Die Türkei ist ein beliebtes Urlaubziel vieler Touristen. Und auch Anleger suchten oft nach Chancen in dem Einheitsstaat im vorderasiatischen Anatolien. Doch eben dieses Kapital könnte den EU-Beitrittskandidaten nun verlassen. Die Türkische Lira befindet sich im freien Fall.
Es ist erst ein paar Tage her, als ich vor den Gefahren der Auslandsverschuldung der Türkei warnte. Schon damals deutete sich die aktuelle Miesere an. So schrieb ich am 23.04.2018 über die Auslandsschulden der Türkei:
Allerdings könnte sich ein Sturm andeuten, da die Türkische Lira gegenüber den Verschuldungswährungen der Türkei schwächelt. Das Leistungsbilanzdefizit wächst zuletzt immer deutlicher und die Türkei ist damit abhängig von weiteren Kapitalflüssen aus dem Ausland.
Und in der Tat, Kapital verlässt das Land. Die Türkische Lira verliert allein heute knapp 5 % an Wert. Für das Land am Bosporus sind das wahrhaft schlechte Nachrichten. Allerdings scheinen bisher nicht die ausländischen Investoren in Panik geraten zu sein.
Inländer verlassen den türkischen Währungsraum
Während die ausländischen Anleger noch recht ruhig sind, verlässt scheinbar das inländische Kapital selbst das Land. Wie das Handelsblatt berichtet, sollen für den Kurssturz der Lira vor allem die Sparer, Spekulanten und Konzerne verantwortlich sein. Sollte diese Annahme tatsächlich stimmen, könnte das größte Problem in dem Währungsraum noch ausstehen.
Immerhin finanzieren sich der Staat und auch viele Unternehmen über den USD. Je schwächer die Türkische Lira also wird, desto größer werden die Probleme der Refinanzierung. Nach Recherchen des Handelsblattes, in dem oben genannten Artikel, drückt die Großunternehmen eine Schuldenlast von 223 Milliarden USD. Bei solch einem Schuldenberg machen sich Währungsschwankungen in dieser Größenordnung natürlich schnell bemerkbar. Doch kann das dem Euroraum nicht egal sein?
Rettung der Türkischen Lira: Politik trifft auf Marktwirtschaft
Euroraum in Gefahr
Natürlich könnte man schnell auf die Idee kommen, dass das Problem der türkischen Lira die Angelegenheit der Türkei ist. Allerdings sind ein Großteil der oben beschriebenen Kredite an die türkischen Unternehmen nicht durch türkische Banken, sondern durch europäische Banken vergeben worden.
In diesem Umfeld sollten auch europäische Investoren und Halter von Aktien ein Auge auf die Lira werfen. Je schwächer die türkische Währung wird, desto bedrohlicher wachsen die Schuldenberge der Unternehmen in inländischer Kaufkraft.
Dabei gilt: Der Kapitalmarkt kommt mit fast allen Begebenheiten zurecht. Sollten die Sprünge in der Währung allerdings auf diesem Niveau bleiben, haben die Marktakteure keine Zeit sich den Begebenheiten anzupassen. Aus diesem Grund könnten vor allem spanische und französische Banken in den nächsten Wochen mit der Türkischen Lira leiden.