Tesla, Novo Nordisk & Bitcoin: Wenn Giganten straucheln

Novo Nordisk verliert massiv an Wert, Tesla setzt auf günstigere Modelle und Bitcoin enttäuscht Erwartungen. Gleichzeitig wachsen Zweifel an der Nachhaltigkeit des KI-Booms angesichts gigantischer Investitionen.

Tesla, Novo Nordisk & Bitcoin: Wenn Giganten straucheln
Kurz & knapp:
  • Novo Nordisk mit 70 Prozent Wertverlust seit 2024
  • Tesla senkt Preise für Model 3 und Model Y
  • Bitcoin verfehlt erwartete Jahresendrally
  • KI-Branche mit massiven Überinvestitionsrisiken

Liebe Leserinnen und Leser,

manchmal reicht ein einziger Quartalsbericht, um Milliarden zu vernichten. Novo Nordisk erlebt gerade, wie schnell aus einem Börsenliebling ein Sorgenkind wird – die Aktie hat seit Jahresbeginn dramatisch verloren und kämpft nun um eine entscheidende Unterstützung. Derweil setzt Tesla auf günstigere Modelle, während Bitcoin-Anleger nervös auf die Jahresendrally warten, die bisher ausbleibt. Und über allem schwebt eine Frage: Ist der KI-Boom noch gesund – oder nähren wir gerade die nächste Blase? Ein Blick auf die Woche, die hinter uns liegt.

Novo Nordisk: Der Absturz des Abnehmwunder-Konzerns

Die Zahlen sind brutal. Novo Nordisk, einst Europas wertvollstes Unternehmen, hat seit seinem Rekordhoch Mitte 2024 über 70 Prozent an Wert verloren. Das dritte Quartal brachte ein Gewinnminus von 27 Prozent – und die vierte Prognosesenkung in diesem Jahr. Wegovy und Ozempic, die Kassenschlager gegen Übergewicht und Diabetes, laufen nicht mehr rund. Der Wettbewerb wird härter, billige Nachahmer drängen auf den Markt.

Dann kam Trump. Anfang November verkündete er einen Deal: Ozempic und Wegovy sollen künftig für 245 US-Dollar pro Monat an staatliche Programme gehen – vorher waren es bis zu 1.350 Dollar. Ein brutaler Preisschnitt. Dafür verspricht Trump schnellere Zulassungen und keine neuen Zölle. Die Börse reagierte verhalten. Niedrigere Preise bedeuten weniger Gewinn pro Dosis, auch wenn mehr Menschen sich die Medikamente leisten können.

Immerhin: Novo Nordisk schlägt zurück. Im Bieterkampf um das Biotech-Unternehmen Metsera zog man sich zwar zurück – Pfizer gewann mit bis zu 10 Milliarden Dollar. Doch mit der Übernahme von Akero Therapeutics zeigt der Konzern, dass er seine Pipeline diversifizieren will. Die Strategie ist klar: nicht mehr nur auf zwei Produkte setzen. Charttechnisch wird es jetzt spannend. Die Marke bei 38 Euro ist entscheidend. Hält sie, könnte eine Erholung bis 60 Euro folgen. Bricht sie, drohen Kurse um 20 Euro.

Tesla: Günstige E-Autos als neuer Hoffnungsträger

Während Novo Nordisk kämpft, versucht Tesla, mit neuen Modellen frischen Wind in die Verkaufszahlen zu bringen. Der Konzern senkt die Einstiegspreise bei Model 3 und Model Y durch abgespeckte Versionen. Gleichzeitig rücken Gerüchte um das günstige Model 2 vorerst in den Hintergrund – der Fokus liegt klar auf Robotaxis und autonomem Fahren.

Die Strategie ist riskant. Elon Musk setzt darauf, dass die Zukunft nicht im klassischen Autoverkauf liegt, sondern in selbstfahrenden Flotten. Doch bis dahin müssen die Zahlen stimmen. Die günstigeren Modelle sollen helfen, den Wettbewerb mit chinesischen Herstellern zu bestehen, die mit aggressiven Preisen den Markt aufmischen. Ob das reicht, um die hohen Erwartungen zu erfüllen? Die nächsten Quartale werden es zeigen.

Bitcoin: Die ausbleibende Jahresendrally

Mike Novogratz, CEO von Galaxy Digital, hat seine Jahresendprognose für Bitcoin abgegeben – und viele Anleger dürften enttäuscht sein. Die Mutter aller Kryptowährungen steht unter Druck. Nach einem kurzen Ausflug über 100.000 Dollar rutschte Bitcoin zeitweise wieder darunter und kämpft mit negativer Stimmung.

Die Gründe sind vielfältig. Im Oktober kam es zur größten Liquidation in der Geschichte der Kryptomärkte – über 19 Milliarden Dollar wurden innerhalb von 24 Stunden ausgelöscht. Auslöser waren US-Drohungen mit dreistelligen Zöllen auf China und verschärfte Software-Exportkontrollen. Bitcoin verzeichnete den ersten monatlichen Verlust seit 2018, während Aktienindizes dank KI-Euphorie stiegen.

Auch strukturell gibt es Warnsignale. Daten zeigen einen allmählichen Rückgang der sogenannten Bitcoin-„Whales“ – große Halter verkaufen. Gleichzeitig wachsen kleinere Retail-Wallets. Die Funding-Raten deuten auf reduzierte Nachfrage nach Hebelprodukten hin. Technisch hat Bitcoin seine 200-Tage-Linie unterschritten, was die Nachfrage weiter dämpfen dürfte. Immerhin: Litecoin legte zuletzt 11 Prozent zu und zeigt, dass Altcoins durchaus Potenzial haben.

KI-Boom: Zwischen Euphorie und Erschöpfung

Die größte Frage aber schwebt über dem gesamten Markt: Wie lange trägt der KI-Hype noch? Die Zahlen sind atemberaubend. Bank of America erwartet, dass die globalen Hyperscale-Ausgaben 2025 um 67 Prozent steigen – auf insgesamt 611 Milliarden Dollar. Bis 2030 könnte die jährliche Investition in KI-Rechenzentren 1,2 Billionen Dollar überschreiten.

Google erhöhte sein Kapitalbudget für 2025 auf 92 Milliarden Dollar, Meta plant etwa 100 Milliarden für 2026, Amazon will seine Rechenzentrumskapazität bis 2027 verdoppeln. OpenAI buchte bei Amazon Web Services Rechenleistung im Volumen von 38 Milliarden Dollar – eine der größten Einzelbestellungen der Cloud-Geschichte.

Doch genau hier lauert die Gefahr. OpenAI wird 2025 etwa 13 Milliarden Dollar Umsatz erzielen – hat sich aber verpflichtet, bis 2030 fast 1,5 Billionen Dollar für Rechenleistung, Chips und Rechenzentren auszugeben. Diese gigantische Kapitalbindung macht OpenAI zur zentralen Stellschraube im System. Wenn das Wachstum stockt oder die Skalierung der KI-Modelle ins Straucheln gerät, könnte die gesamte Kette zusammenbrechen.

Bereits jetzt finanzieren Tech-Konzerne ihre Projekte zunehmend über den Bondmarkt. Mehr als 200 Milliarden Dollar an Anleihen wurden dieses Jahr zur Finanzierung von Rechenzentren begeben – rund ein Viertel des gesamten US-Kreditmarkts. Meta platzierte spektakuläre 30 Milliarden Dollar, bei einer Nachfrage von über 125 Milliarden. Oracle nahm im September 18 Milliarden auf.

Die Frage ist nicht mehr, ob es eine KI-Blase gibt – sondern wann sie platzt. Und ob die hohen Bewertungen von Palantir, Nvidia & Co. das Problem sind, oder ob es die Abhängigkeit von einem einzigen Player wie OpenAI ist, der mehr Geld verbrennt, als er einnimmt.

Europa: Der Kampf um digitale Souveränität

Während die USA den KI-Boom dominieren, versucht Europa aufzuholen. Die EU plant, ihre Rechenzentrumskapazität innerhalb von fünf bis sieben Jahren zu verdreifachen und 200 Milliarden Euro in KI zu investieren. Fünf „Gigafactories“ mit jeweils über 100.000 Prozessoren sollen entstehen – finanziert mit einem 20-Milliarden-Fonds.

Deutsche Telekom, SAP und IONOS haben bereits Interesse bekundet. Deutsche Telekom plant eine souveräne industrielle KI-Cloud in München mit 10.000 GPUs – eine Steigerung der deutschen GPU-Kapazität um 50 Prozent. SAP bleibt vorsichtig, will aber als Technologie- und Software-Anbieter beitragen.

Der Hintergrund ist klar: Amazon, Microsoft und Google kontrollieren über 80 Prozent des europäischen Cloud-Markts. Europa will unabhängiger werden – aus Gründen der Datensouveränität und geopolitischer Sicherheit. Ob das gelingt, ist offen. Souveräne Clouds sind 10 bis 20 Prozent teurer als öffentliche Clouds. Und ob die Nachfrage die massiven Investitionen rechtfertigt, wird sich erst zeigen.

Was bleibt

Die Woche hat gezeigt: Selbst Giganten sind verwundbar. Novo Nordisk kämpft um seine Zukunft, Tesla sucht neue Wege, Bitcoin enttäuscht die Hoffnungen auf eine Jahresendrally. Und über allem schwebt die Frage, ob der KI-Boom noch gesund ist – oder ob wir gerade Zeuge einer der größten Überinvestitionswellen der Geschichte werden.

In der kommenden Woche stehen zahlreiche Konjunkturdaten an, die Richtung geben könnten. Siemens präsentiert am 13. November seine Zahlen und die neue Strategie – ein wichtiger Termin für alle, die an Europas Technologie-Champions glauben. Und die Weltklimakonferenz in Brasilien dürfte zeigen, wie ernst es der Welt mit dem Kampf gegen Extremwetter ist – ein Thema, das Munich Re mit 210 Milliarden Dollar Unwetterschäden allein in Deutschland seit 1980 beziffert.

Bis dahin gilt: Wachsam bleiben. Diversifizieren. Und nicht vergessen, dass es neben KI auch andere Branchen gibt, die laufen.

Einen erfolgreichen Start in die Woche wünscht Euch

Andreas Sommer

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