Die Finanzmärkte reagieren nervös auf Donald Trumps jüngste Zolldrohungen. Der US-Präsident kündigte am Samstag 30-prozentige Strafzölle auf Importe aus der EU und Mexiko ab dem 1. August an – eine Eskalation, die internationale Währungen und Handelsbeziehungen unter Druck setzt.
Währungsmärkte zeigen erste Reaktionen
Der Euro fiel auf ein Drei-Wochen-Tief und notierte zuletzt 0,15 Prozent schwächer bei 1,1675 Dollar. Der mexikanische Peso verlor ebenfalls gegen den Greenback, während andere Währungen wie das britische Pfund und der japanische Yen weniger stark reagierten. Bemerkenswert ist die gedämpfte Marktreaktion – ein Zeichen dafür, dass Investoren sich an Trumps Zolldrohungen gewöhnt haben.
"Es ist schwer zu sagen, ob die verhaltene Marktreaktion eher als Widerstandsfähigkeit oder als Selbstgefälligkeit zu bewerten ist", erklärt Taylor Nugent, Chefökonom der National Australia Bank. Die Märkte scheinen abzuwarten, da Verhandlungen noch laufen und frühere Zoll-Deadlines bereits ohne Konsequenzen verstrichen sind.
Europäische Führung sucht nach Lösungen
Deutschlands Kanzler Friedrich Merz intensiviert seine Bemühungen um eine diplomatische Lösung. "Wir wollen diese Zeit nutzen, die zweieinhalb Wochen bis zum 1. August, um eine Lösung zu finden", sagte Merz nach Gesprächen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Die deutsche Wirtschaft würde hart von den Zöllen getroffen, weshalb Europa geschlossen auftreten müsse.
Die EU bezeichnete die Zölle als unfair und störend, verlängerte aber ihre Aussetzung von Gegenmaßnahmen bis Anfang August. Merz schloss Vergeltungszölle nicht aus, allerdings "nicht vor dem 1. August". Diese abwartende Haltung spiegelt die Hoffnung wider, durch Verhandlungen eine Eskalation zu vermeiden.
Fed-Politik als zusätzlicher Unsicherheitsfaktor
Parallel zu den Handelsspannungen wächst der politische Druck auf die US-Notenbank. Trump forderte erneut den Rücktritt von Fed-Chef Jerome Powell und kritisiert die Zinspolitik. Kevin Hassett, Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, bestätigte, dass die Regierung prüft, ob Powell wegen angeblicher Kostenüberschreitungen bei Renovierungsarbeiten entlassen werden könne.
Die Fed steht unter doppeltem Druck: Einerseits fordert Trump niedrigere Zinsen, andererseits prüfen die Märkte die Inflationsdaten für Juni, die am Dienstag veröffentlicht werden. Aktuell preisen die Märkte nur etwa 50 Basispunkte an Fed-Lockerungen bis Dezember ein.
Globale Wirtschaftsdynamik im Wandel
Während die USA ihre handelspolitische Agenda vorantreiben, zeigen andere Volkswirtschaften gemischte Signale. Singapurs Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal überraschend stark um 4,3 Prozent, deutlich über den Erwartungen von 3,5 Prozent. Diese Entwicklung könnte darauf hindeuten, dass asiatische Märkte von den Handelsspannungen zwischen den USA und anderen Regionen profitieren.
Großbritannien hingegen zeigt Schwäche: Der Arbeitsmarkt kühlte im Juni rapide ab, während die Verfügbarkeit von Arbeitskräften so stark stieg wie seit der Corona-Pandemie nicht mehr. Diese Entwicklung könnte die Bank of England dazu bewegen, die Zinsen bereits im nächsten Monat zu senken.
Politische Unsicherheit in Japan belastet Zinspolitik
Die Bank of Japan sieht sich ebenfalls politischem Druck ausgesetzt. Vor der Oberhauswahl am 20. Juli drängen Oppositionsparteien auf eine lockerere Geld- und Fiskalpolitik. Sollte die Regierungskoalition ihre Mehrheit verlieren, könnte dies die BoJ dazu zwingen, ihre Zinspolitik zu überdenken.
"Es besteht eine 50-prozentige Chance, dass die Regierungskoalition ihre Mehrheit im Oberhaus verliert", warnt Daiju Aoki von UBS SuMi Trust. Eine solche Entwicklung würde die Normalisierung der Geldpolitik weiter verzögern, da Oppositionsparteien Steuersenkungen und niedrige Zinsen fordern.
Ausblick: Verhandlungen als Schlüssel
Die kommenden Wochen werden entscheidend für die globale Handelspolitik. Während die Märkte bisher gelassen reagieren, könnte eine tatsächliche Umsetzung der Zölle ab August die Stimmung schnell drehen. Die intensive Diplomatie zwischen den USA und Europa zeigt, dass beide Seiten eine Eskalation vermeiden wollen.
Gleichzeitig verdeutlicht die Situation, wie sehr die Geldpolitik großer Zentralbanken unter politischem Druck steht. Von der Fed über die BoJ bis zur EZB müssen die Notenbanken ihre Unabhängigkeit gegen wachsende politische Einflussnahme verteidigen – ein Kampf, der die Märkte noch lange beschäftigen dürfte.