Überlegungen zu Engagements im Wassersektor

Engagements im Wassersektor
Engagements im Wassersektor

Unter den natürlichen Ressourcen genießt Wasser seit Jahren eine vergleichsweise hohe Aufmerksamkeit auf beinahe jeder Ebene, sei die nun politischer, wirtschaftlicher, sozialer, wissenschaftlicher oder anderer Natur. Da sich auch das Investoren-Interesse zu Recht immer dann regt, wenn Knappheit an einem Gut zur Debatte steht, möchte ich in dieser Beitragsreihe einige Aspekte vorstellen, die meines Erachtens für Fundamentalanalysen von Anlagen im Wassersektor relevant sind.

 

Wasser – (k)ein knappes Gut

 

Hier zuerst fünf zentrale Aussagen, die den Rahmen abstecken. Einiges davon mag trivial klingen, hat aber sehr weitreichende Auswirkungen bei Beurteilungen von Anlagen und Abschätzung zukünftiger Entwicklungspotentiale. Ihre spezifische Relevanz wird in den folgenden Teilen der Reihe noch genauer dargestellt werden.

  • Wasser ist global nicht knapp, es fehlt nur an bestimmten Orten des Bedarfs in der notwendigen bzw. gewünschten Quantität und – ganz wichtig – Qualität.
  • Wasser ist ein Systemelement und hat „an sich“ keinen Wert. Der Wert entsteht immer nur durch Kombination mit anderen Systemelementen wie z.B. Land, Energie, Infrastruktur und Kaufkraft, bevor die Märkte Wasser einen Wert zuordnen.
  • Wasser wird immer genutzt, d.h. die Umwidmung oder Verlagerung an andere Orte und Verwendungszwecke führt immer zu Opportunitätskosten durch die Einschränkung der derzeitigen Nutzung.
  • Die UN hat das „Recht auf Zugang zu sauberem Wasser“ 2010 zum Menschenrecht erklärt, d.h. neben Kaufkraft kommt auch die Durchsetzbarkeit von Wassertarifen und Besitzrechten an Wasser ins Spiel.
  • Die Nachfrage nach Wasser ist weitestgehend preis-unelastisch, aber Wasserpreise unterliegen dem Markt nur begrenzt.

 

Zahlen zum Wassermarkt

 

Wirtschaftlich wird für notwendige Investitionen in Ausbau und Rehabilitation im Wasserbereich global mit beeindruckenden Zahlen argumentiert. Die OECD spricht in ihrem Bericht zum Finanzierungsbedarf im Wassersektor (Meeting the Challenge of Financing Water and Sanitation: Tools and Approaches, 2011) von einer notwendigen Steigerung von derzeit 576 Milliarden auf über 1 Trilliarde US$/Jahr im Jahr 2025. Und dabei sind Nicht-OECD-Länder wie China, Russland und alle Entwicklungsländer noch nicht berücksichtigt. Die Frage ist natürlich, wo das Geld dafür herkommen soll und das lenkt den Blick des Investors in erster Linie auf die Regionen der Welt, die sich ihre Wasserinfrastruktur am ehesten leisten können und aufgrund ihrer politischen Systeme auch leisten müssen, sprich an erster Stelle auf die in der OECD vertretenen Länder.

Ein interessanter Indikator für die Sicht des Kapitalmarkts ist der S&P Global Water Index, der 50 weltweit verstreute Firmen im Wassersektor beinhaltet ( https://us.spindices.com/indices/equity/sp-global-water-index ). Über die letzten 12 Monate hinkt dieser S&P GWI mit etwas mehr als 14% Wertsteigerung dem S&P 500 mit seinen fast 20% hinterher. Auf Sicht von 5 Jahren ist diese Diskrepanz mit ca. 10% zu 84% sogar noch deutlich größer. Das disqualifiziert Wassertitel natürlich keineswegs generell, da der Sektor aufgrund seiner Alternativlosigkeit wohl zu den Nachhaltigsten im gesamten Wirtschaftsgeschehen zählt. Aber Investments in Werte aus dem Wassersektor erfordern eine genaue Selektion nach Stabilität und Zukunftsträchtigkeit des jeweiligen Geschäftsmodells.

 

Relevante Charts für Engagements im Wassersektor

Engagements im Wassersektor
Charts im Vergleich

Dazu gibt der S&P GWI mit „Wasserversorger und Infrastruktur“ einerseits und „Wasseranlagen und Materialien“ andererseits zwei Hauptkategorien von Unternehmen vor, deren Vertreter den Index je zur Hälfte stellen. Zusätzlich sind bei Überlegungen zu Investments im Wassersektor Unternehmen interessant, deren Produktion essentiell auf die Kontrolle von Wasserressourcen angewiesen ist. Diese dritte Kategorie, zu der u.a. Energieunternehmen, Getränkehersteller und Agrarkonzerne zählen, ist in diesem Index nicht vertreten, wird aber einen eigenen Beitrag in dieser Reihe wert sein.

Damit hätten wir die Grundlagen zusammen und können zu den Details des Themas kommen. Diese werde ich in Teil 2 dieser Serie zum Thema Wasser behandeln. Ich danke Ihnen für Ihr Interesse an meinen Überlegungen zu Engagements im Wassersektor,

H.P. Wolff

Teil 2 der Wasser Serie

 

Über Heinz-Peter Wolff 4 Artikel
Heinz-Peter Wolff arbeitet seit rund 30 Jahren als Berater und Lehrbeauftragter im Bereich natürliche Ressourcen und ländliche Entwicklung mit Schwerpunkt quantitative Methoden in Analyse und Planung. Im Geschäftsfeld Märkte und Börsen nutzt er seine Erfahrungen und methodischen Hintergründe seit 8 Jahren. Gerüchten zufolge soll er in diesem Rahmen den Satz "Afrika ist überall" geprägt haben.

2 Kommentare zu Überlegungen zu Engagements im Wassersektor

  1. Danke für’s Feed-Back und ja, Fonds sind in dem Sektor sicher eine gute Wahl als Beimischung im Depot, da Einzelwerte doch deulich nach regionalem Engagement schwanken, siehe z.B. Vergleich Veolia, American Water Works und California Water Services (um mal bei den Großen zu bleiben). Auf den regionalen Aspekt komme ich in einem der späteren Teile der Überlegungen auch noch mal zu sprechen

    Pit

  2. Gutes Thema. Vielen Dank. Hatte vor einigen Jahren einen Wasserfonds erworben und fahre damit recht gut bei vertretbarer Volatilität. ISIN: LU0104884860 bei Interesse (keine Werbung!)

    Florian

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