Liebe Leserinnen und Leser,
stellen Sie sich vor, Sie müssten 15 Prozent Ihres China-Geschäfts an die US-Regierung abtreten – genau das passiert gerade bei Nvidia und AMD. Während die Tech-Riesen mit Washington ringen, erleben wir gleichzeitig eine bemerkenswerte Ethereum-Rally, die manchen Bitcoin-Maximalisten ins Grübeln bringt. Und dann ist da noch die deutsche Wirtschaft, die zwischen Luxus-Abkehr bei Mercedes und Palantir-Debatten navigiert.
Der Preis der künstlichen Intelligenz
120 Milliarden Dollar Marktwert in Gefahr – so lässt sich die Situation bei Nvidia zusammenfassen. Der Chip-Gigant und sein kleinerer Rivale AMD haben sich auf einen ungewöhnlichen Deal mit der Trump-Administration eingelassen: 15 Prozent ihrer China-Umsätze mit KI-Chips fließen künftig direkt an die US-Regierung. Was wie moderne Schutzgelderpressung klingt, ist tatsächlich der Preis für Exportlizenzen in den wichtigsten Wachstumsmarkt der Welt.
Die Börse reagiert verschnupft. Nvidia-Aktien geben vorbörslich über ein Prozent nach, AMD sogar über drei. Kein Wunder: Analysten schätzten den China-Markt für Nvidias abgespeckte H20-Chips auf über 20 Milliarden Dollar in diesem Jahr. 15 Prozent davon sind keine Peanuts – das sind potenzielle drei Milliarden Dollar, die direkt die Gewinnmarge belasten.
Doch Jensen Huang hatte kaum eine Wahl. Nach monatelanger Blockade und drohenden Milliarden-Verlusten war das Treffen im Weißen Haus seine letzte Chance. Die Alternative? China entwickelt eigene KI-Chips und amerikanische Unternehmen schaffen sich ihre künftige Konkurrenz selbst. Ein Teufelskreis, den die US-Regierung seit Jahren in Gang hält.
Ethereum: Der stille Überflieger
Während alle Welt auf Bitcoin starrt, vollzieht Ethereum gerade eine beeindruckende Aufholjagd. Die 4.000-Dollar-Marke ist gefallen, erstmals seit Dezember. Was treibt den "kleinen Bruder" des Bitcoin an? Es ist eine faszinierende Mischung aus technischen Signalen und fundamentalen Entwicklungen.
Da wären zunächst die "Wale" – Großinvestoren, die im vergangenen Monat über 1,8 Millionen ETH aufgekauft haben. Wenn die Dicken kaufen, horchen Kleinanleger auf. Technisch sieht es ebenfalls rosig aus: Ein "goldenes Kreuz" in den gleitenden Durchschnitten gilt als bullisches Signal par excellence.
Aber der eigentliche Gamechanger könnte der GENIUS Act sein – ein US-Gesetzesvorhaben, das Ethereum eine Schlüsselrolle bei Stablecoins zuweist. Für ein Unternehmen wie BitMine Immersion zahlt sich das aus: Mit über 1,15 Millionen ETH im Portfolio und einem Gegenwert von fast 5 Milliarden Dollar profitiert die Aktie massiv. 25 Prozent Plus am Freitag, weitere 13 Prozent heute – so sieht Krypto-Euphorie aus.
Mercedes: Das Ende der Luxus-Illusion
"Wir haben unsere Strategie eigentlich nie so bezeichnet", sagt Mercedes-Chef Ola Källenius über die viel diskutierte Luxusstrategie. Ein bemerkenswerter Rückzieher für einen Konzern, der noch vor zwei Jahren davon träumte, zum "deutschen Bentley" zu werden. Die Realität hat den Stuttgarter Autobauer eingeholt: Gewinn halbiert, China schwächelt, und die Transformation zur Elektromobilität verschlingt Milliarden.
Die neue Devise lautet: Breiter aufstellen, aber die Marge im Auge behalten. Ein schwieriger Spagat, besonders wenn US-Zölle das Geschäft zusätzlich belasten. Källenius beschreibt die Situation drastisch: "Die Industrie erlebt zugleich Starkregen, Hagel, Sturm und Schnee."
Für deutsche Anleger ist das ein Weckruf. Die goldenen Zeiten der Premiummargen sind vorbei. Mercedes muss sich neu erfinden – weg vom reinen Luxus, hin zu einem breiteren, aber immer noch begehrenswerten Angebot. Die Aktie notiert entsprechend verhalten.
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Palantir: Der Datenkraken verteidigt sich
"Eine Übertragung oder ein Abfluss von Daten – etwa in die USA – ist technisch ausgeschlossen." Mit dieser klaren Ansage wehrt sich Palantir gegen anhaltende Kritik an seiner Polizei-Software. In Bayern, NRW und Hessen analysiert die umstrittene Software bereits Millionen von Datensätzen – ausschließlich auf Polizeiservern, wie das Unternehmen betont.
Die Debatte ist typisch deutsch: emotional, oft faktenfrei und geprägt von Misstrauen gegenüber US-Tech. Dabei zeigt der Blick nach Baden-Württemberg, wo sich selbst Grün-Schwarz für Palantir entschieden hat, dass pragmatische Lösungen möglich sind.
Palantir-CEO Alex Karp, einst Biden-Unterstützer, muss sich mit Vorwürfen auseinandersetzen, die oft an seinem Mitgründer Peter Thiel festgemacht werden. Die Ironie: Während Deutschland debattiert, verdient Palantir weltweit Milliarden mit seinen Analyse-Tools. Die Aktie zeigt sich robust – Anleger scheinen die deutsche Kleinteiligkeit gelassen zu nehmen.
Windows 10: Das Millionen-Risiko
24,7 Millionen deutsche PCs laufen noch mit Windows 10 – in drei Monaten endet der Support. Was nach einer IT-Randnotiz klingt, ist tatsächlich ein massives Sicherheitsrisiko. Microsoft zwingt zum Upgrade, doch viele ältere Rechner schaffen die Hardware-Anforderungen für Windows 11 nicht.
Die Lösung des Softwareriesen: 30 Dollar für ein weiteres Jahr Sicherheitsupdates. Ein cleveres Geschäftsmodell, das Microsoft Milliarden einbringen könnte. Erstmals dürfen auch Privatnutzer zahlen – bisher war das Unternehmen vorbehalten.
Ein findiger Nutzer klagt sogar gegen Microsoft und wirft dem Konzern vor, "wissentlich" Nutzerdaten zu gefährden. Die Chancen? Gering. Die Botschaft? Klar. Der Druck auf säumige Nutzer wächst. Für PC-Hersteller könnte das die erhoffte Sonderkonjunktur bringen – eigentlich.
Was diese Woche wichtig wird
Die Börse wartet gespannt auf die US-Verbraucherpreise am Dienstag. Die spannende Frage: Schlagen Trumps Zölle bereits auf die Inflation durch? Jede Überraschung könnte die Zinssenkungsfantasien platzen lassen.
Am Freitag dann das Gipfeltreffen Trump-Putin in Alaska. Rüstungsaktien wie Rheinmetall leiden bereits unter Friedensspekulationen – dabei ist nicht mal klar, ob die Ukraine überhaupt mitreden darf. Und dann wären da noch die Earnings: Zoom, Nvidia und BYD legen ihre Zahlen vor. Nach dem heutigen China-Deal dürfte besonders Nvidias Ausblick spannend werden.
Was bleibt, ist die Erkenntnis: Die Märkte werden politischer, die Politik wird ökonomischer. Wer heute investiert, muss nicht nur Bilanzen lesen, sondern auch geopolitische Schachzüge verstehen. Eine Herausforderung – aber auch eine Chance für alle, die über den Tellerrand schauen.
Bleiben Sie wachsam und lassen Sie sich nicht von kurzfristigen Schwankungen aus der Ruhe bringen.
Herzliche Grüße
Andreas Sommer
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