Die neueste Zolloffensive von US-Präsident Donald Trump setzt die globalen Märkte unter erheblichen Druck. Während Washington seine handelspolitische Agenda verschärft, reagieren Volkswirtschaften weltweit mit Anpassungsstrategien und die Finanzmärkte zeigen eine bemerkenswerte Gewöhnung an die permanenten Drohgebärden aus dem Weißen Haus.
Eskalation auf mehreren Fronten
Trump hat seine Zolldrohungen massiv ausgeweitet: Ein 50-prozentiger Aufschlag auf Kupferimporte und drastische 200-prozentige Zölle auf Pharmazeutika stehen im Raum. Besonders brisant: Die EU könnte in Verhandlungen über ein "Rahmenabkommen" höhere Zölle als Großbritannien akzeptieren – ein Zugeständnis, das "reziproke" Zölle von 10 Prozent vorsieht.
Diese Entwicklungen treffen auf einen Markt, der sich zunehmend an Trumps unberechenbare Handelspolitik gewöhnt hat. "Die Märkte werden ein bisschen desensibilisiert gegenüber all den Ankündigungen", analysiert Carol Fong von CGS International Securities. Die anfängliche Panik vom "Liberation Day" vor drei Monaten ist einer kalkulierten Gelassenheit gewichen.
Asiatische Reaktionen unterschiedlich
Vietnam zeigt sich kämpferisch: Trotz 20-prozentiger Zölle auf vietnamesische Produkte und 40 Prozent auf Durchgangshandel sieht Handelsministerin Phan Thi Thang eine Chance zur Qualitätsverbesserung. Mit 16 Freihandelsabkommen will das Land seine Exportmärkte diversifizieren und die USA-Abhängigkeit reduzieren. Das BIP wuchs im zweiten Quartal um 7,96 Prozent.
Thailand hingegen erwartet laut Zentralbank deutliche Exportrückgänge in der zweiten Jahreshälfte. Die Bank of Thailand hält trotz der Herausforderungen an ihrer vorsichtigen Geldpolitik fest – der Leitzins bleibt bei 1,75 Prozent.
Australien besonders betroffen
Australiens Treasurer Jim Chalmers zeigt sich "sehr besorgt" über die Pharma-Zölle. Mit 2,1 Milliarden australischen Dollar Pharma-Exporten in die USA steht viel auf dem Spiel. Chalmers stellt klar: Das nationale Arzneimittelsubventionsprogramm PBS sei "nicht verhandelbar" – eine direkte Antwort auf US-Lobbygruppen, die das System als "diskriminierend" kritisieren.
Gleichzeitig überrascht die Reserve Bank of Australia die Märkte mit einer Zinspause bei 3,85 Prozent. Analysten von Westpac und Morgan Stanley erwarten trotzdem eine Senkung im August, abhängig von den Inflationsdaten Ende Juli.
Kupfermarkt in Aufruhr
Trumps 50-Prozent-Zoll auf Kupfer spaltet den Markt: US-Futures erreichen Allzeithochs, während London und Shanghai unter Druck stehen. Die Logik ist simpel – wer noch vor Monatsende liefern kann, profitiert von den aktuellen Preisen.
Fed-Personalien im Fokus
Die Handelspolitik überschattet auch die Fed-Führung. Kevin Hassett, Trumps Wirtschaftsberater, gilt als heißer Kandidat für Jerome Powells Nachfolge. Trump kritisiert Powell scharf für zu späte Zinssenkungen und die Warnung vor inflationären Zolleffekten. Die Fed-Unabhängigkeit steht auf dem Spiel.
Marktausblick
Die Märkte navigieren zwischen Gewöhnung und Unsicherheit. Während Trump das Verhandlungsdeadline auf den 1. August verschoben hat – mit dem Zusatz "fest, aber nicht 100 Prozent fest" – bleibt die Tür für Deals offen. Der Dollar profitiert von der Unsicherheit und erreicht mehrwöchige Höchststände.
Die globale Desensibilisierung gegenüber Trumps Zollrhetorik könnte sich als trügerisch erweisen. Wenn aus Drohungen Realität wird, stehen die Märkte vor einer neuen Bewährungsprobe – mit weitreichenden Folgen für den Welthandel.