Der amtierende US-Präsident Donald Trump und seine Familie haben ihre Präsenz im Kryptowährungsmarkt deutlich ausgebaut. Während Trump verspricht, als „Krypto-Präsident“ den Sektor zu fördern, hat seine Familie strategisch die Kontrolle über das Krypto-Projekt World Liberty Financial übernommen, das bereits mehr als 550 Millionen Dollar eingesammelt hat. Diese Entwicklung findet in einem Umfeld steigender Goldpreise, drohender Zolltarife und globaler Inflationssorgen statt.
Trumps Familie sichert sich Kontrolle über Krypto-Projekt
Als World Liberty Financial im vergangenen Herbst lanciert wurde, stand ein ambitioniertes Ziel im Fokus: Menschen sollten mithilfe von Kryptowährungen ohne Banken als Intermediäre auf Finanzdienstleistungen zugreifen können – ein Konzept bekannt als „dezentralisierte Finanzen“ (DeFi). Doch während das Projekt über eine halbe Milliarde Dollar einsammelte, machte es gleichzeitig einen bemerkenswerten Eigentümerwechsel durch.
Im Januar 2025 wurde bekannt, dass die Trump-Familie die Kontrolle über das Unternehmen übernommen hat. Die ursprünglichen Mitgründer Zak Folkman und Chase Herro wurden durch eine Einheit ersetzt, an der die Trump-Familie einen Anteil von 60% hält. Diese Umstrukturierung bedeutet, dass die Trumps nun Anspruch auf 75% der Netto-Einnahmen aus Token-Verkäufen und 60% aus dem operativen Geschäft haben, sobald dieses anläuft.
Die Arrangements um World Liberty weichen deutlich von üblichen Praktiken der Branche ab. Fachleute kritisieren insbesondere, dass Token-Inhaber keine Möglichkeit haben, über eine Gewinnbeteiligung abzustimmen – ein Feature, das bei den fünf größten DeFi-Plattformen Standard ist.
Inflationsdruck und geopolitische Spannungen beeinflussen globale Märkte
Die Expansion der Trump-Familie in den Kryptomarkt findet vor dem Hintergrund globaler wirtschaftlicher Unsicherheiten statt. Inflation bleibt ein zentrales Thema für Zentralbanken weltweit. In Kolumbien beschloss die Zentralbank überraschend, den Leitzins bei 9,5% zu belassen, entgegen Markterwartungen einer Senkung. Die anhaltenden Inflationsrisiken, verbunden mit fiskalischen Herausforderungen und externer Unsicherheit, wurden als Hauptgründe genannt.
In den USA äußerte sich Fed-Vertreter Tom Barkin skeptisch darüber, ob höhere Kosten durch Zölle nicht letztendlich zu mehr Inflation führen würden. Er betonte, dass für Zinssenkungen erst Vertrauen in die Inflationsentwicklung bestehen müsse und deutete an, dass höhere Inflationszahlen Zinssenkungen unwahrscheinlicher machen könnten.
Diese geldpolitischen Unsicherheiten treiben auch die Entwicklung bei Edelmetallen. Gold erreichte am 31. März 2025 einen neuen Rekordwert von über 3.100 USD pro Unze, angetrieben durch die wachsende Nachfrage nach sicheren Anlagen inmitten von Unsicherheit über bevorstehende Zolltarife. Das Edelmetall steht vor seinem stärksten Quartal seit 1986 mit einem Zuwachs von rund 18% seit Jahresbeginn.
Zollpolitik als Risikofaktor für globale Lieferketten
Die von der Trump-Administration angekündigten Zolltarife, insbesondere der 25-prozentige Zoll auf alle nicht in den USA hergestellten Autos, drohen jahrzehntelange Integration der Automobilindustrie über Ländergrenzen hinweg zu gefährden. Analysten von RBC warnen vor weitreichenden Folgen aufgrund der vielschichtigen Lieferkettenverbindungen in Nordamerika.
Diese Zölle könnten die Fahrzeugkosten für Verbraucher um 3.000 bis 6.000 USD pro Fahrzeug erhöhen, was sich in den Inflationsdaten niederschlagen würde. Paradoxerweise könnten die als Maßnahme zur Rückverlagerung von Arbeitsplätzen gedachten Tarife aufgrund einer schwächeren Nachfrage nach Neufahrzeugen zu Produktionskürzungen und Entlassungen führen.
Die Unsicherheit über Trumps Handelspolitik befeuert auch das Engagement von Makro-Fonds im Goldmarkt. Große Wall-Street-Banken haben ihre Goldpreisprognosen angehoben, wobei Goldman Sachs unter extremen Marktbedingungen mit einem Überschreiten der 4.500 USD-Marke innerhalb der nächsten 12 Monate rechnet.
Strukturelle Veränderungen an den globalen Finanzmärkten
Während sich die Trump-Familie im Kryptobereich positioniert, vollziehen sich auch bei traditionellen Finanzinstitutionen strukturelle Veränderungen. Die Bank of Japan (BOJ) kündigte an, erstmals seit Beginn ihres quantitativen Straffungsprogramms im vergangenen Jahr ihre Käufe von Super-Langläufer-Anleihen zu reduzieren – ein weiterer Schritt zur Verringerung ihrer enormen Präsenz am Anleihemarkt.
Die BOJ wird ihre monatlichen Käufe japanischer Staatsanleihen ab April um weitere 395 Milliarden Yen (2,65 Milliarden USD) reduzieren, wodurch sich die monatliche Gesamtsumme auf etwa 4,105 Billionen Yen verringert. Dieser Schritt unterstreicht das Engagement der Zentralbank, das von Ex-Gouverneur Haruhiko Kuroda 2013 begonnene Stimulusprogramm schrittweise zu beenden.
In Lateinamerika registrieren Analysten für März einen Rückgang der Inflation in Kolumbien, erwarten jedoch einen Anstieg für 2025 und 2026. Der anhaltende Inflationsdruck hat den Spielraum der kolumbianischen Zentralbank für geldpolitische Maßnahmen eingeschränkt, was im Januar zu einer Pause im Zyklus der Leitzinssenkungen bei 9,50% führte.
Fazit: Globale Finanzlandschaft im Wandel
Die strategische Expansion der Trump-Familie in den Kryptowährungsbereich symbolisiert einen größeren Wandel in der globalen Finanzlandschaft. Während dezentrale Finanzsysteme an Bedeutung gewinnen, reagieren traditionelle Finanzinstitutionen und Zentralbanken auf anhaltende Inflationsrisiken und geopolitische Unsicherheiten.
Die Kontrolle der Trump-Familie über World Liberty wirft Fragen über Interessenkonflikte und regulatorische Aufsicht auf. Gleichzeitig illustrieren die Rekordpreise bei Gold und die vorsichtigen Haltungen der Zentralbanken die tiefe Unsicherheit über die wirtschaftlichen Auswirkungen der angekündigten Zollpolitik.
Für Investoren und Verbraucher bedeutet diese sich verändernde Landschaft ein komplexes Umfeld, in dem traditionelle Anlageklassen wie Gold neben neuen Finanzinstrumenten wie Kryptowährungen um Aufmerksamkeit konkurrieren – alles vor dem Hintergrund einer möglicherweise fundamentalen Neuausrichtung globaler Handelsbeziehungen und Lieferketten.