Die jüngsten personalellen und wirtschaftspolitischen Entscheidungen der Trump-Administration senden Schockwellen durch die internationalen Finanzmärkte. Der Dollar stürzt ab, Fed-Gouverneurin Adriana Kugler tritt zurück und die Entlassung der Chefin der Arbeitsmarktstatistik wirft grundlegende Fragen zur Unabhängigkeit amerikanischer Institutionen auf.
Dollar unter Druck – Märkte zweifeln an US-Exzellenz
Der Greenback erlebt seinen schwersten Handelstag seit Monaten. Nach schwachen Arbeitsmarktdaten brach der Dollar-Index um über ein Prozent ein und fiel auf 98,97 Punkte. Gegenüber dem Euro verlor die US-Währung 1,16 Prozent, zum Yen sogar über zwei Prozent.
"Der Dollar hatte früher am Tag nach Trumps neuen Zollankündigungen noch zugelegt", erklärt Karen Brettell von Reuters. Doch die Kombination aus enttäuschenden Jobzahlen und politischen Turbulenzen drehte die Stimmung komplett um.
Die Arbeitslosenzahlen zeigten nur 73.000 neue Stellen im Juli – deutlich unter den erwarteten 110.000. Noch dramatischer waren die Korrekturen der Vormonatsdaten: Juni wurde von 147.000 auf magere 14.000 Jobs revidiert. "Es ist schlimmer als irgendjemand erwartet hatte", kommentierte Helen Given von Money USA.
Fed-Rücktritt verstärkt Unsicherheit
Inmitten dieser Turbulenzen kündigte Fed-Gouverneurin Adriana Kugler ihren vorzeitigen Rücktritt zum 8. August an. Ihr Mandat lief eigentlich erst im Januar 2026 aus. Die Entscheidung eröffnet Trump die Möglichkeit, seinen Einfluss auf die Notenbank mehrere Monate früher als geplant auszubauen.
Marktexperten zeigen sich beunruhigt. "Kugler fehlte bereits bei der letzten Sitzung aus persönlichen Gründen, jetzt wissen wir warum", so Jamie Cox von Harris Financial Group. Peter Cardillo von Spartan Capital warnt: "Das ist kein gutes Zeichen. Wenn jemand zurücktritt, gibt es immer Fragezeichen zum Warum."
Politisierung der Statistik schockiert Analysten
Besonders heftig reagieren die Märkte auf Trumps Entscheidung, die Leiterin des Bureau of Labor Statistics, Erika McEntarfer, zu entlassen. Per Truth Social warf der Präsident ihr vor, die Arbeitsmarktdaten zu fälschen. "Wir brauchen akkurate Jobzahlen", schrieb Trump.
Experten sind entsetzt über diesen beispiellosen Schritt. "Das BLS hat mehr als 2.000 Angestellte, die alle an der Datensammlung beteiligt sind. Den Kommissar zu wechseln, ändert die Zahlen nicht", stellt Brian Jacobsen von Annex Wealth Management klar.
Steve Sosnick von Interactive Brokers sieht die Unabhängigkeit der Daten in Gefahr: "Es ist wirklich beispiellos für einen Präsidenten, jemanden einfach zu feuern, weil ihm die Zahlen nicht gefallen, ohne erst zu ergründen, warum." Art Hogan von B. Riley Wealth wird noch deutlicher: "Das passiert in Diktaturen, nicht in Demokratien."
Zinserwartungen steigen drastisch
Die schwachen Jobdaten und politischen Verwerfungen heizen die Zinsspekulationen an. Händler preisen nun 58 Basispunkte an Zinssenkungen bis Jahresende ein – ein dramatischer Anstieg von 34 Basispunkten am Donnerstag.
"Powell sagte am Mittwoch noch, wir würden die Zinsen länger stabil halten. Aber mit diesen eindeutig negativen Arbeitsmarktdaten kühlt sich der Arbeitsmarkt klar ab", analysiert Helen Given die Kehrtwende.
Die Fed steht vor einem Dilemma: Einerseits deuten die Daten auf Konjunkturschwäche hin, andererseits befürchtet sie inflationäre Effekte durch Trumps Zollpolitik.
Handelspolitik bleibt Unsicherheitsfaktor
Parallel zu den innenpolitischen Turbulenzen setzt Trump seine aggressive Zollpolitik fort. Nach Deals mit der EU, Japan und Südkorea verhängte er neue Strafzölle gegen Dutzende Handelspartner. Die Schweiz trifft es mit 39 Prozent besonders hart, Kanada mit 35 Prozent statt der angedrohten 25 Prozent.
Investoren hinterfragen zunehmend die "amerikanische Exzellenz". Eine CoreData-Umfrage zeigt: 47 Prozent der institutionellen Anleger reduzieren ihre langfristigen US-Allokationen. "Das US-Standing erscheint etwas angeschlagen", bestätigt Lori Heinel von State Street Investment Management.
Ausblick: Vertrauen in US-System wankt
Die Ereignisse werfen fundamentale Fragen zur Zukunft der US-Märkte auf. Juan Perez von Monex USA warnt: "Die Unabhängigkeit der Federal Reserve hält den Dollar stark. Wird das kompromittiert, stürzt der Dollar ab."
Für die kommenden Wochen werden die August-Arbeitsmarktdaten am 5. September entscheidend. Sie könnten über eine Zinssenkung bei der Fed-Sitzung am 16./17. September entscheiden. Christopher Hodge von Natixis befürchtet bereits: "Wird die Datenqualität kompromittiert, bringt das Fed und Märkte in eine sehr prekäre Lage."
Die Märkte stehen vor der Frage: Kann das amerikanische System seine Glaubwürdigkeit bewahren, oder erleben wir das Ende der US-Finanzdominanz?