In den vorherigen Artikeln in der Reihe Risikominderung wurde bisher drei Methodiken zur Risikomitigation untersucht. Ihnen war gemein, dass sie die Performance in einem erheblichen Ausmaß gesenkt hatten und damit die Effizienz des Kapitaleinsatzes. Das geht besser!
Mark Spitznagel zeigt mit seinem Hedgefonds Universa, dass es effizientere Methodiken gibt, mit denen man das Risiko mindern kann. Er schlägt dafür eine Mischung aus einem extrem großen Aktien / Index Anteil bei gleichzeitiger Beimischung von Verkaufsoptionen vor.
Die Portfolio Konstruktion
Aufgrund des Umstandes, dass es nur den wenigsten gelingt, die Extrempunkte eines Marktes dauerhaft zu erkennen, muss eine Methodik genutzt werden, die nicht vom Timing abhängig ist. Damit scheidet die CAPE Steuerung aus, genauso wie markttechnische Methodiken. Sie sind nur bedingt zur Risikomitigation geeignet, da sie den Faktor des Timings beinhalten. Ein unerwarteter exogener Schock kann so nicht abgemildert werden. Er ist zuvor nicht erkennbar und deshalb kann er nicht in die Entscheidung eines Timing Modells einfließen.
Die Variante der Risikomitigation durch einen ständigen Goldanteil im Portfolio ist zwar möglich und umgeht das Problem des Timings, doch mindert es auch die Effizienz des Kapitaleinsatzes.
Aufgrund der Tatsache, dass Anleihen nur begrenzt zur Risikomitigation geeignet sind und im schlimmsten Fall das Risiko eines Portfolios noch erhöhen, muss eine andere Überlegung getätigt werden. Es geht um eine Variante des Safe Havens, die einerseits die Effizienz nur geringfügig beeinträchtigt und dennoch die Funktion der Absicherung erfüllt.
Hier kommen die Verkaufsoptionen, Puts genannt, ins Spiel. Sie werden nicht verkauft, sondern gekauft, um damit das Portfolio absichern zu können. Dafür das ihr Einsatz effizient gestaltet werden kann und die Absicherungskosten nicht die Rendite auffressen, müssen sie unbedingt ein extrem konvexes Verhalten aufweisen. Ein solches konvexes Verhalten kann durch den Kauf von weit aus dem Geld liegenden Put Optionen (+P) erreicht werden.
Merke: Je konvexer das Profil einer Absicherung ist, desto kleiner kann ihr Anteil am gesamten Portfolio sein, da ihre Wertentwicklung im Fall der Fälle extrem ist.
Ok, da wir nun wissen, wie die Absicherung erfolgen kann, kommen wir zur einfachen Aufstellung des Portfolios.
- Den Aktienanteil übernimmt ein ETF auf den S&P 500, der 97% des Portfolios ausmacht.
- Die Absicherung erfolgt durch eine +P Position, deren Strike 20% aus dem Geld liegt und eine Laufzeit von 6 Monaten aufweist. Ihr Anteil macht 3% des Portfolios aus.
- Das Portfolio wird einmal zum Anfang des Quartals angeglichen, sodass die Aufteilung gleich bleibt. Der Restwert der Optionsposition im Fall eines Non Events beträgt 17% des ursprünglichen Wertes.
- Die Dividenden werden in der ersten Untersuchung nicht berücksichtig, genau sowenig wie mögliche Steuerliche Belange einfließen.
- Der Zeitraum der Untersuchung erstreckt sich von 1957 bis zum heutigen Tag.
Der Aufbau des Versuchs ist einfach gehalten und dient nur zur Verdeutlichung der Absicherungsfunktion. Im alltäglichen Geschäft ist das Management der Positionen ein wenig aufwendiger, als hier dargestellt.
Das Index Portfolio plus P
Durch den beständigen nicht getimten Einsatzes einer +P Position, ist das Portfolio jederzeit auf einen Crash vorbereitet. Hier möchte man nun sagen, ja aber die Kosten werden das Ergebnis belasten, doch ist das zur kurzfristig gedacht. Der kurzfristige Nutzen steht hier nicht im Vordergrund, sondern der langfristige und nervenschonende Erfolg.
In dieser Betrachtung sind keine Dividendenerträge mit eingeflossen. Es wurde nur das Zusammenspiel zwischen der Indexposition und der Absicherungsposition untersucht. Spannend ist, dass hier extreme Verluste abgemildert wurden. Der maximale Quartalsverlust liegt bei -11,08%. Demgegenüber steht ein maximaler Gewinn von 39,76%, welcher durch die Absicherungsposition selbst verursacht wurde. Die Compound Annual Growth Rate erreicht den Wert von 6,05% und liegt damit um 0,99% unterhalb der des S&P 500 Index.
Im Anbetracht der extremen Risikominderung ist es ein angemessener Preis, den man bereit sein kann, zu zahlen. Der Index weist in dem überprüften Zeitraum auf Schlusskursbasis einen maximalen Verlust innerhalb eines Quartals von -27,87% auf. Das ist eine starke Differenz, die die gelungene Risikominderung verdeutlicht.
Erfasst man nun auch noch die Dividenden, die in dem Zeitraum im Durchschnitt bei ca. 3% lagen, verbessert sich das Bild deutlich. Damit dieses jedoch realistisch bleibt wurde nur 1/4 der Dividenden Höhe berücksichtigt. Der Index allein erreicht dabei eine CAGR von 10,xx% und die abgesicherte Variante ein CAGR von 9,xx%. Positiv auffallen tut hierbei der Charakter der Kapitalkurve, welcher recht geschmeidig verläuft.
Soweit die Theorie, doch wie sieht es in der Praxis aus?
Hier zeigt der Hedge Fund Universa, dass die erzielbare Rendite noch höher liegen kann. In den vergangenen 10 Jahren erreichte Mark Spitznagel und sein Team ein CAGR von mehr als 11%, bei gleichzeitiger Mitigation der Risiken. Ein beeindruckendes Ergebnis, welches eindeutig zeigt, dass die effiziente Minderung des Risikos möglich ist bei gleichzeitiger Beibehaltung der Performance-Chancen einer Aktienanlage.
Es ist eine interessante Idee, ein Portfolio auf diese Weise zu konstruieren, doch ist das effiziente Management der Absicherungsposition unabdingbar, sodass die Kosten nicht aus dem Ruder laufen. Dementsprechend ist die praktische Umsetzung nicht so trivial, wie das obige Modell suggerieren mag und ist eher weniger geeignet für den durchschnittlichen Investor, da es ein gewisses Maß an Fachwissen im Bereich der Optionen verlangt.
So gesehen ist für Mom and Pops Investoren die Methodik mit dem Goldanteil die einfachste, jedoch geht sie mit großen Performance Kosten einher und der Unsicherheit über die Effektivität der Absicherung selbst.