Wall Street in Turbuland: KI-Euphorie bröckelt

Ein massiver Ausverkauf bei KI-Werten wie Broadcom und Nvidia trifft die US-Börsen. Zusätzliche Unsicherheit entsteht durch interne Uneinigkeit der US-Notenbank über die Zinspolitik.

Broadcom Aktie
Kurz & knapp:
  • S&P 500 und Nasdaq verzeichnen deutliche Wochenverluste
  • Broadcom und Oracle brechen nach Warnungen ein
  • Fed-Mitglieder äußern öffentlich Inflationsbedenken
  • Anleger warten gespannt auf kommende Wirtschaftsdaten

Die US-Börsen erlebten am Freitag einen heftigen Rückschlag, der die Euphorie rund um Künstliche Intelligenz-Investitionen empfindlich dämpfte. Der S&P 500 rutschte um 1,07 Prozent auf 6.827 Punkte ab, während der technologielastige Nasdaq mit einem Minus von 1,69 Prozent auf 23.195 Punkte noch deutlicher nachgab. Besonders schmerzlich: Die Verluste löschten die Wochengewinne beider Indizes komplett aus und schickten sie auf den tiefsten Stand seit zwei Wochen.

Broadcom und Oracle erschüttern KI-Narrative

Im Zentrum des Ausverkaufs standen zwei Schwergewichte der KI-Revolution. Chipdesigner Broadcom stürzte um 11,4 Prozent ab, nachdem das Unternehmen vor schrumpfenden Gewinnmargen warnte – ein Weckruf für Anleger, die bislang blind auf die Profitabilität explodierender KI-Investitionen vertraut hatten. Oracle verlor weitere 4,5 Prozent, nachdem die Aktie bereits am Donnerstag nach enttäuschenden Prognosen um fast elf Prozent eingebrochen war. Auch eine Dementierung verzögerter Datacenter-Projekte für OpenAI konnte die Verkaufswelle nicht stoppen.

Die Dominoeffekte waren verheerend: Marktführer Nvidia büßte 3,3 Prozent ein und wurde zum zweitgrößten Belastungsfaktor für den S&P 500. Der Philadelphia Semiconductor Index sackte um 5,1 Prozent ab – der schärfste Tagesrückgang seit dem 10. Oktober. Noch dramatischer traf es kleinere KI-Profiteure: SanDisk brach als größter Verlierer im S&P 500 um 14,7 Prozent ein, während Infrastruktur-Anbieter CoreWeave (-10,1 Prozent) und Oklo (-15,1 Prozent) ebenfalls unter die Räder kamen.

„Angesichts der Tatsache, dass Big Tech seit Oktober 2022 an der Spitze der Rally stand, besteht die Gefahr, dass dies zum Katalysator für breit angelegte Verkäufe wird“, warnte David Morrison, Marktanalyst bei Trade Nation.

Fed-Dissens befeuert Inflationssorgen

Die ohnehin angespannte Stimmung verschärfte sich durch eine Reihe kritischer Stimmen aus der US-Notenbank. Mehrere Fed-Mitglieder, die gegen die Zinssenkung um 25 Basispunkte am Mittwoch gestimmt hatten, äußerten öffentlich ihre Bedenken: Die Inflation sei noch zu hartnäckig, um niedrigere Leitzinsen zu rechtfertigen. Diese ungewöhnlich offene Uneinigkeit innerhalb des geldpolitischen Ausschusses versetzte die Märkte in Alarmbereitschaft.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Broadcom?

Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen stieg um 4,5 Basispunkte auf 4,186 Prozent – das zweite Wochenplus in Folge. „Der Markt ist wahrscheinlich etwas vorsichtig vor den großen Zahlen nächste Woche“, erklärte Anthony Saglimbene, Chef-Marktstratege bei Ameriprise. Die Anleger richten ihre Aufmerksamkeit bereits auf die kommenden Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten, die nach der 43-tägigen Haushaltssperre endlich wieder Klarheit über den Zustand der US-Wirtschaft liefern sollen.

Datenhunger nach Shutdown-bedingter Informationsdürre

Für Dienstag wird der November-Arbeitsmarktbericht erwartet, am Donnerstag folgen die entscheidenden Verbraucherpreis-Daten. Die Erwartungen sind gedämpft: Ökonomen rechnen mit mageren 35.000 neuen Stellen – wobei Fed-Chef Jerome Powell bereits angedeutet hatte, dass selbst diese Zahlen überschätzt sein könnten und faktisch monatlich 20.000 Stellen verloren gehen.

„Wenn wir negative Beschäftigungszahlen bekommen, lässt sich die Rezessionsdiskussion nicht vermeiden“, warnte Marvin Loh, Makrostratege bei State Street. Die fehlende Datenbasis seit der Haushaltssperre hat Investoren und Notenbanker gleichermaßen im Blindflug operieren lassen – starke Unternehmensgewinne und erwartete Zinssenkungen stützten die Märkte zwar, doch nun wird es Zeit für harte Fakten.

Jim Baird, Chefanlagestratege bei Plante Moran Financial Advisors, bringt es auf den Punkt: „Zwischen dem Dezember- und Januar-Fed-Meeting bekommen wir praktisch drei Monate Arbeitsmarkt- und Inflationsdaten auf einmal.“

Defensive Sektoren profitieren von Rotation

Während Technologiewerte mit einem Minus von 2,9 Prozent den stärksten Tagesverlust seit dem 10. Oktober verzeichneten, suchten Anleger Zuflucht in defensiven Bereichen. Basiskonsumgüter-Aktien legten um 0,9 Prozent zu und führten die Gewinner unter den elf S&P-500-Sektoren an.

Sollten Anleger sofort verkaufen? Oder lohnt sich doch der Einstieg bei Oracle?

Lululemon Athletica sprang um 9,6 Prozent nach oben, nachdem der Sportbekleidungshersteller seine Jahresprognose angehoben und den Abgang von CEO Calvin McDonald verkündet hatte. Costco Wholesale schloss trotz übertroffen Quartalszahlen praktisch unverändert – ein Zeichen dafür, dass gute Fundamentaldaten in diesem nervösen Marktumfeld kaum noch zählen.

Dollar erholt sich trotz Abwärtstrend

Am Devisenmarkt legte der Dollar-Index minimal um 0,15 Prozent auf 98,48 zu, nachdem er am Donnerstag ein Zweimonatstief erreicht hatte. Dennoch steuert der Greenback auf die dritte Wochenverlust in Folge zu – getrieben von Spekulationen über weitere Fed-Zinssenkungen 2026. Während die Märkte zwei Zinssenkungen für nächstes Jahr einpreisen, prognostizieren Fed-Vertreter nur eine einzige.

Das britische Pfund gab nach schwachen Wirtschaftsdaten 0,28 Prozent auf 1,3348 Dollar nach. Die UK-Wirtschaft schrumpfte unerwartet in den drei Monaten bis Oktober – ein Ergebnis, das die Erwartungen an Zinssenkungen der Bank of England nächste Woche zementierte.

Rohstoffe im Sog der Risikoaversion

Auch Rohstoffmärkte blieben von der Verkaufswelle nicht verschont. Kupfer, das zuvor ein Rekordhoch erreicht hatte, brach um über drei Prozent ein, als die Angst vor einer platzenden KI-Blase eine breite Flucht aus riskanten Anlagen auslöste. Das rote Metall fiel auf 11.537,50 Dollar je Tonne an der London Metal Exchange.

Auf U.S.-Börsen wechselten 18,08 Milliarden Aktien den Besitzer – über dem 20-Tage-Durchschnitt von 17,25 Milliarden. Die Marktbreite war eindeutig negativ: An der NYSE überwogen fallende Titel die steigenden im Verhältnis 2,23 zu eins, am Nasdaq sogar 2,34 zu eins.

Mit Blick auf das Jahresende bleibt die Frage: War Freitag nur eine technische Korrektur nach Rekordständen am Donnerstag – oder der Beginn einer fundamentaleren Neubewertung überhitzter KI-Wetten? Die Antwort dürften die kommenden Wirtschaftsdaten liefern.

Broadcom-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Broadcom-Analyse vom 13. Dezember liefert die Antwort:

Die neusten Broadcom-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Broadcom-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 13. Dezember erfahren Sie was jetzt zu tun ist.

Broadcom: Kaufen oder verkaufen? Hier weiterlesen...

Über Felix Baarz 1299 Artikel
Mit über fünfzehn Jahren Erfahrung als Wirtschaftsjournalist hat sich Felix Baarz als Experte für internationale Finanzmärkte etabliert. Seine Leidenschaft gilt den Mechanismen globaler Finanzmärkte und komplexen wirtschaftspolitischen Zusammenhängen, die er für seine Leserschaft verständlich aufbereitet.In Köln geboren und aufgewachsen, entdeckte er früh sein Interesse für Wirtschaftsthemen und internationale Entwicklungen. Nach seinem Studium startete er als Wirtschaftsredakteur bei einer renommierten deutschen Fachpublikation, bevor ihn sein Weg ins Ausland führte.Ein prägendes Kapitel seiner Karriere waren die sechs Jahre in New York, wo er direkten Einblick in die globale Finanzwelt erhielt. Die Berichterstattung von der Wall Street und über weltweite wirtschaftspolitische Entscheidungen schärfte seinen Blick für globale Zusammenhänge.Heute ist Felix Baarz als freier Journalist für führende Wirtschafts- und Finanzmedien im deutschsprachigen Raum tätig. Seine Arbeit zeichnet sich durch fundierte Recherchen und präzise Analysen aus. Er möchte nicht nur Fakten präsentieren, sondern auch deren Bedeutung erklären und seinen Lesern Orientierung bieten – sei es zu wirtschaftlichen Trends, politischen Entscheidungen oder langfristigen Veränderungen in der Finanzwelt.Zusätzlich moderiert er Diskussionen und nimmt an Expertenrunden teil, um sein Wissen einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dabei liegt sein Fokus darauf, komplexe Themen informativ und inspirierend zu vermitteln. Felix Baarz versteht seine journalistische Aufgabe darin, in einer sich schnell wandelnden Welt einen klaren Blick auf wirtschaftliche Zusammenhänge zu ermöglichen und seine Leser bei fundierten Entscheidungen zu unterstützen – beruflich wie privat.