglich hinter sich lassen. Die Achillesferse bleibt China, wo der Preiskampf tobt und lokale Anbieter massiv Marktanteile gewinnen. Doch erste Stabilisierungszeichen sind erkennbar. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi sieht darin sogar ein Signal für die gesamte Branche.
Im Sog von BMW legten auch Mercedes-Benz (+3,7 Prozent) und Volkswagen (+2,8 Prozent) zu. Für deutsche Portfolios ein wichtiges Signal: Die Autowerte könnten nach monatelanger Durststrecke wieder interessant werden. Allerdings – und das ist entscheidend – nur für Anleger mit starken Nerven. Die strukturellen Probleme (E-Auto-Flaute, China-Schwäche, US-Zölle) sind nicht verschwunden.
Deutsche Börse im Spagat: DAX kämpft um die 24.000
Der DAX selbst zeigte sich gestern unentschlossen und schloss schließlich 0,4 Prozent im Plus bei 24.050 Punkten. Erst bessere US-Arbeitsmarktdaten am Nachmittag drehten die Stimmung. Die ADP-Zahlen übertraschten mit 42.000 neuen Jobs – doppelt so viele wie erwartet. Doch Vorsicht: Analyst Omair Sharif warnte, dass die Zahlen ein „Bild eines glanzlosen Arbeitsmarktes“ zeichnen.
Spannend wird es am Donnerstag, wenn die Bank of England und die norwegische Notenbank ihre Zinsentscheidungen verkünden. Und dann natürlich die große Frage: Wird der offizielle US-Arbeitsmarktbericht am Freitag überhaupt veröffentlicht? Wegen des Regierungsstillstands ist das mehr als fraglich. Sollte die Veröffentlichung ausfallen, könnte das die Unsicherheit weiter erhöhen.
Evotec im freien Fall, Qiagen enttäuscht
Am deutschen Markt gab es weitere Hiobsbotschaften. Evotec brach um 17,9 Prozent ein, nachdem das Biotech-Unternehmen mit Q3-Zahlen weit unter den Prognosen blieb. Der Umsatz lag 13 Prozent unter den Erwartungen, beim EBITDA meldete Evotec einen Verlust von 15 Millionen Euro statt des erhofften Gewinns von 9 Millionen. RBC sprach von einem „desaströsen Quartal“.
Auch Qiagen enttäuschte. Zwar fielen die Zahlen besser aus als befürchtet, doch der Abgang von CEO Thierry Bernard und ein leicht gesenkter EBIT-Ausblick drückten auf die Stimmung. Immerhin: Das neue Aktienrückkaufprogramm über 500 Millionen Dollar wurde positiv aufgenommen. Die Aktie verlor dennoch 3,7 Prozent.
Bitcoin über 103.000 Dollar – doch Vorsicht ist geboten
Während die Aktienmärkte schwächelten, setzte Bitcoin seine Rallye fort und knackte zeitweise die 104.000-Dollar-Marke. Aktuell notiert die Kryptowährung bei rund 103.000 Dollar – ein Plus von 2,8 Prozent gegenüber dem Vortag. Seit Jahresbeginn steht ein Gewinn von knapp 7 Prozent zu Buche.
Doch auch hier mehren sich kritische Stimmen. Michael Burry, der legendäre „Big Short“-Investor, warnte kürzlich vor einer Blase und setzte bearish auf Nvidia und Palantir. Und eine BofA-Umfrage zeigt: 54 Prozent der Fondsmanager glauben, dass KI-Aktien in einer Blase stecken. Nur 38 Prozent sehen das anders.
Für Krypto-Anleger bedeutet das: Die Party könnte jederzeit vorbei sein. Wer jetzt noch einsteigt, sollte sich der Risiken bewusst sein. Andererseits: Solange die institutionelle Nachfrage anhält und die Regulierung in den USA krypto-freundlich bleibt, könnte Bitcoin weiter steigen. Die 100.000-Dollar-Marke gilt vielen als psychologisch wichtig – und die ist nun geknackt.
Was jetzt wichtig wird
Die kommenden Tage werden zeigen, ob die gestrige Nervosität nur eine kurze Verschnaufpause war oder der Beginn einer größeren Korrektur. Wichtige Termine: Am Donnerstag berichten unter anderem Commerzbank, DHL, Rheinmetall und Zalando. Auch die Zinsentscheidungen aus London und Oslo könnten für Bewegung sorgen.
Und dann ist da noch die Anhörung vor dem US-Verfassungsgericht zu Trumps Zollpolitik. Das Gericht prüft, ob die mit Verweis auf die Nationale Sicherheit erlassenen Zölle verfassungskonform sind. Eine Entscheidung wird zwar Zeit brauchen, doch erste Signale könnten die Märkte bewegen.
Für Sie als Anleger heißt das: Bleiben Sie wachsam, aber nicht panisch. Die Bewertungen vieler Aktien sind hoch, keine Frage. Doch wer breit diversifiziert ist und langfristig denkt, muss nicht bei jedem Rücksetzer nervös werden. Manchmal ist Abwarten die beste Strategie.
Bis morgen – und lassen Sie sich nicht verrückt machen!
Beste Grüße
Andreas Sommer


