Trumps Stichtag setzt globale Märkte unter Druck

US-Handelspolitik setzt globale Märkte unter Druck, während Länder wie Südkorea und Indien mit Zöllen rechnen und China eine Doppelstrategie verfolgt.

FALLBACK Aktie
Kurz & knapp:
  • Südkorea drohen 25% Zölle ohne Abkommen
  • Indien verhandelt unter Druck mit den USA
  • China zeigt robuste Märkte trotz Spannungen
  • Europäische Wirtschaft zeigt gemischte Reaktionen

Die internationale Finanzwelt blickt gespannt auf den 1. August – dem Stichtag, den US-Präsident Donald Trump für Handelsabkommen gesetzt hat. Während sich mehrere große Volkswirtschaften in letzten Verhandlungen befinden, zeigen die globalen Märkte bereits erste Reaktionen auf die drohende Neuordnung der Welthandelsbeziehungen.

Asiatische Exportnationen im Fokus der US-Handelspolitik

Besonders dramatisch ist die Situation für Südkorea, das mit 25-prozentigen Zöllen bedroht wird, sollte bis zum Stichtag kein Abkommen zustande kommen. Analysten erwarten dennoch für Juli einen Exportanstieg von 4,6 Prozent – getrieben durch Vorzieheffekte und robuste Halbleiterverkäufe. "Es ist unvermeidlich, dass es zu einem allgemeinen Schock für die USA-gebundenen Exporte kommen wird", warnt Chun Kyu-yeon von Hana Securities.

Thailand hingegen profitiert von der angespannten Lage: Die Regierung hob ihre Wachstumsprognose für 2025 auf 2,2 Prozent an, während die Exporterwartungen sogar von 2,3 auf 5,5 Prozent nach oben korrigiert wurden. Diese Entwicklung spiegelt die Verlagerung von Handelsströmen wider, da Unternehmen ihre Lieferketten diversifizieren.

Indien ringt um Handelskompromiss

Besonders komplex gestalten sich die Verhandlungen mit Indien. Trump kritisierte das Land scharf: "Indien hat praktisch höhere Zölle erhoben als fast jedes andere Land." Trotz dieser harschen Worte bereitet sich Neu-Delhi darauf vor, Zölle von 20 bis 25 Prozent zu akzeptieren, sollten die Gespräche scheitern.

Die indischen Unterhändler zeigen sich jedoch optimistisch. "Die Gespräche verlaufen gut", erklärte ein hochrangiger Beamter, der auf Anonymität bestand. Problematisch bleiben jedoch Landwirtschaft und Milchwirtschaft – Bereiche, in denen Indien genetisch veränderte Soja- und Maisimporte sowie eine Öffnung des Milchsektors kategorisch ablehnt.

China zwischen Kooperation und Konfrontation

Chinas Führung reagiert mit einer Doppelstrategie auf den amerikanischen Druck. Das Politbüro kündigte an, "ungeordnete Konkurrenz zwischen Unternehmen" besser zu steuern und das Kapazitätsmanagement in Schlüsselindustrien zu verbessern. Diese Signale richten sich direkt an Washington, das chinesische Überkapazitäten in strategischen Sektoren kritisiert.

Parallel dazu zeigen sich die chinesischen Märkte überraschend robust: Der Shanghai Composite Index steuert auf einen technischen Bullenmarkt zu, nachdem er seit April um 20 Prozent zugelegt hat. Diese Entwicklung unterstreicht das Vertrauen der Investoren in die chinesische Wirtschaftspolitik trotz der Handelsspannungen.

Europäische Märkte zwischen Hoffnung und Realität

In Europa zeigt sich ein gemischtes Bild. Frankreichs Wirtschaft übertraf mit einem Wachstum von 0,3 Prozent im zweiten Quartal die Erwartungen deutlich und beschleunigte damit gegenüber dem Vorquartal. Der private Konsum erwies sich als wichtiger Wachstumsmotor und stützt die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone.

Der Euro reagierte positiv auf diese Nachricht und gewann 0,2 Prozent gegenüber dem Dollar. Dennoch steht die Gemeinschaftswährung vor ihrem ersten monatlichen Verlust in diesem Jahr, da die Unsicherheit über die künftigen Handelsbeziehungen mit den USA anhält.

Geopolitische Risiken verstärken Marktvolatilität

Die Handelsspannungen werden durch geopolitische Krisen zusätzlich verschärft. Der anhaltende Konflikt zwischen Thailand und Kambodescha, bei dem bereits über 300.000 Menschen auf beiden Seiten evakuiert wurden, zeigt die fragile Sicherheitslage in Südostasien. Trump warnte beide Länder explizit, dass sich Handelsverhandlungen nicht fortsetzen würden, sollten die Kämpfe andauern.

Zusätzliche Unsicherheit brachte ein schweres Erdbeben der Stärke 8,8 vor der russischen Kamchatka-Halbinsel, das Tsunami-Warnungen im gesamten Pazifikraum auslöste. Safe-Haven-Währungen wie der japanische Yen und der Schweizer Franken profitierten von der Risikoaversion.

Märkte bereiten sich auf entscheidende 72 Stunden vor

Die kommenden Tage werden für die globalen Finanzmärkte wegweisend. Neben Trumps Handelsstichtag stehen Zinsentscheidungen der Federal Reserve, der Bank of Canada und der Bank of Japan an. Dazu kommen Quartalszahlen von Technologie-Schwergewichten wie Microsoft und Meta.

Die Nervosität an den Märkten spiegelt die Erkenntnis wider, dass die neue amerikanische Handelspolitik das internationale Wirtschaftsgefüge nachhaltig verändern könnte. Während einige Länder von Handelsumlenkungen profitieren, drohen anderen deutliche Einbußen. Die nächsten 72 Stunden werden zeigen, welche Richtung die Weltwirtschaft einschlägt.

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Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.