In den letzten 20 Jahren habe ich beides erlebt. Gewinne und Verluste bei Immobilien wie bei Aktien. Der wesentliche Unterschied ist jedem Immobilienbesitzer klar, Aktienkollegen nicht unbedingt. Bei einer Aktie weiss ich täglich, wie viel sie wert ist. Das kann Vorteil oder Nachteil sein. Bei meinen Immobilien weiß ich das erst, wenn ich einen Käufer gefunden habe. Und selbst dann kann der Preis noch nicht stimmen. Es kann sein, dass ich auch noch jemanden gefunden hätte, der mehr bezahlen würde. Ich kann es nicht genau wissen. Worauf es bei der Entscheidung über Aktien oder Immobilien noch zu achten gilt, zeigt folgender erster Artikel von mir auf Trading-Treff auf.
Der Umgang mit Tagesverlusten im Aktienportfolio
Das betrifft aber nur den Verkauf. Aber auch im laufenden Besitz gibt es da einen Unterschied, der eindeutig für Aktien spricht. Finde zumindest ich, obwohl ich noch viele Immobilien besitze. Vor zwei Jahren habe ich das trotz einem Tief in meinem Aktiendepot gedacht. Damals hatte ich in meinem Depot ein Minus von etwa 10.000 €. Wirklich nicht schön. Trotzdem habe ich diesen Verlust ganz anders wahrgenommen, als den Verlust bei Mieteinnahmen. In dieser unterschiedlichen Qualität liegt in meinen Augen ein großer Unterschied zwischen diesen beiden Formen der Geldanlagen. Was sicherlich bei jedem unterschiedlich ist, aber gerne schildere ich, wie sich das bei mir darstellt.
Immobilie – Verluste duch Ärger mit Mietern
Ich bin für die Vermietung meiner Wohnungen und das Einholen der Miete selbst zuständig, die Hausverwaltung verwaltet nur das Hauseigentum. Vor einigen Jahren habe ich mir dabei ein schwarzes Schaf in eine Wohnung geholt. Da vorher nicht oft Mieter gewechselt hatten, hatte ich noch nicht ausreichend Erfahrung, was man alles von neuen Mietern braucht.
Ich habe mich von dieser Mieterin regelrecht um den Finger wickeln lassen. Nach den vereinbarten zwei Monaten mietfreier Zeit, in der sie Zeit hatte, die Wohnung ausgiebig zu renovieren, kam keine Miete. Am Anfang habe ich etwa alle zwei Wochen einen Brief geschrieben, dann häufiger, dann angerufen. Immer gab es kreative Entschuldigungen und ausgiebige Erklärungen von Notsituation. Und ich habe vielen Beteuerungen geglaubt, um dann mit Sorge das Mietkonto aufzurufen, um wieder enttäuscht zu werden. Keine eingegangene Zahlung.
Irgendwann habe ich den Rechtsweg eingeschlagen und nach einem Jahr kam es dann auch endlich zur Räumung. Ich war zu diesem Zeitpunkt mit einer Freundin auf Rügen. Es war faszinierend, wer alles am Strand auf meinem Handy anrief. Der Ex-Mann der Mieterin, der nicht wollte, das sein Sohn obdachlos wird, die Mutter derselben, die mir eine monatliche Zahlung von 50,- € anbot und meine Solidarität einforderte, weil mein Onkel ihr Arzt sein. Absurd.
Aber wenn ich eine Erinnerung an diesen Urlaub auf Rügen habe, dann sind das absurde Telefonate. In der Summe fand ich dieses Jahr sehr anstrengend. Weil ich mich persönlich verraten gefühlt habe, weil ich mir auch selbst den Fehler vorgeworfen habe, die falsche Mieterin auszusuchen. Und weil ich auch kein Schwein sein wollte, welche einfach die Mieter auf die Strasse setzt.
(Bildquelle: https://pixabay.com/de/schl%C3%BCssel-home-haus-immobilien-2323278/)
Verluste sind einfach nur fehlgeleitete Investments
Es hat tatsächlich lange gedauert, bis ich den Dreh raus hatte, die Verluste als ein fehlgeleitetes Investment zu betrachten und nicht mehr persönlich zu nehmen. Eine gute Schule. Ich kann tatsächlich nicht sagen, ob ich vielleicht meine Aktienverluste heute anders wahrnehmen würde, wenn ich durch diese Schule nicht gegangen wäre. Damals wie heute gilt für mich: Die Verluste beinträchtigen nicht meine Lebensqualität. Ich habe genug.
Die Emotionen beziehen sich auf Eitelkeit, Angst und Scham. Denn es ist in jedem Fall nicht schön, wenn man falsch investiert hat. Und so fühlen sich Verluste nun mal an. Bei Aktien ist der Verlust dazu auch noch kollektiver. Ich leide ja gerade nicht alleine, ich habe auch nicht alleine eine falsche Mieterin ausgesucht. Alle, die Aktien besitzen, leiden gerade. Und es ist in dem Sinne auch nicht meine Schuld. Klar, ich hätte früher aussteigen können. Aber Korrekturen auf dem Aktienmarkt sind eben nicht wirklich vorhersehbar. Ich habe den Buchverlust natürlich auch nicht realisiert, sondern die Korrektur ausgesessen. Dies hat sich auch innerhalb von 2 Jahren sauber korrigiert. Das war bei meiner Mietnomadin grundlegend anders.
Als ich bei ihrer Bank angerufen hatte, um in ihr Gehalt zu pfänden, meinten diese nur lapidar, stellen sie sich hinten an. Und die Mutter hat nach etwa einem Jahr auch ihre Zahlungen von 50,- € eingestellt. Irgendwie war es mir da schon egal, ich hatte den Verlust für mich als Lehrgeld verbucht und keine Lust mehr, in diesen Streit Energie zu stecken. Hier kommen dann schon auch wieder Parallelen zu Aktien auf. Und da bin ich noch nicht gut drin. Mich von Aktien zu trennen, eben weil man schon einen Verlust gemacht hat und nicht glaubt, dass es wieder besser wird. Aber es regt mich nicht so sehr auf und das ist ja auch schon mal was.
Aktien oder Immobilien – Verluste gehören dazu, sollten aber nicht anstrengen
Von daher ist meine Strategie auch klar. Wenn ich Ärger mit Mietern habe, werde ich aktuell die entsprechende Wohnung verkaufen. Dies macht sich im Augenblick bei den hohen Kaufpreis eh gut. Und das Geld in Aktien anlegen. Da leide ich dann auch, aber es strengt mich trotzdem nicht so an. Sollten Sie ebenfalls in eine Situation geraten, in der Sie Verluste auf der einen oder der anderen Seite erleiden, dann versuchen Sie sich klarzumachen, dass es fehlgeleitete Investments sind.
Einen sehr interessanten Gedankengang zu Immobilien in der heutigen Zeit finden Sie ebenfalls auf dieser Seite: „Die Immobilie – ein echter Inflationsschutz?„. Diesen Text kann ich allen Immobilien Besitzern nur empfehlen.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Tag,
Monika Reich