Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump dominiert weiterhin die internationalen Finanzmärkte. Mit dem 1. August rückt eine entscheidende Deadline näher, bis zu der Washington Handelsabkommen mit seinen wichtigsten Partnern erreichen will – oder drastische Zollerhöhungen in Kraft treten.
Verhandlungen vor kritischer Phase
Während die Verhandlungen zwischen den USA und verschiedenen Handelspartnern intensiviert werden, zeichnen sich bereits erste Erfolge und Rückschläge ab. Indonesien konnte immerhin eine Reduzierung der angedrohten US-Zölle von 32 auf 19 Prozent erreichen, wobei diese möglicherweise sogar vor dem 1. August in Kraft treten könnten.
Brasiliens Finanzminister Fernando Haddad hingegen räumte ein, dass eine Einigung mit den USA bis zum Stichtag unwahrscheinlich wird. Die größte lateinamerikanische Volkswirtschaft wartet noch immer auf eine Antwort Washingtons auf Handelsvorschläge, die bereits im Mai unterbreitet wurden. Ohne Abkommen drohen brasilianischen Waren Strafzölle von 50 Prozent.
Europas schwierige Position
Besonders angespannt ist die Situation zwischen den USA und der Europäischen Union. Während Handelsminister Howard Lutnick am Wochenende noch Optimismus für ein Abkommen signalisierte, berichten Insider von erheblichen Meinungsverschiedenheiten. Die EU drängt auf moderate Basiszölle von 10 Prozent, doch die Trump-Administration fordert mindestens 15 Prozent oder höher.
Die wirtschaftlichen Auswirkungen für Europa wären dramatisch. Italien, eine der exportstärksten Volkswirtschaften der EU, könnte bei 30-prozentigen US-Zöllen bis 2027 einen BIP-Verlust von 0,8 Prozent erleiden. Besonders betroffen wären italienische Exportschlager wie Maschinen, Pharmazeutika, Autos und Lebensmittel. Deutschland und Frankreich haben bereits eine konfrontative Haltung gegenüber Washington eingenommen, und die EU erwägt Vergeltungsmaßnahmen, die über bereits geplante Strafzölle hinausgehen.
Kapitalströme zeigen neue Muster
Die Unsicherheit um die US-Handelspolitik verändert bereits die globalen Kapitalströme. Im Mai flossen fast 100 Milliarden Euro ausländisches Kapital in Anleihen der Eurozone – der höchste monatliche Zufluss seit mindestens 2014. Diese Entwicklung könnte auf eine Umschichtung weg von US-Dollar-Anlagen hindeuten, da der sichere Hafen-Status amerikanischer Staatsanleihen durch Trumps Konfrontationskurs mit traditionellen Verbündeten ins Wanken gerät.
Während US-Langfristrenditen seit Trumps "Liberation Day"-Ankündigung im April um 40 Basispunkte gestiegen sind, verzeichneten deutsche Staatsanleihen nur einen Anstieg von unter 20 Basispunkten. Der Dollar hat seit Jahresbeginn bereits über 12 Prozent gegenüber dem Euro verloren.
Fed im Fokus der Märkte
Parallel zu den Handelsspannungen richten sich die Blicke auf die Federal Reserve. Bei der Sitzung am 29./30. Juli wird keine Zinsänderung erwartet, doch die Märkte horchen auf Signale für eine mögliche September-Senkung. Schwächere Inflationsdaten könnten Fed-Chef Jerome Powell zu einem dovisheren Ton bewegen, was den Aktienmärkten zusätzlichen Auftrieb geben könnte.
Branchen unter Druck
Die Handelsunsicherheit macht sich auch in spezifischen Sektoren bemerkbar. Die US-Hotelbranche verschärft ihre Einstellungsverfahren drastisch – Hintergrundchecks stiegen im ersten Halbjahr 2025 um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit einem Drittel der Beschäftigten im Tourismussektor als Einwanderer reagiert die Branche auf Trumps verschärfte Immigrationspolitik.
Die kommende Woche bringt weitere wichtige Impulse: Über 85 Prozent der S&P 500-Unternehmen stehen noch mit ihren Quartalszahlen aus, während die EZB ihre Zinsentscheidung verkündet. Zudem könnte Trump neue KI-fokussierte Verordnungen vorstellen, die weitreichende Auswirkungen auf die Technologiebranche haben dürften.
Die Märkte befinden sich in einer entscheidenden Phase, in der Handelspolitik, Geldpolitik und Unternehmensgewinne zusammenwirken und die weitere Richtung der globalen Wirtschaft bestimmen werden.