Die Zeiten sind wirklich aufregend. Immer mehr Menschen spüren, dass der längste Wirtschaftsaufschwung der Geschichte ein sonderbares Ende nehmen könnte. Viele der ehemals geltenden Regeln scheinen außer Kraft gesetzt zu sein. Zinsen werden gesenkt, obwohl die amerikanischen Aktienmärkte nahe ihres Allzeithochs notieren und die Wirtschaft weiterhin kaum Schwäche zeigt. Und der Präsident der Vereinigten Staaten fordert sogar Negativzinsen nach dem Vorbild Europas, obwohl es aus heutiger Sicht ökonomisch keine Veranlassung dafür gibt. Wie weit ist da noch der Schritt zum Helikoptergeld?
Der Präsident der EZB Mario Draghi war es, der das Helikoptergeld bereits im Jahr 2016 als „interessantes Konzept“ bezeichnete. Und auch direkt vor seinem Amtsabtritt kommen immer neue Termini in den Sprachgebrauch der Notenbanker. Sogar die MMT (Modern Monetary Theorie) wird nach Jahren der Ignoranz der eigentlichen Funktionsweise des Bankensystems nun aufgegriffen. All diese Umstände und die sich mittlerweile leicht abschwächende Weltwirtschaft wirft daher drängende Fragen auf. Denn die „normalen“ Geldpolitischen Instrumente sind weitestgehend ausgeschöpft. Der Kauf von weiteren Staatsanleihen in der Eurozone etwa, dürfte ähnliche Ergebnisse wie bereits in den letzten Jahren erzielen. Denn bereits seit Beginn des QE-Programms der EZB bleiben die Inflation und die wirtschaftliche Aktivität hinter den Erwartungen zurück.
Daran dürfte auch die Wiederaufnahme eines QE Programms seitens der FED nichts ändern. Und genau aus diesem Grund machen die Worte des scheidenden Präsidenten der Europäischen Zentralbank Sinn. Einen wirklichen Impuls für die Wirtschaft wird es nur geben, wenn man neue Konzepte in Betracht zieht. Und genau an der Stelle kommt das sogenannte Helikoptergeld ins Spiel.
Das Volks-QE
Das Helikoptergeld stellt dabei eine Art „Volks-QE“ dar. Anders als bei den aktuellen Programmen wird das Geld also nicht durch den Ankauf von Staatsanleihen in den Kreislauf gepumpt. Denn auf diesem Weg landet das Zentralbankgeld bei den Banken, die ohnehin über genug verfügen und dadurch ein riesiges Ertragsproblem bekommen haben. Die Auswirkungen dieses QEs auf die europäischen Banken können Sie hier nachlesen.
Die zwei denkbaren Wege
Bei einer geldpolitischen Lockerung für die Bürger direkt gibt es dagegen zwei Wege. Der erste ist die direkte Stärkung der privaten Finanzen durch Überweisungen von frisch gedrucktem Geld an die Bevölkerung. Dieser Weg ist der wohl geschickteste aus ökonomischer Sicht. Denn anders als bei dem zweiten Weg, zu dem wir gleich kommen, werden die Impulse in der Wirtschaft genau dort gesetzt, wo die Konsumenten es für sinnvoll erachten.
Der zweite Weg wird allerdings mit einer höheren Wahrscheinlichkeit auf uns zu kommen. Dabei wird gedrucktes Geld an die Staaten verteilt werden, die dann die Lenkung dieser Gelder vornehmen werden. Dieser Weg ist allerdings deutlich weniger sinnvoll aus ökonomischer Sicht. Denn Staaten sind von je her nicht die besten Entscheider in wirtschaftlichen Belangen. Sinnlose Großprojekte zur Schaffung von Beschäftigung und damit aufgebauschte Ressourcen an der falschen Stelle dürften die Folge sein.
Doch egal wie genau das Programm am Ende aussieht. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Welt in den nächsten Jahren ein großes Volks-QE sehen wird ist groß. Zu stark sind die Anzeichen einer einmaligen Situation in der gesättigten Kreditwirtschaft mit strukturellen Nachfrageproblemen. Spätestens bei einer ausgewachsenen Krise im Automobilsektor, also einen der größten Arbeitgeber in den Industriestaaten, dürfte der Spaß ein Ende haben und Regierungen wie Zentralbanken werden das Konzept des Helikoptergeldes endgültig fordern und einführen. Und ein Präsident wie Donald Trump, der bereits in wirtschaftlich guten Zeiten negative Zinssätze fordert, dürfte der letzte sein, der sich gegen einen vermeintlich „sicheren Wirtschaftsaufschwung“ stellt. Die Probleme die aus dem dann erfolgten Einsatz von Helikoptergeld folgen werden, sind allerdings ebenfalls nicht zu unterschätzen. Das ist allerdings eine andere Geschichte.