Trump-Zölle lösen weltweite Handelsspannungen aus

US-Handelspolitik droht mit drastischen Zollerhöhungen ab August, während EU und Brasilien um Abkommen ringen. Kapitalströme zeigen bereits Verschiebungen.

FALLBACK Aktie
Kurz & knapp:
  • Drohende US-Zollerhöhungen ab 1. August
  • EU und Brasilien mit unterschiedlichen Verhandlungsergebnissen
  • Kapitalflucht aus US-Anlagen in Eurozone
  • Fed-Sitzung und EZB-Entscheidung stehen bevor

Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump dominiert weiterhin die internationalen Finanzmärkte. Mit dem 1. August rückt eine entscheidende Deadline näher, bis zu der Washington Handelsabkommen mit seinen wichtigsten Partnern erreichen will – oder drastische Zollerhöhungen in Kraft treten.

Verhandlungen vor kritischer Phase

Während die Verhandlungen zwischen den USA und verschiedenen Handelspartnern intensiviert werden, zeichnen sich bereits erste Erfolge und Rückschläge ab. Indonesien konnte immerhin eine Reduzierung der angedrohten US-Zölle von 32 auf 19 Prozent erreichen, wobei diese möglicherweise sogar vor dem 1. August in Kraft treten könnten.

Brasiliens Finanzminister Fernando Haddad hingegen räumte ein, dass eine Einigung mit den USA bis zum Stichtag unwahrscheinlich wird. Die größte lateinamerikanische Volkswirtschaft wartet noch immer auf eine Antwort Washingtons auf Handelsvorschläge, die bereits im Mai unterbreitet wurden. Ohne Abkommen drohen brasilianischen Waren Strafzölle von 50 Prozent.

Europas schwierige Position

Besonders angespannt ist die Situation zwischen den USA und der Europäischen Union. Während Handelsminister Howard Lutnick am Wochenende noch Optimismus für ein Abkommen signalisierte, berichten Insider von erheblichen Meinungsverschiedenheiten. Die EU drängt auf moderate Basiszölle von 10 Prozent, doch die Trump-Administration fordert mindestens 15 Prozent oder höher.

Die wirtschaftlichen Auswirkungen für Europa wären dramatisch. Italien, eine der exportstärksten Volkswirtschaften der EU, könnte bei 30-prozentigen US-Zöllen bis 2027 einen BIP-Verlust von 0,8 Prozent erleiden. Besonders betroffen wären italienische Exportschlager wie Maschinen, Pharmazeutika, Autos und Lebensmittel. Deutschland und Frankreich haben bereits eine konfrontative Haltung gegenüber Washington eingenommen, und die EU erwägt Vergeltungsmaßnahmen, die über bereits geplante Strafzölle hinausgehen.

Kapitalströme zeigen neue Muster

Die Unsicherheit um die US-Handelspolitik verändert bereits die globalen Kapitalströme. Im Mai flossen fast 100 Milliarden Euro ausländisches Kapital in Anleihen der Eurozone – der höchste monatliche Zufluss seit mindestens 2014. Diese Entwicklung könnte auf eine Umschichtung weg von US-Dollar-Anlagen hindeuten, da der sichere Hafen-Status amerikanischer Staatsanleihen durch Trumps Konfrontationskurs mit traditionellen Verbündeten ins Wanken gerät.

Während US-Langfristrenditen seit Trumps "Liberation Day"-Ankündigung im April um 40 Basispunkte gestiegen sind, verzeichneten deutsche Staatsanleihen nur einen Anstieg von unter 20 Basispunkten. Der Dollar hat seit Jahresbeginn bereits über 12 Prozent gegenüber dem Euro verloren.

Fed im Fokus der Märkte

Parallel zu den Handelsspannungen richten sich die Blicke auf die Federal Reserve. Bei der Sitzung am 29./30. Juli wird keine Zinsänderung erwartet, doch die Märkte horchen auf Signale für eine mögliche September-Senkung. Schwächere Inflationsdaten könnten Fed-Chef Jerome Powell zu einem dovisheren Ton bewegen, was den Aktienmärkten zusätzlichen Auftrieb geben könnte.

Branchen unter Druck

Die Handelsunsicherheit macht sich auch in spezifischen Sektoren bemerkbar. Die US-Hotelbranche verschärft ihre Einstellungsverfahren drastisch – Hintergrundchecks stiegen im ersten Halbjahr 2025 um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Mit einem Drittel der Beschäftigten im Tourismussektor als Einwanderer reagiert die Branche auf Trumps verschärfte Immigrationspolitik.

Die kommende Woche bringt weitere wichtige Impulse: Über 85 Prozent der S&P 500-Unternehmen stehen noch mit ihren Quartalszahlen aus, während die EZB ihre Zinsentscheidung verkündet. Zudem könnte Trump neue KI-fokussierte Verordnungen vorstellen, die weitreichende Auswirkungen auf die Technologiebranche haben dürften.

Die Märkte befinden sich in einer entscheidenden Phase, in der Handelspolitik, Geldpolitik und Unternehmensgewinne zusammenwirken und die weitere Richtung der globalen Wirtschaft bestimmen werden.

Über Felix Baarz 254 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.