Die globalen Finanzmärkte erleben eine entscheidende Wende: Nach monatelangen Verhandlungen haben die USA und die EU ein umfassendes Handelsabkommen besiegelt. Der Deal beinhaltet 15-prozentige Zölle auf EU-Waren und massive Investitionszusagen – ein Wendepunkt, der weit über den Atlantik hinaus Auswirkungen haben wird.
Durchbruch nach harten Verhandlungen
Das am Sonntag von Präsident Trump in Schottland verkündete Abkommen markiert das Ende einer intensiven Verhandlungsphase. Die EU verpflichtet sich zu Energiekäufen im Wert von 750 Milliarden Dollar und Investitionen von 600 Milliarden Dollar in die US-Wirtschaft. Gleichzeitig werden umfangreiche Rüstungskäufe vereinbart.
"Sie stimmen zu, ihre Länder für den Handel mit null Zöllen zu öffnen", erklärte Trump gegenüber Reportern. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bestätigte die 15-prozentigen Zölle und betonte, diese würden helfen, den Handel zwischen den beiden Wirtschaftsblöcken "neu auszubalancieren".
Für die Märkte bedeutet dies zunächst Erleichterung. Die befürchteten 30-prozentigen "reziproken" Zölle, die ab dem 1. August gegriffen hätten, sind vom Tisch. Europäische Aktien hatten bereits in der vergangenen Woche Rekordstände erreicht, angetrieben von der Hoffnung auf eine Einigung.
Asymmetrische Machtverteilung offenbart
Die Verhandlungen enthüllen jedoch ein klares Ungleichgewicht der Kräfte. Europa musste sich von seiner ursprünglichen Forderung nach einem "Null-für-Null"-Zollabkommen verabschieden und akzeptierte letztendlich dieselben 15 Prozent, die Japan bereits eine Woche zuvor zugestimmt hatte.
"Die EU hat nicht mehr Verhandlungsmacht als die USA", räumte ein hochrangiger europäischer Beamter ein. Das Abkommen spiegelt diese Realität wider: Europa verzichtet auf Vergeltungsmaßnahmen und öffnet seine Märkte weiter für US-Waren, während massive Investitionszusagen nach Amerika fließen.
Deutsche Exportverbände beschreiben den Deal als schmerzhaften Kompromiss. "Europa muss sich nun strategisch auf die Zukunft vorbereiten – wir brauchen neue Handelsabkommen mit den größten Industriemächten der Welt", forderte BGA-Präsident Dirk Jandura.
Gewinner und Verlierer kristallisieren sich heraus
Europäische Automobilhersteller gehören zu den klaren Gewinnern. Die 15-prozentigen Zölle auf Fahrzeugimporte entsprechen der Japan-Regelung und sind deutlich moderater als befürchtet. Auch US-Rüstungskonzerne und Energieunternehmen profitieren von den europäischen Kaufzusagen.
Unsicherheit herrscht jedoch bei Pharmazeutika. Trump droht weiterhin mit Strafzöllen von bis zu 200 Prozent auf Medikamente aus der EU – ein Damoklesschwert über einer der wichtigsten europäischen Exportbranchen.
Auswirkungen auf die Geldpolitik
Der Handelsdeal könnte auch geldpolitische Weichen neu stellen. In Japan signalisiert die Bank of Japan bereits mögliche Zinserhöhungen noch in diesem Jahr. "Da sich die Wolken über der US-Handelspolitik lichten, könnte die BOJ Spielraum für Zinserhöhungen in diesem Jahr sehen", erklärte ein Insider der japanischen Notenbank.
Die reduzierte Handelsunsicherheit dürfte der Bank helfen, ihre Wachstungsprognosen nach oben zu korrigieren und das derzeitige pessimistische Ausblick zu überdenken.
Globale Dominoeffekte beginnen
Währenddessen bereiten sich weitere Länder auf ähnliche Deals vor. Bangladesch orderte 25 Boeing-Flugzeuge und erhöhte US-Importe, um drohende 35-prozentige Zölle abzuwenden. China und die USA verhandeln in Stockholm über eine weitere 90-Tage-Verlängerung ihres Zollstopps.
Diese Entwicklungen zeigen: Trumps handelspolitische Agenda verändert die globale Wirtschaftsarchitektur grundlegend. Während Europa vorerst aufatmen kann, bleibt die Frage, ob dies der Beginn einer neuen, stabileren Phase oder nur eine Atempause im Handelskrieg ist.
Der Deal macht deutlich: In einer multipolaren Weltwirtschaft müssen auch traditionelle Mächte wie die EU lernen, mit veränderten Kräfteverhältnissen umzugehen.