Ungewöhnlich große Preisschwankungen prägen im Februar 2018 die Aktienmärkte. Welche Erfahrungen machen in diesem Börsenumfeld Teilnehmer der Social Trading Plattform ayondo? Dies möchte ich hier genauer darstellen und ein prominentes Beispiel näher betrachten.
Erfahrungen mit Social Trading in der Praxis
Wer als Anleger sein Geld anderen überlässt, um eine zufriedenstellende Rendite zu erzielen, möchte möglichst unbehelligt vom kurzfristigen Geschehen in Ruhe schlafen können. Dafür ist es unabdingbar, die Risiken vorab einschätzen zu können und begrenzt zu wissen. Fehlen solide Bewertungskriterien dafür, liegt es nahe, als Anhaltspunkt die Stetigkeit der bisherigen Wertentwicklung heran zu ziehen. Aber ist das auch vernünftig?
Am Beispiel des Social Traders „Timtrading“, eines der 3 Toptrader mit den aktuell meisten Followern bei ayondo (Auszug der Rangliste):
lässt sich dieser Ansatz gut veranschaulichen und erweist sich aktuell als Fallgrube:
Zwar glänzte dieser Toptrader bis vor kurzem mit einer fast linearen Wertentwicklung, jedoch immer wieder unterbrochen durch kurze, spitze Einbrüche. Aktuell ergibt sich folgendes Bild: Mehr als die Hälfte der in 2,5 Jahren erwirtschafteten Performance wurde in der letzten Woche dem Markt zurückgegeben. Das von ayondo festgelegte KO-Kriterium für das Erklimmen der Karriereleiter von -25% Drawdown wurde mit -23,22% fast gerissen. Bleibt die Frage, ob man es kommen sehen konnte?
Gefährlicher Handelsansatz des Ayondo Social Traders
Schon der Verlauf der Performancekurve deutet auf eine Verbilligungsstrategie hin: Kleine Gewinne werden mitgenommen. Läuft dagegen die bestehende Position ins Minus, wird die Positionsgröße sukzessive erhöht: Die Einsätze werden ähnlich einem Martingalespiel im Roulette (dazu vertiefend hier ein Artikel) verteilt. Ein Blick auf die momentan offenen Positionen bestätigt diese Vermutung:
Das eingegangene theoretische Gesamtpositionsrisiko von inzwischen 76% des Depotvolumens ist dabei sehr kritisch insbesondere vor dem Hintergrund der massiv angestiegenen Schwankungsbreite am Aktienmarkt zu sehen. Diese ist am US Volatilitätsindex VIX sehr gut ablesbar. (Ein kritischer Artikel zum VIX ist hier gelistet)
„Timtrading“ ist quasi „all in“ gegangen, wie man im Pokerjargon sagt. Denn jeder weitere, aktuell nicht unwahrscheinliche Einbruch des Basiswertes, kann im Totalverlust enden. Die Follower des Profils sehen ihre Einlagen im Vergleich zu den ruhigen Zeiten zuvor einem völlig veränderten Risikoprofil ausgesetzt. Mit der Umsetzung einer auf langfristigen Mehrwert ausgerichteten Strategie hat das nichts mehr zu tun.
Ayondo Attribute wenig hilfreich
Wenig hilfreich bei der Identifizierung solch drohender Risiken sind offenbar die Attribute, mit denen ayondo die Toptrader prominent kennzeichnet (s.o. Top 3):
- Stufe in der Tradingkarriere: 1 Jahr mit mäßig positiver Performance genügt bereits für die Höchsteinstufung „Institutional“. Um einen Eindruck davon zu bekommen, wie sich die Anlagemethode in unterschiedlichen Börsenphasen schlägt, ist dieser Zeitraum viel zu kurz.
- Stern für die Top 10 nach Followeranzahl: Die „Schwarmintelligenz“ scheint beim Social Trading nicht unbedingt ein guter Ratgeber zu sein: Unzählige Ayondo-Profile, die hier ganz oben standen, vernichteten durch das Eingehen ungewöhnlich großer Risiken viel Followerkapital in kurzen und heftigen Depotcrashs.
- Das „R“ für „Real Money Trader“: € 1000 an selbstangelegtem Kapital des Toptraders reichen bereits für diesen Status aus. Keine ausreichende Summe, um den verantwortungsvollen Umgang mit dem angelegten Geld nachzuweisen.
- Der Risk Score: Ayondos proprietäre Entwicklung, deren Definition vor der Öffentlichkeit leider verborgen wird, zeigt am Beispiel „Timtrading“, dass sie als Risikoindikator ungeeignet ist: Eine Einstufung von 1, also in die niedrigste von zehn Risikokategorien, ist völlig abwegig. Sowohl das offene Positionsrisiko als auch die stark negative Performanceentwicklung der letzten Woche beweisen ein hochriskantes Traderverhalten.
Hilfreiche Anhaltspunkte auf Ayondo
Welche Profileigenschaften sind nun besser geeignet, um Risikofallen bei Toptrader Profilen auszuweichen, so dass man sich nicht plötzlich augenreibend mit in der Höhe völlig unerwarteten Verlusten konfrontiert sieht? Aus meinen ayondo Erfahrungen kann ich folgende Hinweise geben:
- Die zu erwartenden Gefahren für das eigene Geld lassen sich bei Profilen mit einer transparenten Strategie, die eine mehrjährige Historie mit detaillierten Risikoangaben wie max. Drawdown oder längste Wartedauer bis zu einem neuen Hochpunkt vorweisen kann, besser einschätzen. Außerdem ist auch ein Vergleich der Performancehistorie mit dem weiteren Verlauf möglich. Regelbrüchen kommt man so leichter auf die Spur.
- Annähernd lineare Performancekurven mit kurzen aber scharfen Einbrüchen im Verlauf deuten auf martingaleähnliches Positionsmanagement hin. Hier ist in der Zukunft stets mit stark schwankenden Depotrisiken zu rechnen.
- Eine regelmäßige Kontrolle der offenen Positionen: Wird die Positionsgröße viele Male aufgestockt, wenn die Gesamtposition in den Verlust läuft, ist die Verbilligungstaktik „auf frischer Tat“ ertappt.
Tipp für betroffene Follower: Statt aktuell wie das Kaninchen auf die Schlange zu schauen, also sich von Buchverlusten lähmen zu lassen und auf eine schnelle Erholung zu hoffen, sollte man nüchtern das erwartete mit dem sich tatsächlich ergebenden Risiko abgleichen und bei Unvereinbarkeit den Einsatz deutlich reduzieren. Oder gleich die Kopplung an „Timtrading“ lösen, wie man ja auch eine zu heiße Kartoffel einfach fallen lässt. Soweit meine ayondo Erfahrungen bei diesem rauen Börsenwetter.
Viel Erfolg wünscht
DAXMonat