Nach der Immobilien- und Finanzkrise vor exakt 10 Jahren in den USA stellt sich die Frage nach den Folgekosten der Krise. Auf den ersten Teil vor wenigen Tagen aufbauend, wird dies hier als renommierte Meinung der Ökonomen, Querdenker und Honorarberater Matthias Weik und Marc Friedrich mit ausführlichen Begründungen erörtert.
Blicken wir gemeinsam auf Deutschland und die Landesbanken. Offensichtlich haben weder CDU, CSU, SPD noch FDP Interesse an einer systematischen Aufklärung was genau bei den Landesbanken vorgefallen ist. Die Rettung der Hypo Real Estate und der zockenden Landesbanken hat den Steuerzahler zig Milliarden gekostet und heute will keiner für die Zockereien verantwortlich gewesen sein. Wie sich alles ereignete, erfuhren Sie bereits im ersten Teil unserer Ausführungen.
Folgekosten der Finanzkrise
Zu den Kosten für die Bankenrettung müssen folgende indirekte Kosten hinzuaddiert werden: Entlassungen und Konjunkturpakete wie die Abwrackprämie, Kurzarbeitergeld, die Folgen der Eurokrise, die Nullzinsen und die damit verbundenen Probleme bei der Altersvorsorge, steigende Mieten und die Enteignung von uns Sparern.
Wir sollten uns als Gesellschaft folgende Fragen stellen:
Warum wurden die Verantwortlichen aus Wirtschaft und Politik nicht zur Rechenschaft gezogen, sondern oftmals mit üppigen „golden Handshakes“ in den Urlaub geschickt? Warum ist der Steuerzahler abermals der Dumme? Warum wurden Verluste sozialisiert und warum Gewinne privatisiert? Warum musste kaum einer Boni zurückgeben? Warum lassen wir uns noch immer von der Finanzbranche regieren? Wäre der Sachverhalt vielleicht grundlegend ein anderer, wenn Steuergeldverschwendung ebenso hart geahndet würde wie Steuerhinterziehung?
Südeuropa geht es heute schlechter als 2008
Der Politik ist es vor knapp zehn Jahren noch einmal gelungen, die Kuh vom Eis zu holen. Jedoch ist die Staatsverschuldung in Europa exorbitant gestiegen. Heute sind zahlreiche Staaten Südeuropas bis zur Halskrause verschuldet. Griechenland ist faktisch bankrott und Italien auf dem besten Weg dorthin. Griechenland konnte noch gerettet werden. Das strauchelnde Italien – die drittgrößte Volkswirtschaft der Eurozone – kann nicht mehr gerettet werden.
Eine weitere Finanzkrise, welche mit Sicherheit kommen wird, können sich weder die Länder Europas, noch die USA oder China leisten. Heute sind Populisten und EU- und Eurokritische Parteien überall in der EU auf dem Vormarsch. In Griechenland und Italien haben sie bereits die Macht übernommen. Weder Frankreich noch Italien, Spanien, Portugal geschweige denn Griechenland haben sich seit der Finanzkrise maßgeblich erholt und werden das auch in Zukunft nicht. Entgegen aller Behauptungen aus der Politik ist es lediglich eine Frage der Zeit, bis Griechenland wieder die Hand aufhalten wird.
Während Deutschland immer stärker wird und Deutschlands Target2 Forderungen an der Billionengrenze kratzen, kommt der Süden Europas nicht voran.
Fakt ist: Im Zinskorsett des Euro wird die Südschiene Europas wirtschaftlich auf keinen grünen Zweig mehr kommen. Der Euro ist viel zu schwach für Deutschland und viel zu stark für Südeuropa. Anstatt Europa zu einen, trennt er es. Jedoch hat sich diese Erkenntnis bei den Realitätsverweigerern in Brüssel immer noch nicht durchgesetzt. Folglich werden populistische Kräfte in Europa weiter an Zuwachs gewinnen. Sollte der, insbesondere durch seinen extravaganten Lebensstil auffallende, und mittlerweile äußerst unpopuläre Französische Präsident Macron nicht liefern, wovon wir ausgehen, dann wird auch Frankreich in Zukunft von Populisten regiert. Spätestens dann wird der Realitätsverlust in Brüssel ein Ende haben.
EZB ohne Lösungen
Mit der Notenbankpresse lassen sich nachhaltig keine Probleme lösen. Dennoch lässt sich die EZB noch immer nicht von dieser Tatsache überzeugen. Mittlerweile hat die Bilanzsumme der EZB die der US-Notenbank FED übertrumpft.
Während die FED bereits mehrfach den Zins erhöht hat, liegt der Zins in der Eurozone noch immer bei null Prozent. Obendrein druckt die EZB immer noch 500 Millionen Euro – pro Tag. Diese irrsinnige Politik enteignet Sparer, lässt Aktien- und Immobilienpreise explodieren und hält Zombieunternehmen am Leben, welche normalerweise längst bankrott wären. Ob man hier noch von freier Marktwirtschaft sprechen kann oder doch eher von einer Planwirtschaft der Notenbanken liegt im Auge des Betrachters.
Krisenherde weltweit
In den USA steigen die Häuserpreise nach wie vor und das Niveau liegt mittlerweile über dem Höhepunkt vor der Finanzkrise. Sollte die FED die Zinsen weiter erhöhen, könnte das manchen Schuldner in die Bredouille bringen.
Binnen kürzester Zeit hat US-Präsident Trump der Welt aufgezeigt, wie schnell bestehende Abmachungen ihre Gültigkeit verlieren und bestehende Strukturen in Frage gestellt werden können. Zettelt Trump tatsächlich einen Handelskrieg mit dem Ziel an, den Status Amerikas als Weltmacht für ein paar weitere Dekaden zu sichern und das verschuldete und auf kontinuierliches Wachstum basierende China auf den Boden der Tatsachen zu befördern, sind die Konsequenzen für Europa nicht abschätzbar. Der chinesische Schuldenberg ist mit über 29 Billionen US-Dollar der zweithöchste der Welt. Die Schuldenquote beträgt mehr als 250 Prozent. Allein in den letzten zehn Jahren ist sie um 100 Prozentpunkte gestiegen. Inwieweit der mit über 160 Prozent des Bruttoinlandsprodukt (BIP) verschuldete Unternehmenssektor einen lange anhaltenden Handelskrieg übersteht, kann niemand sagen. Eines ist jedoch gewiss: China wird uns nicht wie 2008 aus der nächsten Krise ziehen!
In Venezuela steht der Staatsbankrott vor der Tür. In Argentinien verfällt der Peso und in der Türkei die Lira. In den großen Schwellenländern Südafrika, Brasilien und Indien gehen die Währungen in eine Richtung – nach unten. Ferner haben sich in den Schwellenländern zahlreiche Unternehmen stark in Dollar verschuldet, weil die Zinsen in den USA lange niedrig waren. Heute sind sie erheblich einem Zins- und einem Wechselkursrisiko ausgesetzt. Auf Grund der steigenden Zinsen in den USA ziehen Investoren ihre Gelder aus den Ländern ab und legen diese stattdessen in Dollar an. Dies wird den Währungsverfall in diesen Ländern weiter beschleunigen. Immer mehr Unternehmen geraten in Schwierigkeiten. Sie müssen für die Bedienung ihrer Dollarkredite immer mehr eigene Währungseinheiten aufwenden. Spätestens die nächste Wirtschaftskrise werden viele dieser Unternehmen nicht überstehen und manchen Kreditgeber – darunter befinden sich auch zahlreiche Banken aus den Industrieländern – in ernsthafte Probleme bringen.
Unser Fazit: 10 Jahre nach der Finanzkrise
Die Finanzkrise wurde keinesfalls gelöst, sondern es wurde lediglich mit sehr viel Geld Zeit erkauft. Diese Zeit ist endlich. Da in der Politik in Brüssel und Berlin kein Umdenken stattfindet, werden populistische Kräfte noch wesentlich an Zulauf gewinnen und unser Land und die EU grundlegend verändern. Die von der Politik gewollte Transferunion innerhalb der EU werden die Bürger langfristig nicht mittragen.
Fakt ist:
- Wir können auf Dauer weder Probleme mit der Notenbankpresse lösen noch können wir langfristig Schulden mit Schulden bezahlen.
- Wir müssen den Ländern Südeuropas die Schulden erlassen, denn diese werden sie niemals zurückzahlen.
- Wir müssen den Euro kontrolliert beenden.
- Solange wir mit immer mehr Schulden ein immer kurzfristigeres und immer geringeres Wachstum erzielen und wir uns untereinander zu immer höheren Preisen Vermögenswerte wie beispielsweise Immobilien abkaufen anstatt in neue Produkte und Dienstleistungen zu investieren, ist die nächste Krise vorprogrammiert.
- So lange Banken durch Kreditvergabe beinahe unbegrenzt Geld aus dem Nichts schöpfen können steigt die Nachfrage nach Vermögenswerten und somit deren Preise. Dies ermöglicht eine höhere Beleihungskapazität. Sollten die Zinsen irgendwann erheblich steigen, fliegt uns alles um die Ohren.
- Unsere hochverschuldete Welt ist süchtig nach der Droge „billiges Geld“. Wir können jedoch nicht auf unbestimmte Zeit die Politik des billigen Geldes fortführen. Folglich ist der Crash nur eine Frage der Zeit.
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit sagen die beiden Ökonomen, Querdenker, Redner und Honorarberater Matthias Weik und Marc Friedrich