Das Jahr 2025 endet mit politischen Spannungen und fundamentalen Verschiebungen an den Finanzmärkten. Während die Trump-Administration ihre Sanktionspolitik verschärft und gegen demokratisch geführte Bundesstaaten vorgeht, verzeichnet der US-Dollar seinen stärksten Jahresverlust seit 2017. Gleichzeitig signalisieren neue Arbeitsmarktdaten eine überraschende Stärke – doch Experten bleiben skeptisch, ob dies die bestehenden Trends umkehren kann.
Sanktionsdruck auf Venezuela und Minnesota
Die Trump-Regierung intensiviert ihren Konfrontationskurs auf mehreren Ebenen. Das Finanzministerium verhängte neue Sanktionen gegen vier Unternehmen und ebenso viele Tanker mit Verbindungen zur venezolanischen Ölindustrie. Betroffen sind Aries Global Investment LTD, Corniola Limited, Krape Myrtle Co LTD und Winky International Limited sowie die Schiffe Della, Nord Star, Rosalind und Valiant.
Finanzminister Scott Bessent begründete die Maßnahmen mit scharfen Worten: „Präsident Trump war klar: Wir werden nicht zulassen, dass das illegitime Maduro-Regime vom Ölexport profitiert, während es die Vereinigten Staaten mit tödlichen Drogen überschwemmt.“ Die Sanktionen ergänzen frühere Maßnahmen vom 11. und 19. Dezember gegen Funktionäre und Einrichtungen des staatlichen Ölkonzerns PDVSA.
Parallel dazu eskaliert der Konflikt mit dem demokratisch geführten Minnesota. Das Gesundheitsministerium fror Zahlungen für Kindertagesstätten in Höhe von 185 Millionen Dollar ein – mit der Begründung, die Mittel würden erst freigegeben, wenn der Bundesstaat nachweise, dass Steuergelder rechtmäßig verwendet werden. Gouverneur Tim Walz wies die Vorwürfe zurück und erklärte, man habe „Jahre damit verbracht, gegen Betrüger vorzugehen“. Die Administration hatte zuvor wiederholt die somalische Gemeinde Minnesotas, die größte des Landes, ins Visier genommen und systematischen Sozialbetrug vorgeworfen.
Dollar auf Talfahrt trotz positiver Jobdaten
Der US-Dollar erlebte 2025 sein schlechtestes Jahr seit 2017 mit einem Verlust von über 9 Prozent gegenüber einem Währungskorb. Verantwortlich dafür waren Erwartungen weiterer Zinssenkungen der Federal Reserve, schrumpfende Zinsdifferenzen zu anderen Währungen sowie Sorgen über das amerikanische Haushaltsdefizit und politische Unsicherheit.
Überraschend starke Arbeitsmarktdaten am Mittwoch sorgten nur kurzzeitig für Erleichterung. Die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe fielen um 16.000 auf 199.000 – den niedrigsten Stand seit einem Monat und deutlich unter der Analystenschätzung von 220.000. Brian Jacobsen, Chefvolkswirt bei Annex Wealth Management, warnte jedoch vor Überinterpretationen: „Die Daten sind volatil, besonders um die Feiertage herum, trotz des Störfaktors sind es die besten Daten, die wir für die Gesundheit des Arbeitsmarktes haben.“
Der Dollar-Index legte daraufhin 0,27 Prozent auf 98,50 zu, während der Euro 0,21 Prozent auf 1,1721 Dollar nachgab. Doch diese Bewegung ändert nichts am Gesamtbild: Der Euro gewann 2025 über 13 Prozent, das britische Pfund mehr als 7 Prozent. Sogar der Schweizer Franken verteuerte sich um 14 Prozent, die schwedische Krone um beeindruckende 20 Prozent.
Fed-Politik und Markterwartungen divergieren
Die Schwäche des Dollars spiegelt auch die Unsicherheit über die künftige Geldpolitik wider. Die Sitzungsprotokolle der Federal Reserve zeigen eine geteilte Zentralbank: Während die meisten Mitglieder weitere Zinssenkungen befürworten, falls die Inflation weiter abkühlt, plädieren einige dafür, die Zinsen „für einige Zeit“ unverändert zu lassen.
Jan Hatzius von Goldman Sachs betonte die unterschiedlichen Perspektiven: „Die meisten Teilnehmer dachten, dass weitere Zinssenkungen ‚im Laufe der Zeit‘ angemessen wären, während ‚einige‘ es für wahrscheinlich angemessen hielten, den Leitzins ‚für einige Zeit‘ unverändert zu lassen.“ Barclays-Analyst Marc Giannoni erwartet eine Pause im Januar und prognostiziert nur zwei Zinssenkungen um je 25 Basispunkte für 2026.
Die Märkte preisen derzeit etwa 50 Basispunkte Zinssenkungen für das kommende Jahr ein – deutlich weniger als die Fed ursprünglich signalisiert hatte. Die Projektionen der Zentralbank nach der Dezember-Sitzung zeigen nur noch einen erwarteten Zinsschritt für 2026.
Globale Wachstumsdynamik verschiebt sich
Investoren erwarten einen anhaltenden Dollar-Rückgang, weil sich die globalen Wachstumsraten angleichen. Karl Schamotta, Chefmarktstratege bei Corpay, fasst es zusammen: „Die Realität ist, dass wir aus fundamentaler Sicht immer noch einen überbewerteten US-Dollar haben.“ Die reale effektive Wechselkursrate des Dollars lag im Oktober bei 108,7 – nur geringfügig unter dem Rekordhoch von 115,1 im Januar.
Deutschlands fiskalische Impulse, Chinas politische Unterstützungsmaßnahmen und verbesserte Wachstumsperspektiven in der Eurozone dürften den amerikanischen Wachstumsvorsprung schrumpfen lassen. Anujeet Sareen, Portfoliomanager bei Brandywine Global, erklärt: „Der Rest der Welt wird nächstes Jahr einfach mehr wachsen. Wenn der Rest der Welt in Sachen Wachstum besser aussieht, ist das günstig dafür, dass der Dollar weiter schwächelt.“
Während die Europäische Zentralbank ihre Zinsen voraussichtlich stabil halten wird – mit einer Zinserhöhung nicht völlig ausgeschlossen –, rechnen Händler mit weiteren Fed-Senkungen. Die erwartete Ernennung eines neuen Fed-Chefs durch Trump im Januar könnte zusätzlichen Abwärtsdruck auf den Dollar erzeugen, da mehrere Kandidaten wie Kevin Hassett, Kevin Warsh und Chris Waller niedrigere Zinsen befürworten.
S&P 500 vor weiterem Anstieg
Trotz der Dollar-Schwäche bleiben die Aussichten für US-Aktien positiv. Goldman Sachs prognostiziert einen Anstieg des S&P 500 auf 7.600 Punkte bis Ende 2026 – ein Plus von etwa 11 Prozent. Die Investmentbank erwartet ein US-BIP-Wachstum von durchschnittlich 2,6 Prozent, getrieben durch „Zollerleichterungen, Konjunkturmaßnahmen und KI-getriebene Produktivitätsverbesserungen“.
Das Gewinnwachstum je Aktie im S&P 500 soll sich 2026 auf 12,1 Prozent beschleunigen, nach 10,5 Prozent im laufenden Jahr. Goldman empfiehlt Investoren Engagements in zyklischen Bereichen wie dem Russell 2000, Aktien aus dem nicht-residenziellen Bausektor sowie Unternehmen mit Exposition gegenüber mittleren Einkommensschichten und solchen, die KI-Technologien zur Kostensenkung oder Umsatzsteigerung nutzen können.
Liquiditätsmärkte stabilisieren sich zum Jahresende
An den kurzfristigen Finanzierungsmärkten sorgten die erneuten Ankäufe kurzlaufender Staatsanleihen durch die Fed und eine rekordhohe Nutzung ihrer Standing Repo Facility für Entspannung. Am Mittwoch liehen sich Banken 74,6 Milliarden Dollar über die Fazilität – ein Rekordwert, nachdem die New York Fed Institute ermutigt hatte, diese aktiver zu nutzen.
Die gesicherten Tagesgeldsätze (SOFR) kletterten zwar auf 3,77 Prozent, den höchsten Stand seit über zwei Wochen, sanken aber wieder auf 3,71 Prozent. Jan Nevruzi, US-Zinsstratege bei TD Securities, meint: „Wenn man die Leute vor einem Monat gefragt hätte, wie der Jahresendverlauf sein würde, waren sie deutlich besorgter, dass es wesentlich stressiger werden würde.“
Scott Skyrm von Curvature Securities sieht die hohe SRF-Nutzung als konstruktives Zeichen: „Es ist ein guter Hinweis darauf, dass die automatischen Marktmechanismen, die die Fed eingerichtet hat, um Finanzierungsdruck und Abweichungen von der Zielspanne zu korrigieren, zu funktionieren beginnen.“ Die Fed hatte Anfang Dezember begonnen, kurzlaufende Treasuries zu kaufen, um die Marktliquidität besser zu steuern und die Kontrolle über die Zinssätze zu behalten.


