Erneut zeigt sich die Türkische Lira von seiner schwachen Seite. Auch heute gibt es ein Rekordtief in der türkischen Währung zum US-Dollar. Doch das ist noch nicht alles.
Neben den Problemen am Devisenmarkt kommt es zusätzlich zu einem deutlichen Anstieg der Renditen in türkischen Staatsanleihen. Mittlerweile rentieren Papiere der Türkei mit einer Laufzeit von 10 Jahren und auf USD lautend bei über 7 %. Noch extremer sieht es allerdings in der Landeswährung Lira aus. Der türkische Staat muss zurzeit circa 20 % an Investoren zahlen, um sich Geld zu leihen. In der aktuellen Lage steht der türkischen Regierung allerdings keine Finanzierung über die Druckpresse nach dem Vorbild der EZB zur Verfügung. Denn die Situation in Euroland und der Türkei unterschiedet sich deutlich.
Das türkische Dilemma
Während die Krisenstaaten im Euroraum weiterhin durch die EZB finanziert werden, steht diese Option in einem Land, welches mit einer starken Währungsschwäche zu kämpfen hat, eher nicht als Möglichkeit bereit. Immerhin würde die ohnehin hohe Inflationsrate von einem solchen Schritt weiter befeuert werden und so die Türkische Lira wohl weiter abwerten. Doch die Lage scheint sich zuzuspitzen. So hat jüngst die Ratingagentur Fitch die Bonität des Landes auf „BB“ abgestuft. Zwar liege die Schuldenquote nur bei 28,1 % zum BIP, und damit deutlich unter vielen anderen Staaten, allerdings wären die Inflation und die schwächelnde Währung ein Risiko für die Wirtschaft in der Türkei.
Zusätzlich zu den von Fitch benannten Risiken sind allerdings auch die Zinsen zu einem neuen Problem geworden. Während Italien für eine Verschuldung von über 130 % zum BIP um die 3 % im 10 jährigen Bereich zahlen muss, wird die Belastung des türkischen Haushaltes in Relation deutlich stärker sein. Denn der Zinsaufwand für 20 % Zinsen auf eine Verschuldung von 28 % zum BIP ist für das entsprechende Land höher.
Türkei Schulden – Es wird kritisch für die Lira und europäische Banken
Türkei muss Lira unter Kontrolle bekommen
Das Zusammenspiel zwischen Geldmenge, Zinsen und Inflation ist in der Türkei aktuell deutlich zu beobachten. Selbst eine vermeintliche niedrige Staatsverschuldung kann so zu einem Problem werden. Auf der einen Seite drückt die Verschuldung die in fremder Währung aufgenommen wurde den Wert der Gesamtverschuldung nach oben. Auf der anderen Seite verteuert sich die Finanzierung des Staates in der Türkischen Lira immer weiter. Selbst eine relativ geringe Schuldenquote zum BIP wird so schnell untragbar. Für die Türkei bleibt also keine Wahl, als die eigene Währung am Devisenmarkt wieder einzufangen. Sollte es nicht gelingen, könnte eine Spirale aus steigenden Zinsen und schwacher Lira die ohnehin hohe Verunsicherung an den Märkten weiterhin erhöhen.