Liebe Leserinnen und Leser,
160 Milliarden Euro klingen nach viel Geld – bis man erfährt, dass Volkswagen ursprünglich deutlich mehr ausgeben wollte. Der Konzern strafft seine Investitionen und konzentriert sich auf Europa, während in den USA und China die Krise tobt. Doch VW ist nicht allein: Auch OpenAI muss zurückrudern und kämpft plötzlich an drei Fronten gleichzeitig. Und dann ist da noch die New York Times, die Perplexity AI vor Gericht zerrt – ein Schlagabtausch, der zeigen könnte, wie die Zukunft zwischen Verlagen und KI-Firmen aussieht. Drei Geschichten über Rückzug, Gegenwehr und die Frage: Wer hat hier eigentlich noch die Kontrolle?
Volkswagen strafft den Gürtel – und setzt auf die Heimat
Volkswagen plant bis 2030 Investitionen von rund 160 Milliarden Euro. Das klingt nach einer gewaltigen Summe, ist aber tatsächlich eine deutliche Straffung: Die rollierenden Fünfjahrespläne des Konzerns sahen zuletzt noch 165 Milliarden Euro für 2025 bis 2029 und sogar 180 Milliarden Euro für 2024 bis 2028 vor. VW-Chef Oliver Blume macht im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ klar, wo die Prioritäten liegen: Deutschland und Europa. Produkte, Technologien, Produktionsstätten – alles soll künftig verstärkt in den Heimatmärkten verankert werden.
Der Grund für diese strategische Neuausrichtung liegt auf der Hand: Eine „schwere Krise“ auf den Schlüsselmärkten USA und China belastet Absatz und Profitabilität massiv. Besonders die Premiummarke Porsche steht unter Druck, da sie einen großen Teil ihrer Fahrzeuge in diesen beiden Regionen verkauft – und dort sowohl mit Zöllen als auch mit scharfem Wettbewerb zu kämpfen hat. Ein mögliches neues US-Werk für Audi? Nur wenn Washington substanzielle Förderung bereitstellt, betont Blume. Bislang ist das nicht der Fall.
Die VW-Aktie reagierte am Freitag verhalten positiv und schloss 0,85 Prozent höher bei 106,35 Euro. Im bisherigen Jahresverlauf steht ein Plus von 19,44 Prozent zu Buche – damit bewegt sich der Titel in etwa auf dem Niveau des DAX, der seit Januar rund 21 Prozent gewonnen hat. Für deutsche Anleger bleibt die Frage: Reicht die Fokussierung auf Europa aus, um die Verluste in Übersee auszugleichen? Oder wird die Aktie weiter hinterherhinken, solange die globalen Märkte schwächeln?
OpenAI im Dreifronten-Krieg: Google, Anthropic und die eigenen Versprechen
Sam Altman hat intern den „Code Red“ ausgerufen – und das ist mehr als nur eine dramatische Geste. OpenAI steht plötzlich unter massivem Druck, und zwar von drei Seiten gleichzeitig. Erstens: Google hat mit Gemini 3 ein Update vorgelegt, das OpenAIs Systeme in wichtigen Benchmarks übertrifft und die monatlich aktiven Nutzer von 450 Millionen im Juli auf 650 Millionen im Oktober katapultiert hat. Das neue Nano-Banana-Bildgenerator-Tool verschärft den Wettbewerb zusätzlich. Zweitens: Anthropic gewinnt im Unternehmensbereich an Boden und hat bereits 300.000 Geschäftskunden an Bord. Drittens: OpenAI selbst hat sich mit 1,4 Billionen Dollar an Infrastruktur-Investitionen übernommen und muss bis 2030 rund 200 Milliarden Dollar Umsatz generieren, um profitabel zu werden – aktuell liegt die Run-Rate bei 20 Milliarden Dollar.
Altmans Memo an die Belegschaft macht deutlich, dass die Entwicklung von Werbe-Features, KI-Agenten für Gesundheit und Shopping sowie dem persönlichen Assistenten „Pulse“ vorerst pausiert. Stattdessen soll sich das gesamte Team auf ChatGPT konzentrieren: Personalisierung, Zuverlässigkeit, Geschwindigkeit – alles muss besser werden. Täglich finden jetzt Calls statt, um die Nutzererfahrung zu verbessern. Immerhin: OpenAI kann sich auf 800 Millionen wöchentliche Nutzer stützen, und ein neues Reasoning-Modell, das nächste Woche erscheinen soll, liegt laut Altman vor Gemini 3.
Deutsche-Bank-Analysten sehen drei strukturelle Risiken: Erstens wächst die Nutzerbasis, aber die Abo-Zahlen stagnieren. Zweitens drängen Substitute wie Gemini 3 auf den Markt. Drittens lastet die gigantische Infrastruktur-Verpflichtung schwer auf der Bilanz. Für Anleger, die auf KI-Profiteure wie Nvidia, Microsoft oder Oracle setzen, ist die Entwicklung bei OpenAI ein Warnsignal: Wenn selbst der Vorreiter ins Straucheln gerät, könnte die gesamte KI-Euphorie einen Dämpfer bekommen.
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New York Times vs. Perplexity: Der Kampf um die Regeln der KI-Ära
Die New York Times hat am Freitag Klage gegen Perplexity AI eingereicht – und der Vorwurf wiegt schwer. Das KI-Start-up soll Millionen von Artikeln der Zeitung ohne Erlaubnis kopiert, verbreitet und angezeigt haben, um seine generativen KI-Produkte zu betreiben. Mehr noch: Perplexity habe „Halluzinationen“ produziert – also erfundene Inhalte – und diese fälschlicherweise der New York Times zugeschrieben, indem sie neben den eingetragenen Marken der Zeitung angezeigt wurden. Die Times fordert Schadensersatz, einstweilige Verfügungen und andere Rechtsmittel, um Perplexity von der weiteren unbefugten Nutzung abzuhalten.
Die Klage, eingereicht beim US-Bezirksgericht für den südlichen Bezirk von New York, kommt mehr als ein Jahr nach einer Unterlassungsaufforderung der Times an Perplexity. Das Start-up, das mit rund 20 Milliarden Dollar bewertet wird, steht bereits unter Beschuss: Reddit verklagte es im Oktober wegen unrechtmäßigen Daten-Scrapings, und auch die Encyclopedia Britannica sowie Medienunternehmen von Rupert Murdoch wie Dow Jones und die New York Post haben Klagen eingereicht. Perplexitys Kommunikationschef Jesse Dwyer weist die Vorwürfe als erfolglose Taktik zurück, die Verlage gegen aufkommende Technologien anwenden.
Für Anleger ist der Fall ein Präzedenzfall: Wie weit dürfen KI-Unternehmen gehen, um ihre Modelle zu trainieren? Die New York Times hat Amazon erlaubt, ihre Inhalte für Alexa zu nutzen – aber offenbar nur unter kontrollierten Bedingungen. Der Kampf zwischen Verlagen und Tech-Firmen wird härter, und das könnte die Geschäftsmodelle von KI-Start-ups wie Perplexity, aber auch von Coinbase (das gerade seine „Everything Exchange“-Strategie verfolgt) oder OpenAI massiv beeinflussen. Wer hier auf der falschen Seite steht, könnte am Ende nicht nur rechtlich, sondern auch finanziell das Nachsehen haben.
Was das für Sie bedeutet
Drei Geschichten, eine Botschaft: Die großen Pläne schrumpfen, und die Realität holt selbst die Giganten ein. Volkswagen zieht sich auf Europa zurück, OpenAI kämpft um seine Vormachtstellung, und die New York Times zeigt, dass Verlage nicht kampflos zusehen werden, wie ihre Inhalte für KI-Modelle ausgeschlachtet werden. Für deutsche Anleger heißt das: Vorsicht vor überzogenen Wachstumsversprechen und ein genauer Blick auf die Geschäftsmodelle, die hinter den großen Namen stecken.
In der kommenden Woche stehen wichtige Entscheidungen an: Am 9. Dezember legt GameStop seine Zahlen vor, am 10. Dezember folgt Oracle, und am 11. Dezember wird Broadcom berichten. Dazu kommt am 17. Dezember das angekündigte Event von Coinbase, bei dem tokenisierte Aktien und Prediction Markets vorgestellt werden sollen. Ob das reicht, um die Coinbase-Aktie aus ihrem Tief zu holen – immerhin verlor sie in den letzten 30 Tagen 21 Prozent – bleibt abzuwarten.
Bis dahin wünsche ich Ihnen ein erholsames Wochenende und einen klaren Kopf für die kommenden Entscheidungen.
Ihr Andreas Sommer


