Nachdem die Zinsen in den letzten Tagen deutlich anzogen, kann man vermehrt lesen, dass die Banken für „Gewinner“ dieser Entwicklung gehalten werden. Doch ist das wirklich so? Profitieren Banken von steigenden Zinsen?
Natürlich ist es den meisten Menschen die das Bankensystem und deren Ertragsquellen kennen klar, dass eine größere Steilheit der Zinsstrukturkurve gut für die Erträge aus Fristentransformation wäre. Dieser Umstand ist auch leicht zu verstehen, immerhin bezahlen Banken auf Sparbüchern und Tagesgeldern einen niedrigen Zins, der sich vor allem an den kurzfristigen Renditen des Marktes orientiert. Darlehen für Wohnungsbau dagegen, die einen großen Teil einer Bankenbilanz ausmachen, werden oftmals sehr langfristig gewährt. Je höher der Marktzins für langfristige Gelder, desto mehr nehmen Banken an dieser Stelle ein. Im folgenden Schaubild sehen Sie, wie sich die Zinsspanne ermitteln lässt.
Profitieren Banken von steigenden Zinsen?
Dieser Umstand sorgt wohl nun dazu, dass immer mehr Artikel im Web und in den Zeitungen zu finden sind, die steigende Zinsen als positiven Umstand für Banken darstellen. Allerdings ist dem nicht so. Man muss deutlich zwischen einem steigenden und einem hohen Zinsniveau unterscheiden. Steigende Zinsen sind eine Gefahr für das eigenen Portfolio im Eigenhandel, für die Immobilien die in den letzten Jahren finanziert wurden und auch für die Kapitalmärkte, an denen ein weiterer Teil der Einnahmen erzielt wird.
Vor allem wenn Zinsen von diesem extrem niedrigen Niveau aus steigen, sind mögliche Verwerfungen besonders kritisch. Banken sind üblicherweise keine Profiteure eines steigenden Zinsniveaus, ganz zu schweigen von einem schnellen Renditeanstieg. Die einzige Ausnahme wären Finanzinstitute, die sich in der Tat auf solch einen Anstieg im Zinsniveau vorbereitet haben und sich entsprechend positionierten. Allerdings sollten Sie wissen, dass die meisten Zinsprognosen der Häuser nicht besser sind als der Wurf eines Dartpfeils.
Das optimale Szenario für Finanzinstitute
Das optimale Szenario für die Banken wäre also in keinem Falle „ein schneller Zinsanstieg“. Erst das erreichte höhere Zinsniveau an sich wäre wieder positiver für die Ertragskraft der Häuser. Der Weg dorthin könnte allerdings steinig werden. Für Banken wird es in den nächsten Monaten besonders wichtig sein, wie die Zinsen steigen. Je langsamer der Zinsanstieg, desto besser wird er von den Finanzinstituten vertragen werden können. Heftige Bewegungen im Bund-Future könnten dagegen belastend wirken. Allerdings sollte man sich über eines im Klaren sein: Die mangelnde Liquidität in den Rentenmärkten als direkte Folge der Geldpolitik der Zentralbanken eröffnet ungewöhnlichen Kursbewegungen deutlich mehr Möglichkeiten, als es in den letzten Jahrzehnten der Fall war. Damit dürfte der Ausstieg der EZB aus den Anleihekäufen eine der spannendsten Perioden für den Zinsmarkt werden. Vor allem weil die Europäische Zentralbank diesen Weg sehr spät geht.
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