Am Morgen sah noch einiges nach einer typischen Erholung aus. Diese Hoffnung wurde im Laufe des Handelstages zerschlagen. Die Volatilität explodierte und diese Tatsache bedeutet weitere Implikationen für die Märkte. Der CBOE VIX stieg heute um sage und schreibe 115,6% (Stand 22:15 MEZ) an. Parallel dazu sackten die Märkte ab. Die Bewegung erreicht eine Intensität, die die meisten Marktteilnehmer glatt vergessen haben.
Der Tag im Chart, Aktien verlieren massiv
Heute Mittag sah das Bild noch wie folgt aus.
Schon am späten Mittag war es mit dem Erholungsversuch weitestgehend vorbei. Die Volatilität krallte sich am hohen Niveau fest und die Aktienmärkte hatten nach einem guten Start keine weitere Kraft zur Verfügung. Das Bild änderte sich dann auch gänzlich.
Der Tagesverlust in den Aktienindizes ist schon mächtig und wird so manchen Marktteilnehmer in schleudern gebracht haben. Besonders weil die Corporate Bonds auch unter Druck stehen. Zusätzlich dazu kam es zu besonders krassen Bewegungen im VIX. Der Kontrakt Monat Februar erreichte eine Differenz zwischen dem Tiefst- und Höchstkurs von mehr als 112%. Diesem Zuwachs stand der März Kontrakt kaum nach und erreichte eine Differenz zwischen Hoch und Tief in Höhe von fast 94%.
Noch um 22:08 MEZ Lag der Zuwachs des VIX Feb. Kontraktes bei ca. 75% und der des Mär. Kontraktes bei ca. 53%. In den letzten 7 Minuten des Handelstages gab es noch einmal einen krassen Sprung und der Feb. Kontrakt schnellte von 26,73 auf über 31 Hoch. Im Mär. Kontrakt sah das Bild ähnlich aus und dieser sprang von 22,17 auf fast 28 hoch. Das sind krasse Bewegungen und lassen vermuten, dass da einige Margin Calls erfolgt sind.
Da muss man sich nur vor Augen führen, dass der Feb. Kontrakt in seinem Tief bei ca. 10 stand. Die Spitze liegt mittlerweile bei 32,33. Innerhalb der kurzen Kontraktlaufzeit legte der VIX Feb. um mehr als 300% zu.
Vergleicht man nun diesen Zuwachs mit den Verlusten in den Indizes erkennt man schon eine gewisse Diskrepanz.
Volatilität der Anleihen in der Feedback Schleife – Gefahr für die Märkte!
XIV, Credit Suisse Velocity Shares Daily Inverse Zusammenbruch
Nachbörslich stürzte der XIV um bisher 77% ab. Das ist der Wahnsinn um 22:00 MEZ stand der ETN noch bei 97,2 USD je Anteilsschein. Mittlerweile notiert dieser bei nur noch 22,56. Das ist kurz vor dem sogenannten Termination Event. Das kommt zum Zuge, sollte der XIV an einem Tag mehr als 80% verlieren. Das bringt Probleme die nicht zu unterschätzen sind. Auch die riesige Differenz zwischen dem Close um 22:00 und dem aktuellen Kurs wird morgen zu derben Überraschungen führen, sollte nicht sogar heute Abend noch das Termination Event getriggert werden.
Man muss sich nur vorstellen, hier allein in dem inversen Volatilitäts tracker waren gestern noch mehr als 1,8 Milliarden USD in AUM. Davon sind jetzt nur noch ca. 420 Millionen USD übrig geblieben.
Short Volatility, eine Strategie die man Kunden sehr gut verkaufen kann. Im Artikel „Short Volatility Trade ist das Sub Prime Debakel revisited“ schrieb ich:
Wenn man nun im Verkaufsgespräch einer solchen Strategie den Umstand unterschlägt, dass diese Strategie, im Gegensatz zu einem Anleihe Portfolio, ein unbegrenztes Verlustpotential hat, ist es das, was die Branche gesucht hat.
Nun ja, all die schönen Gewinne der vergangenen Jahre sind jetzt hinüber. Selbst diejenigen, die im Juni 2016 zu 22 USD je Anteilsschein gekauft haben sind jetzt unter Wasser mit ihrer Position. Viele kleine und sichere Gewinne im Tausch gegen das Risiko, dass alles in wenigen Stunden ausradiert werden kann. Und das ist heute nachbörslich geschehen.
So wie es dem XIV ergangen ist, wird es dem gesamten direkt investierten Short Volatility Universum ergangen sein. Das wird in den kommenden Tagen noch zu der ein oder anderen interessanten Meldung in Bezug auf Fonds Schließungen führen.
Laut CNBC sind die größten Anteilseigner des Fonds folgende Gesellschaften:
- Credit Suisse
- Deutsche Asset Management
- Citadel Advisors
- Flow Traders
- und Two Sigma
Volatilität explodiert – Anfang der Gamma Bombe?
Die Gamma Bombe, im Artikel Fragilität, beschrieben, könnte zur Realität werden. Das gesamte Short Volatility Universum hat das Problem, dass es in einer asymmetrischen Short Position sitzt. Das Problem hierbei ist, dass sie sich nun hedgen und/oder Positionen abbauen müssen. Diese Handlungen werden die jetzige Bewegung weiter verstärken können und führen zu weiteren Hedging Maßnahmen die am Ende die Bewegung weiter befeuern werden.
Dazu gesellt sich noch das Problem, das die VaR Kennziffer ansteigt und das Sharp Ratio fällt. Das führt dazu, dass weitere Risiko Positionen abgebaut werden müssen. Auch müssen die eingesetzten Hebel verringert werden. Das bedeutet, dass auch von dieser Seite der Druck ansteigen wird. Besonders das Risk Parity Universum wird dabei leiden müssen.
Insgesamt bedeutet die aktuelle Lage, dass man höchste Vorsicht walten lassen muss. Sollte sich die Bewegung über Nacht weiter fortsetzen, dann kann die Situation im VIX weiter eskalieren und die Gamma Bombe in Gang setzen. Ein Gradmesser dafür wird die Entwicklung des XIV sein. Sollte dieser mit einem Minus von 80% oder mehr in den Handel starten, wird das Termination Event getriggert und die Positionen werden aufgelöst, um das verbleibende Kapital der Investoren zu schützen.
Chat Verlauf von ORBP – Emotionen des Tages
Da ich persönlich heute Abend erst kurz vor 22:00 von einer Vorstandssitzung nach Hause kam, war meine Überraschung recht groß, dass obwohl ich schon eine Vermutung hatte.
Der Chat fing heute Mittag um 13:12 an: