US-Handelspolitik erschüttert globale Märkte

Die USA verschärfen ihre Handelspolitik mit drohenden Zollerhöhungen für Indien und Japan, was globale Märkte und den Dollar belastet. Die Fed steht unter Druck.

FALLBACK Aktie
Kurz & knapp:
  • Drohende Zollerhöhungen für Indien auf 27%
  • Japan könnte mit bis zu 35% Zöllen belegt werden
  • Dollar schwächt sich weiter ab
  • Fed-Chef Powell schließt Zinssenkung nicht aus

Die internationalen Finanzmärkte geraten zunehmend unter Druck, während sich die handelspolitischen Spannungen zwischen den USA und wichtigen Wirtschaftspartnern verschärfen. Präsident Donald Trump hat seine aggressive Gangart gegen mehrere Länder verstärkt und droht mit drastischen Zollerhöhungen, falls bis zum 9. Juli keine Einigung erzielt wird.

Indien-Verhandlungen in kritischer Phase

"Wir sind sehr nah dran", betonte Finanzminister Scott Bessent am Dienstag zu den laufenden Gesprächen mit Indien. Die Südasiatische Wirtschaftsmacht könnte bereits nächste Woche mit einem sprunghaften Anstieg der US-Zölle von derzeit 10% auf 27% konfrontiert werden. Trump zeigte sich optimistisch: "Indien akzeptiert momentan niemanden. Ich denke, Indien wird das ändern – dann werden wir einen Deal für viel niedrigere Zölle machen."

Indische Regierungsvertreter verlängerten ihren Washington-Besuch bis Montag, um eine Einigung zu erzielen. Streitpunkte bleiben jedoch Importzölle auf Autoteile, Stahl und Agrarprodukte. Außenminister Subrahmanyam Jaishankar warnte vor überzogenen Erwartungen: "Ich kann es nicht garantieren, weil da noch eine andere Partei mitredet."

Japan-Beziehungen vor dem Kollaps

Weitaus düsterer sieht die Lage mit Japan aus. Trump zweifelt offen an einer Einigung: "Ich bezweifle es", sagte er an Bord der Air Force One. Als Hauptknackpunkt nannte er Japans Weigerung, US-Reis zu importieren – eine aus seiner Sicht "einfache Forderung", während Japan gleichzeitig Millionen von Autos in die USA exportiert.

Die Drohkulisse ist dramatisch: Statt der ursprünglich angekündigten 24% Zölle könnte Japan mit 30% bis 35% belegt werden. "Ich werde ihnen einen Brief schreiben und sagen: Wir danken Ihnen sehr, aber da Sie nicht das tun können, was wir brauchen, zahlen Sie 30%, 35% oder welche Zahl wir auch bestimmen."

Dollar unter Druck – Fed im Visier

Die Handelsunsicherheit belastet den Dollar massiv. Nach dem schlechtesten ersten Halbjahr seit 1973 warnt Morgan Stanley vor weiteren Verlusten. "Wir prognostizieren eine Fortsetzung der Dollarschwäche", so die Analysten. Fundamentale Konvergenz bei US-Wachstum und Zinssätzen sowie steigende Hedging-Kosten verstärken den Abwärtsdruck.

Trump macht die Federal Reserve für die Situation mitverantwortlich und droht mit personellen Konsequenzen. "Ich habe zwei oder drei Top-Kandidaten" für die Nachfolge von Fed-Chef Jerome Powell, dessen Amtszeit im Mai 2026 endet. Als mögliche Nachfolger gelten Kevin Warsh, Kevin Hassett und Finanzminister Scott Bessent.

Die Fed-Führung zeigt sich unbeeindruckt von Trumps Kritik. Powell schloss einen Zinsschnitt im Juli nicht aus, betonte aber die Abhängigkeit von Wirtschaftsdaten. Die Märkte preisen mittlerweile eine 23%ige Wahrscheinlichkeit für eine Juli-Senkung ein.

Verfassungskonflikt in Brasilien

Parallel sorgen verfassungsrechtliche Spannungen in Brasilien für zusätzliche Marktverunsicherung. Die Regierung Lula verklagte das Parlament vor dem Obersten Gericht, nachdem dieses eine Steuererhöhung auf Finanztransaktionen rückgängig gemacht hatte. Die IOF-Steuer sollte 12 Milliarden Reais zusätzliche Einnahmen generieren.

"Die Regierung erklärt dem Nationalkongress den Krieg", kritisierte Oppositionsführer Luciano Zucco. Die Regierung rechtfertigt ihr Vorgehen als "strikt legal, nicht politisch" und verweist auf die Gewaltenteilung.

Technologie-Konfrontation verschärft sich

Die geopolitischen Spannungen verstärken sich auch im Technologiebereich. Ein US-Richter lehnte Huaweis Antrag ab, die meisten Anklagepunkte in einem Bundesverfahren fallen zu lassen. Das Verfahren wegen Technologiediebstahls und Bankbetrugs kann nun im Mai 2026 beginnen und könnte mehrere Monate dauern.

Die 16 Anklagepunkte umfassen organisierte Kriminalität zur Markenexpansion, Diebstahl von Geschäftsgeheimnissen von sechs Unternehmen und Bankbetrug im Zusammenhang mit Iran-Geschäften über die Tochtergesellschaft Skycom.

Marktausblick: Volatilität vorprogrammiert

Mit der nahenden Deadline am 9. Juli steigt die Nervosität an den Märkten. Während nur Großbritannien bisher eine begrenzte Einigung mit Washington erzielte – 10% US-Zölle gegen Sonderzugang für Flugzeugtriebwerke und britisches Rindfleisch – kämpfen über ein Dutzend Länder um Deals.

Die Kombination aus Handelskrieg, Währungsturbulenzen und institutionellen Konflikten schafft ein explosives Umfeld für die kommenden Wochen. Anleger sollten sich auf erhöhte Volatilität einstellen, während sich die neue Weltordnung der Handelspolitik konstituiert.

Über Felix Baarz 216 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.