Die aggressive Handelspolitik der Trump-Regierung sorgt weltweit für Verwerfungen. Mit neuen Zöllen und einem harten Kurs in internationalen Finanzfragen schürt Washington Unsicherheit – mit spürbaren Folgen für Währungen, Zentralbanken und die globale Wirtschaft. Steht uns eine neue Eskalation bevor, und wie reagieren die Märkte auf diese Gemengelage?
US-Politik als Unsicherheitsfaktor
Der erratische Kurs von US-Präsident Donald Trump bei der Einführung der höchsten Importzölle seit Jahrzehnten hat bereits deutliche Spuren hinterlassen. Die Stimmung bei Konsumenten und Unternehmen ist eingetrübt, die Industrieproduktion leidet, und ein Ansturm auf Importe vorab führte zuletzt sogar zu einem unerwarteten Rückgang des US-Bruttoinlandsprodukts. Zahlreiche Großkonzerne wie McDonald’s, General Motors und Apple warnen vor Belastungen durch höhere Kosten und eine gedämpfte Nachfrage. Fluggesellschaften wie Delta mussten ihre Prognosen kassieren.
Doch die Handelspolitik ist nur eine Facette. Die Trump-Regierung versucht offenbar auch, globale Bemühungen zur Entwicklungsfinanzierung zu untergraben, wie aus einem internen UN-Dokument hervorgeht. Demnach stemmen sich die USA gegen Reformen des Finanzsystems, die Entwicklungsländern helfen sollen – etwa bei Steuertransparenz, Kreditratings oder dem Abbau von Subventionen für fossile Brennstoffe. Selbst Begriffe wie "Klima", "Geschlechtergleichheit" oder "Nachhaltigkeit" sollen aus entsprechenden Vereinbarungen gestrichen werden. Dieser "America First"-Ansatz kollidiert frontal mit den Zielen vieler internationaler Partner und Institutionen wie der Weltbank und dem IWF, wo US-Finanzminister Scott Bessent bereits gegen Klimaschutzinitiativen opponiert.
Finanzmärkte und Zentralbanken unter Druck
Die Auswirkungen dieser Politik sind an den Finanzmärkten deutlich spürbar. Der US-Dollar geriet zuletzt unter Druck. Davon profitierten vor allem Währungen im asiatisch-pazifischen Raum. Der japanische Yen und der australische Dollar legten zu. Besonders dramatisch war der Anstieg des Taiwan-Dollars, was Spekulationen nährte, Taipeh könnte seine Währung als Teil eines Handelsdeals mit den USA aufwerten lassen – auch wenn dies offiziell dementiert wird. Selbst der chinesische Yuan erreichte offshore den höchsten Stand seit Monaten, da Händler auf eine mögliche Aufwertung im Zuge von Handelsgesprächen setzen.
Die Unsicherheit über die US-Politik und deren wirtschaftliche Folgen beschäftigt auch die großen Zentralbanken. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) dürfte bei ihrer Sitzung am Mittwoch zwar die Zinsen noch stabil halten, doch die weitere Richtung ist ungewiss. Zwar präsentierte sich der US-Arbeitsmarkt im April robust, doch die von Trump angedrohten oder verhängten Zölle dürften nach Einschätzung der Fed-Politiker sowohl die Inflation antreiben als auch die Arbeitslosigkeit erhöhen. Fed-Chef Jerome Powell steht unter Druck, einerseits die Inflation im Griff zu behalten und andererseits auf eine mögliche Eintrübung am Arbeitsmarkt reagieren zu müssen – während Präsident Trump weiterhin lautstark Zinssenkungen fordert. Viele Marktteilnehmer verschieben ihre Erwartungen für eine erste Zinssenkung inzwischen auf Juli.
In Europa steht die Bank of England (BoE) vor einer ähnlichen Herausforderung. Bei ihrer Sitzung am Donnerstag wird allgemein eine weitere Zinssenkung um 25 Basispunkte auf 4,25% erwartet. Die entscheidende Frage wird sein, ob die BoE angesichts der globalen Konjunkturrisiken durch die US-Zölle ein schnelleres Tempo bei weiteren Zinsschritten signalisiert. Einige Marktbeobachter rechnen damit, dass die BoE ihre Wachstumsprognosen aufgrund des Handelskonflikts senken wird.
Europas neue Weichenstellungen
Inmitten dieser globalen Turbulenzen stellt sich Europa neu auf. In Deutschland wurde am Montag die neue Regierungsmannschaft der Koalition aus CDU/CSU und SPD vorgestellt. Der designierte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) kündigte an, Europas größte Volkswirtschaft zügig mit Reformen und Investitionen voranbringen zu wollen. Nach dem Zerfall der Vorgängerregierung unter Olaf Scholz (SPD) solle Deutschlands Stimme "in Europa und der Welt wieder gehört werden".
Die neue Regierung unter Merz übernimmt das Ruder in einer Zeit, in der die von den USA ausgelösten Handelskonflikte und Spannungen innerhalb der NATO das internationale Umfeld prägen. Mit Lars Klingbeil (SPD) als neuem Finanzminister und dem populären Boris Pistorius (SPD), der Verteidigungsminister bleibt und Deutschland auf Kriegsfähigkeit bis 2029 vorbereiten will, setzt die Koalition auf eine Mischung aus Erneuerung und Kontinuität. Wie SPD-Co-Chef Klingbeil betonte, müsse die neue Regierung die Weltordnung mitgestalten, um nicht von ihr gestaltet zu werden. Parallel dazu versucht die EU, ihre Attraktivität als Wissenschaftsstandort zu steigern, etwa durch ein neues Förderpaket über 500 Millionen Euro, das auch Forscher aus den USA anziehen soll, die mit der dortigen Politik unzufrieden sind.
Die kommenden Tage werden richtungsweisend. Während die Fed und die Bank of England ihre Zinspfade im Schatten der US-Handelspolitik neu justieren müssen, formiert sich in Deutschland eine Regierung, die Europas größter Wirtschaft inmitten globaler Turbulenzen neue Impulse geben will. Die Nervosität an den Märkten dürfte jedoch anhalten, solange die Leitplanken der US-Politik unklar bleiben.