Nachdem ich in den letzten beiden Artikeln mein Investitionsportfolio vorgestellt habe, möchte ich Sie heute auf eine kleine Tour durch mein CFD Trading Portfolio mitnehmen. Ich denke das es wichtig ist aufzuzeigen, dass das Trading nicht nur aus dem täglichen Handel eines einzelnen Underlyings besteht.
Nein, um richtig Traden zu lernen muss man mehr können, als nur Intraday zu handeln. Deshalb startet die Tour mit der Risiko Struktur, kommt im Anschluss daran zur Auswahl der Underlyings und endet mit der Betrachtung des aktuellen Portfolios.
Die Risikostruktur im CFD Portfolio
Der erste Schritt auf dem Weg hin zu einem CFD Trading Portfolio ist es, die Risikostruktur festzulegen. Das ist wichtig, denn innerhalb dieser Parameter wird sich alles folgende abspielen.
- Das Risikobudget für das Handelsjahr muss bestimmt werden. Wenn das Budget durch entstandene Verluste aufgebraucht ist, ist in dem Jahr kein weiterer Handel mehr möglich. Eine solche Budget Begrenzung muss eventuell zusätzlich für das Quartal, den Monat und die Woche definiert werden, insbesondere sollte man auf kleineren Zeiteinheiten unterwegs sein. Damit wird automatisch verhindert, dass eine Marktphase, die nicht zu dem eingesetzten Entscheidungsfindungsprozess (Setups) passt, das Jahres Budget aufbraucht.
- Der nächste Punkt ist es, das maximale Einzelrisiko pro Position zu bestimmen. Das Einzelrisiko ist nur ein Bruchteil des Jahresbudgets groß, so ist das Risiko, dass von einer Position ausgeht begrenzt.
- Ein weiterer wichtiger Punkt ist es den maximal Hebel auf den Account festzulegen. Nur weil man einen Hebel von 50 auf das eingesetzte Kapital pro Position anwenden kann, bedeutet das noch lange nicht, diesen extremen Hebel auf den gesamten Account anzusetzen. Nehmen wir an der Account ist 1000 Geldeinheiten groß, der maximal Hebel pro Position ist 50. So könnte man 50000 Geldeinheiten im Kapitalmarkt bewegen, doch das hat wenig sinn, da so eine Pleite vorprogrammiert ist. Der Hebel auf den gesamt Account liegt bei mir zwischen 4 und 8.
- Risiken lauern nicht nur bei der Hebelgröße, dem eingegangenen Einzelrisiko, usw. sondern auch in dem zusammenwirken der einzelnen Positionen im Portfolio. Es ist wichtig die Korrelationen im Auge zu behalten. Wenn sich das gesamt Portfolio wie ein Derivat auf den DAX verhält und im Wert ansteigt, wenn der DAX ansteigt und vice versa, ist damit nichts gewonnen. Die Korrelation der einzelnen Bestandteile untereinander sollte so gering wie möglich sein. Verfügt das Portfolio über einen Aktien Anteil, ist es außerdem wichtig Beta mit in die Betrachtung einzubeziehen.
Nachdem wir uns Gedanken zum Risiko gemacht haben, können die oben aufgeführten Punkte definiert werden:
- Jahresrisikobudget: 10%
- max. Einzelrisiko: 1%
- max. Account Hebel: 8
- gesamt Korrelation des Portfolios sollte so gering wie möglich sein: -0,4 bis 0,4
Der Entscheidungsprozess im CFD Portfolio
Der Entscheidungsprozess für eine Position basiert auch hier beim CFD Trading auf der Verschmelzung von Fundamental Analyse und der Charttechnik. Die Strategische und taktische Zeiteinheit gleicht der des Investitions Portfolios. Die meisten Entscheidungen fälle ich aus dem Quartals und Monats Chart heraus, solang die Fundamentals mitspielen.
Ein Beispiel:
Der Autobranche stehen enorme Umbrüche bevor und sie wird gegenüber den breiten Markt Indizes underperformen. Daraus kann man schon eine Entscheidung ableiten. Nun sucht man die Underperformer der Branche und schaut im Chart, ob sich Leerverkaufsmöglichkeiten bieten. Parallel dazu kann man Kaufmöglichkeiten in den stärksten Indizes suchen, sodass der Aktien Anteil des Portfolios recht Marktneutral in einer Long/Short Strategie aufgestellt ist.
Je nach Positionsgröße und der Beachtung vom Beta der im Portfolio enthaltenen Aktien, ist man nun entweder netto Long oder Short gegenüber dem Aktienmarkt Positioniert. Welche Seite die dominierende ist, hängt von der aktuellen Marktphase ab.
Das aktuelle CFD Trading Portfolio
Im aktuellen CFD Trading Portfolio befinden sich zur Zeit sieben Positionen. Drei weitere warten noch auf den Fill ihrer Order.
Das Portfolio ist Pro Gold, NZD und CNH ausgerichtet. Die Contra Seite wird durch die Autobranche, den USD, den CAD und dem GBP gebildet und es steht Neutral, bis leicht bullish gegenüber dem EUR.
Folgende Positionen verbergen sich dahinter.
Long:
EUR/USD (Jan. Artikel)
EUR/GBP (BREXIT, Chart)
NZD/CAD (Chart + Immobilienblase und Rohstoffdilemma (Stranded Assets))
NZD/JPY (Chart und die Schwäche des Yen)
Gold (Chart und weil es Gold ist)
Short:
EUR/CNH (Bedeutungszuwachs CNH & RMB+ Chart)
Ford Motor Co. (Artikel und Mobilität)
Die drei Positionen die noch hinzukommen sollen sind, Long Eurostoxx50 und Thyssen Krupp AG und Sell Short Toyota Motor Corp.. Beim Aktienmarkt ist das Portfolio noch Netto Short ausgerichtet, wird aber am Ende Netto Long sein durch die Positionen in TKA und SX5E.
Kommen wir nun zum aktuellen Risiko. Der Hebel auf den Account beträgt im Moment 4,138 und wird sich mit den drei noch angedachten Positionen auf den Faktor 6,362 erhöhen.
Das Einzelrisiko pro Position liegt zwischen 0,2062% im Minimum und 0,93% im Maximum. Der Große Unterschied bei dem eingegangenen Einzelrisiken hängt mit den verschiedenen Korrelationen zusammen.
Das gesamt Risiko des Portfolios beträgt im Moment 3,16%, damit verfüge ich noch über genügend Spielraum beim Jahresrisikobudgets. Selbst wenn die drei zusätzlichen Postionen hinzukommen beträgt das gesamt Risiko 5,86% und lässt mir, sollte es zum Worstcase kommen, noch genügend Restbudget übrig. Die Handlungsfähigkeit ist damit nicht gefährdet.
Die Positionsgrößen gewichtete Korrelation des Portfolios beträgt auf Sicht von 3 Monaten 0,22, auf 6 Monate 0,38 und auf 12 Monate 0,36. Es weist damit nur eine geringe Korrelation untereinander auf und erfüllt damit die Eigenschaft, dass das Portfolio nicht gleichgerichtet sein soll.
Die Gewinnsicherung ähnelt der des Investmentportfolios, deshalb werde ich hier nicht weiter darauf eingehen.
Hier endet die kleine Tour. Sollten Fragen bestehen, scheuen Sie sich nicht von der Kommentarfunktion gebrauch zu machen.
Ich hoffe dieser Artikel hat Ihnen ein wenig geholfen und wünsche Ihnen weiterhin viel Spaß beim Lesen auf unserer Seite. Sollten Sie noch nicht den passenden Broker gefunden haben, können Sie sich hier informieren.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr ORBP
Lieber ORBP,
Bei welchem Broker kann man denn den Hebel variabel einstellen? Die Berechnungen der Korrelation, etc. kommen auch direkt vom Broker?
Danke
Andreas
Posit update:
Exit Gold @ 1264,2 … dly Divergenzen im Chart … wkly deutet nen niedrigeres hoch an …
Kann mich den Worten von Andreas nur anschliessen, Top Beitrag.
vielen dank, das hoer ich gern … hoffe die reihe oeffnet den lesern eine neue oder andere perspektive aufs trading jenseits eines tick Charts …
mfg
orbp
Wie immer, super informativer und vor allem praxisrelevanter Artikel. Danke.
Mich würde noch interessieren, wie du die hohen Swap-Gebühren bei CFDs umgehst? Vor allem bei Einzelwerten dürften diese nicht unwesentlich höher liegen als beispielsweise im Währungshandel oder Indizes? Daher sehe ich persönlich ein Problem dabei, ein ganzes Portfolio aus CFDs aufzubauen. Mein Handel beschränkt sich dann tatsächlich nur auf ein bis maximal drei Positionen. Vor allem, wenn man einen Zeitraum von zwischen 1-6 Monaten in Betracht zieht.
Grüße
umgehen kannst du sie nicht wirklich … das ist der Nachteil bei CFDs aber auch bei anderen hebelprodukten … deshalb ja hpt geschaeft investieren … und ohne hebel trading …
hier jedenfalls beim cfd … fuer Aktien und Indizes gilt EURIBOR oder LIBOR +/- 2,5% => der short kostet dementsprechend nichts
fx spot market bekommst zinsen oder zahlst welche …
jedenfalls 4 posis kosten im Moment zwei bringen ein bisserl ein … und eine nun ja kostenfrei …
kann ich im naechsten Artikel mal drauf eingehen was es prozentual kostet im jahr …
mfg
Danke!
Vielen herzlichen Dank, das war wiedermal sehr informativ. Besteht deinerseits die Idee dein Aktiendepot und CFD-Trading Depot in ein Wiki zu bündeln für Kleinanleger wie mich (analog zu deinem ANTI-FRAG)?
moin bitte gern geschehen …
das muss ich mir mal gut überlegen …
mfg