Sehr geehrte Leser, immer wieder kann man lesen, dass ETFs (exchange traded funds) die beste Anlageform im Fondsuniversum darstellen. Sie sind „billig“ und sie sind näher am Markt als 90% der aktiv gemanagten Fonds. Immerhin gibt es kaum positive Beispiele für das generieren von Alpha durch gute Managementleistung. Doch wie schaut es in der Realität aus?
Alpha in der Trading-Realität
Die Welt ist komplex. Sie ist sogar sehr komplex und seitdem eine „normale Wirtschaft“ durch ein gigantisches Finanzwesen beherrscht und maßgeblich beeinflusst wird, ist sie nochmals komplexer geworden. Kann in einer solchen Welt das einfachste Mittel zur Anlage wirklich das beste Mittel sein?
Ja, es könnte sein, ist es aber nicht. Neben einigen Problemen, die ORBP in diesem Blog bereits immer wieder thematisiert hat und die maßgeblich auf die Geeignetheit dieser Produkte zur langfristigen Geldanlage abzielen, gibt es noch andere Überlegungen, die aktueller denn je hinzu kommen: So kann man aktuell in fast jeder Statistik Absatzrekorde in den passiven Investments finden, während die aktiven Investmentansätze mit Abflüssen zu kämpfen haben.
Nicht, dass das nicht zu verstehen ist, wenn man nur oberflächlich auf diese Themen schaut und die von ORBP angesprochenen Themen ausblendet. Aber oberflächlich liegt uns nicht.
Warum Alpha wieder möglich ist
In einer Welt, in der riesige Summen in passive Investments fließen und so nach sozialistischem Kapitalmarktverhalten sehr gleichmäßig Mittel in die Zielinvestments streuen, in einer solchen Welt kehrt Alpha zurück. Alpha definiert sich in diesem Zusammenhang folgendermaßen:
Der Alpha-Faktor misst den Ordinatenabschnitt (Y-Achse) bei einer Regression(sanalyse). Deshalb können die Überschussrenditen einer Aktie gegenüber dem Markt mit Hilfe von Alpha-Faktoren dargestellt werden. Es liegt so eine Möglichkeit vor, den Durchschnitt der unsystematischen Periodenrenditen im Markt-Modell zu quantifizieren. Auf einem vollkommenen Kapitalmarkt muss der Alpha-Faktor null sein.
Vollkommender Kapitalmarkt durch ETFs?
Passive Investments erschaffen aber keinen vollkommenden Kapitalmarkt, sondern das Gegenteil.
Warum das so ist, eröffnet sich bereits auf den ersten Blick. Immerhin ist eine relativ gleichmäßige Streuung (je nach Vorgabe der Indexzusammensetzung) auf alle Zielinvestments ohne auch nur einen Gedanken an die Qualität der Titel zu verschwenden eine perfekte Quelle für Alphastrategien, die nun wieder eine Chance haben, den Markt aufzurollen. Der schlechte Ruf der aktiven Investments entstand vor allem in Zeiten, in dem der größte Teil der Manager versuchte, positives Alpha aus immer den gleichen Strategien zu ziehen.
Da die Börse aber ein Nullsummenspiel ist, konnte es am Ende nur noch den cleversten Anlegern oder den Glückspilzen gelingen. Dieser Umstand ändert sich nun wieder. In der Zukunft werden sich Indizes sehr wahrscheinlich wieder schlechter entwickeln als geschickte aktiv gemanagte Strategien.
Bei der Ermittlung von geeigneten Produkten, sollte allerdings weniger auf die vergangene Performance geschaut werden als vielmehr auf die Köpfe hinter den Strategien. Denn am Ende entscheidet nicht der Name des Fonds über seine Qualität, sondern der Manager dahinter.
Viel Spaß beim Research!