Erstmals seit der Wiedervereinigung ist die Arbeitslosigkeit in Deutschland auf 2,4 Millionen Menschen ohne Arbeit gefallen. Die Vollbeschäftigung ist damit weiterhin in Sichtweite. Meine damalige Prognose der Vollbeschäftigung auf leisen Sohlen bewahrheitet sich immer mehr. Aus diesem Grund gebe ich hier ein Update zu meinem vorherigen Artikel zur Vollbeschäftigung, denn ich sehe weiterhin die Vollbeschäftigung in Sichtweite.
Wo wir im deutschen Arbeitsmarkt stehen
Zugegeben, die Statistiken zu den Arbeitslosenzahlen wurden so oft aufgehübscht, dass es schon schwer fällt die aktuellen Zahlen der Arbeitssuchenden mit denen von vor 30 Jahren zu vergleichen. Allerdings kann man unabhängig davon konstatieren, dass sich Deutschland tatsächlich auf einem sehr guten Weg im Arbeitsmarkt befindet. Immer mehr Menschen finden tatsächlich eine Beschäftigung und können so die Arbeitslosigkeit hinter sich lassen. Allerdings bleibt das Hauptproblem, dass gerade höher qualifizierte Arbeitnehmer immer schwerer zu finden sind.
Wenn Sie sich in den nächsten Wochen zufällig mit einem Unternehmer unterhalten sollten, dann sprechen Sie dieses Thema einfach einmal an. Es ist tatsächlich nicht nur eine sinnlose Aussage, die mal eben runter gebetet wird, es ist die Realität. Doch wie passt diese Situation zu immer noch 2,4 Millionen Menschen, die auf der Suche nach Arbeit sind?
Das Problem der Qualifizierung
Es ist tatsächlich so, dass wir auch in dem aktuellen Umfeld vor allem Arbeit im Niedriglohnsektor schaffen. Dieser zeichnet sich durch eine relativ leichte Austauschbarkeit der Arbeitnehmer aus. Nicht nur seitens der Arbeitgeber, auch die Arbeitnehmer suchen bei schlechten Bedingungen im Niedriglohnsektor schnell eine neue Stelle. So zu lesen in „Die Zeit“ zum Fall H&M. Der volkswirtschaftliche Beitrag dieser Jobs auf die Teuerungsraten etwa, muss als sehr gering eingestuft werden. Auch beseitigt die Mehrzahl der 2,4 Millionen Menschen die sich auf Arbeitssuche befinden mit Sicherheit nicht das Problem der Arbeitgeber, die händeringend auf der Suche nach gut ausgebildeten Arbeitnehmern sind. Was kann also aus der Tendenz zur Vollbeschäftigung in Deutschland abgeleitet werden?
Vollbeschäftigung in Sichtweite – Weiterhin zu wenig Lohnanstieg
Im alten zero2one Blog und nun stellvertretend hier auf Trading-Treff habe ich schon oft auf die Probleme der geringen Lohnzuwächse in Deutschland hingewiesen. In meinen Augen ist eines der Hauptprobleme der Eurozone in eben diesem Umstand zu finden. Die aktuellen Rahmendaten deuten allerdings weiterhin nicht auf deutliche Lohnzuwächse hin – trotz der Vollbeschäftigung in Sichtweite. Dieses ist vor allem durch den sehr großen Sektor am Mindestlohn zu erklären. Da die Kaufkraft in diesem Sektor nicht sonderlich hoch ist, kommt die Lohn- Preisspirale weiterhin nicht in Gang. Auch sorgt bei den meisten Unternehmern der Mangel an Fachkräften noch nicht zu einer deutlichen finanziellen Aufwertung der ausgeschriebenen Stellen. Oftmals ergibt man sich dem Schicksal des Mangels an Fachkräften und bessert den monetären Anreiz (noch) nicht nach. Aber die Situation spitzt sich zu.
Das Jahr 2018 und die Entwicklung am Arbeitsmarkt
Im damaligen Fazit schrieb ich:
Sollte die Arbeitslosenquote weiterhin fallen und der Mangel an Fachkräften die Arbeitskosten weiter nach oben treiben, wäre eine Verbesserung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage in der Eurozone denkbar. Die über Jahre der Lohnzurückhaltung Deutschlands aufgebauten Ungleichgewichte werden nach und nach abgebaut. Im Gegensatz zu den sogenannten „Wirtschaftsweisen“ sehe ich diese Entwicklung mit zwei lachenden Augen. Ein Abbau der übermächtigen Konkurrenzfähigkeit Deutschlands macht ein Zusammenhalt in der Eurozone wieder möglich und damit wahrscheinlicher.
Weiterhin fehlt eine deutliche Anhebung der Löhne in Deutschland. Auch der Zusammenhalt in der Eurozone ist weiterhin gefährdet. Aber weiterhin ist ebenfalls eine Entwicklung zu erkennen, die es der Eurozone in den nächsten Jahren möglicherweise leichter macht zusammenzuwachsen. Einzig eine wirtschaftliche Abkühlung sollten wir uns auf diesem Weg in die Vollbeschäftigung in den nächsten 2 bis 3 Jahren besser nicht wünschen, denn es wäre denkbar, dass das die Eurozone an ihre Belastungsgrenze führen würde.
Arbeitslosenquote in Deutschland fällt weiter – wo bleibt die Lohnsteigerung?
Höhere Löhne führen im Regelfall zu höheren Preisen (= höhere Inflationsraten). Aber kann die EZB mit Hinblick auf die klammen Südländer tatsächlich den Zins anheben? Auf welche Inflationsraten müssen wir uns hier in Deutschland einstellen, wenn sich die Lohn-Preisspirale tatsächlich schneller drehen sollte?
Es gibt eine „Zielinflation“ in der Eurozone, an die sich so gut wie alle Länder hielten. Diese war um 2 Prozent. Nur Deutschland und Östereich habe diese dauerhaft unterboten und so die Stabilität riskiert. Dieses gilt es nun wieder aufzuholen. 2-3 Prozent wäre vollkommen ok. Nur Nullzins reicht da eben nicht, es bedarf Steigerungen in den Löhnen. Überall in der Eurozone im Prinzip mit 2 Prozent und in Deutschland für einige Jahre mit etwas höheren Raten.