Zunächst einmal vielen Dank an die Blogbetreiber – zum einen natürlich für den tollen Informationsgehalt und dann dafür, dass ich eingeladen wurde, mich hier auch mitzuteilen. Meine Beiträge sollen all die hier relevanten Themen im Geiste der Via Negativa betrachten. Der Ursprung dieser Herangehensweise liegt in der antiken Theologie. Damals ging es darum, Gott nicht durch Zuschreiben (positiv) von Eigenschaften zu definieren, sondern genau anders herum darzulegen, was Gott nicht (negativ) ist. Doch wie lässt sich die Via Negativa im Trading nutzen?
Via Negativa im Trading
Bekannt ist diese Vorgehensweise auch von Michelangelo. Dieser soll dem Papst erklärt haben, dass er seinen „David“ erschaffen habe, indem er einfach alles vom Marmor entfernt also weggelassen habe, was nicht zur Figur gehörte. Diese historische Anekdote ist auch in den Büchern von Nassim Nicolas Taleb und Rolf Dobelli beschrieben und hat sogar mit zum Zerwürfnis der Beiden beigetragen. „Wer hat’s erfunden?“ Details zu den Vorwürfen an Dobelli können Sie hier nachlesen.
Vom Ökonomen Michael E. Porter ist der Ausspruch bekannt: „Der Kern einer Strategie besteht darin zu bestimmen, was man nicht macht.“
In diesem Sinne soll es also darum gehen, was man meiner Meinung nach NICHT tun oder erwarten sollte. Ich denke, das kennt auch schon jeder Trader. Zum Beispiel ist die Vermeidung von großen Verlusten im Trading ein wesentlicher Erfolgsfaktor für das eigene Konto. Und auch in allen anderen Bereichen ist dieses Prinzip zu finden. Jeder (vernünftige) Mediziner wird bestätigen, dass NICHT zu rauchen oder auch NICHT viel zu sitzen, der Gesundheit am förderlichsten ist.
Kommen wir zum aktuellen Marktgeschehen.
Der Dollar und die Via Negativa
Wenn ich mir zum Beispiel die Währungsmärkte betrachte, sehe ich alle ihr Heil im Dollar suchen. Insbesondere hier in Deutschland wollen viele das vermeintlich sinkende Schiff „Euro“ verlassen und suchen nach Alternativen. Diese Stimmungslage kann ich gut verstehen, nur würde ich NICHT die gleichen Konsequenzen ziehen.
Was mich daran zweifeln lässt, sind vor allem fundamentale Gründe. Die USA haben bekanntlich ein Handelsbilanzdefizit (mit fast jedem auf der Welt). Aktuelle Daten hierzu hat Dr. Martin Murenbeeld Mitte September im Rahmen des Precious Metals Summit präsentiert. Früher konnte man einen Teil davon auf Ölimporte schieben. Doch diese Zeiten sind vorbei. Gleichzeitig will man den Export und Inlandsinvestitionen ankurbeln sowie Deflationen verhindern. Diese Ziele erscheinen mir mit einer starken Währung unerreichbar. Daher würde ich mich NICHT wundern, wenn die Fed verstärkt in den Währungen tätig wird. Vielleicht lauert genau hier das zukünftige „QE“ und für Trader ein möglicher schwarzer Schwan.
Im talebschen Sinne bin ich also USD-Long gestimmt, erwarte aber die deutlich größere Chance auf der anderen Seite.