Trading-Treff

Warum wir das bedingungslose Grundeinkommen brauchen

Die jüngst erschienene Bertelsmann Studie hat es abermals unterstrichen: Altersarmut wird sich in Zukunft in Deutschland massiv ausbreiten. Die Gründe dafür möchten wir hier anführen. Sie sind sehr zahlreich und lassen die Erfolgsautoren Matthias Weik und Marc Friedrich zu der Aussage kommen, warum wir das Bedingungslose Grundeinkommen brauchen. Daraus entstandene Argumente sind in diesem Artikel näher aufgeführt.

 

Gründe für die Altersarmut

Millionen von Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen (in Deutschland arbeiten 8,7 Millionen Beschäftigte im Niedriglohnsektor – das sind fast 25% aller Arbeitnehmer), die Digitalisierung und die Industrie 4.0 (dazu folgende Beiträge hier auf Trading-Treff), zudem der historische Niedrigzins der EZB, welcher eine nachhaltige Altersvorsorge fast unmöglich macht und uns bei steigender Inflation schleichend enteignet.

Hinzukommen die kontinuierlich steigenden Preise für Immobilien und die damit verbundenen Mietpreissteigerungen in vielen Regionen des Landes und die bei weitem nicht so stark steigende Löhne. All diese Zutaten kreieren eine tickende Zeitbombe and die sich die Politik (noch) nicht herantraut.

Da man sich heute, anders als zu Urzeiten nicht mit den wichtigsten Dingen des Lebens selbst versorgen kann, sondern Geld zum Überleben braucht, ist das Bedingungslose Grundeinkommen ein Menschenrecht. Humanitäre Gründe zählen in Politik und Wirtschaft anscheinend wenig, deswegen wird offensichtlich eher die Abschaffung der Arbeitsplätze durch die Industrie 4.0 und die Digitalisierung das Argument für die Einführung des BGE liefern. Mittlerweile gewinnt das Thema an Dynamik. In Schleswig-Holstein will sich nun die neue Jamaika-Koalition mit dem Thema Grundeinkommen befassen. In Deutschland wäre dies der erste große Versuch einer Regierung

 

Warum wir das bedingungslose Grundeinkommen brauchen
Altersarmut kann uns alle treffen

 

Zur Jamaika-Koalition gab es hier auf Trading-Treff übrigens auch schon einen Beitrag ->

 

Grundeinkommen schafft Gleichgewicht am Arbeitsmarkt

Es gibt vier mögliche Gründe, weshalb Frauen und Männer erwerbstätig sein möchten:

 

1      Sie erkennen einen Sinn im Ziel und Zweck eines bestimmten Unternehmens oder Projekts;

2      Sie haben Freude an ihrer Tätigkeit;

3      Sie haben Freude an der Zusammenarbeit mit andern Menschen, an sozialen Kontakten, an Anerkennung, Renommee oder Status;

4      Geld.

 

In Wirklichkeit müsste es doch so sein: Je sinnloser oder übler ich ein Unternehmen finde; je anstrengender, würdeloser oder langweiliger eine Arbeit ist; je weniger ich meine Kolleginnen und Kollegen ausstehen kann; je geringer die Aussicht auf Anerkennung für meine Arbeit ist – desto mehr sollte ich den Lohnzettel im Blick haben. Kurzum: Je unattraktiver eine Arbeit, desto höher müsste im Grunde das «Schmerzensgeld» sein.

Warum das meist nicht so ist? Ganz einfach: Es gibt kein Bedingungsloses Grundeinkommen (BGE). Vor allem für Menschen mit weniger guten beruflichen Qualifikationen führt das dazu, dass sie praktisch nicht Nein sagen können. Nein zu physisch sehr anstrengenden, schmutzigen oder ekligen Arbeiten. Nein zu extrem monotonen Tätigkeiten. Nein zu schlecht geführten Unternehmen oder zu Vorgesetzten, von denen sie unwürdig behandelt werden. Nein zu Unternehmen, die ihre Kunden lediglich übers Ohr hauen wollen.

Genau darum – weil hier nur eine Seite Nein sagen kann – ist der «Arbeitsmarkt» kein Markt. Was ist das Wesensmerkmal von Märkten? Genau: Sie müssen nicht jeden Mist kaufen. Sie können als Kunde jederzeit Nein sagen … Doch Arbeitnehmer müssen aus ökonomischem Zwang etwas machen, um so das Existenzminimum zu sichern. Erst ein BGE würde daher echtes Gleichgewicht am Arbeitsmarkt herstellen.

 

Unproduktive Tätigkeiten: Wenn alle nur noch malen

Gegner des BGE argumentieren zuweilen mit dem «Hobby-Argument»: Wenn Menschen mit Grundeinkommen nicht nur bei Bier und Chips vor der Glotze hocken, dann werden sie es als Chance verstehen, sich fortan allem möglichen «unproduktiven» Unsinn zu widmen.

Deutschland würde zum Land der Häkelgruppen, Seidenmalerei-Kurse und Ayurveda-Workshops verkommen. Millionen volkswirtschaftlich überzähliger Geisteswissenschaftler würden nur noch Gedichte schreiben, abseitige Blogs betreiben, Verkrachte Künstler, Schauspieler und Musiker ohne jede Aussicht auf Verkäufe oder Engagements würden ihre Jobs als Taxifahrer oder Kellnerinnen hinschmeißen – und noch mehr miserable Bilder malen, auf Straßen und in Gaststätten herumlärmen oder in Hinterhöfen seltsame Experimentaltheater eröffnen.

Mag alles sein. Na und? Zum Häkeln braucht es Nadeln und Garn. Deren Verkauf schafft Arbeit und Einkommen. Wer zehn Ayurveda-Kurse besucht hat, kommt unter Umständen auf die Idee, selbst Ayurvedalehrer zu werden. Ist das kein Beruf? Oder gar unproduktiver als das Anbieten von Zahnzusatzversicherungen in Callcentern? Womöglich hätte Kafka in seinem kurzen Leben der Weltliteratur fünf weitere Romane geschenkt, wenn er nicht 14 Jahre bei der Arbeiter-Unfallversicherungs-Anstalt hätte arbeiten müssen.

Umgekehrt: Wie lange würde jemand wirklich ausschließlich Bilder malen, die selbst geschenkt keiner von ihm haben will? Sicher ist eins: Wer gegen Ende der Schulzeit seine Liebe zu Programmiersprachen oder zum Maschinenbau entdeckt hat, den wird die Aussicht auf ein Grundeinkommen kaum zur Lyrik verleiten.

 

Verschwindet am Ende die Arbeit und enden die Menschen auf der Reservebank?

Diesen Punkten widmen wir uns im nächsten Teil. Bis dahin hoffen wir, einige Denkanstöße gegeben zu haben. Gerne können Sie diese unter dem Artikel kommentieren und zur Vertiefung auch unseren bisherigen Veröffentlichungen auf Trading-Treff nachlesen.

 

Herzliche Grüße senden Matthias Weik und Marc Friedrich

Die mobile Version verlassen