Trading-Treff

Ereignisse vor und nach der Lehman Brothers Insolvenz

Die Great Financial Crisis liegt mittlerweile 10 Jahre zurück. Sie nahm im Jahr 2007 ihren Anfang und fand ihren traurigen Höhepunkt mit der Pleite von Lehman Brothers. Die Bank meldete am 15. September 2008 Chapter 11 an und ging damit in die Insolvenz.

Da die Krise Mittlerweile ein Jahrzehnt zurück liegt, soll hier der zeitliche Ablauf vor und nach der Pleite beleuchtet werden.

 

Zeitachse vor und nach Lehman Brother Pleite

Die Krise fing im Jahr 2007 schon an. Damals sank das Vertrauen in die Solvenz der Finanzinstitute aufgrund der fallenden Preise auf dem Immobilienmarkt. Der Preisverfall nahm seinen Anfang im Mai 2007, doch es war vorerst nur ein Schwelbrand. Zwar konnte ihn jeder riechen, doch was hinter den Kulissen passierte konnte nur erahnt werden. Den meisten Marktteilnehmern waren die laxen und häufig auch illegalen Praktiken bei der Vergabe der Immobilienkredite nicht bekannt. Sie sahen nur die mit Investment Grade bewerteten Kreditpakete, deren Risiko, im Angesicht ihrer hervorragenden Bewertung, beherrschbar erschien.

Insgesamt fing schon ein Jahr vor der Lehman Pleite der Braten an zu stinken. Nicht die Investment Bank allein, sondern die gesamte Branche. Ein Umstand der an den damaligen CDS Notierungen abgelesen werden konnte. Diese stiegen zuerst langsam an und trafen dann Ende des Jahres die erste Klippe. Die CDS Spreads der Internationalen Bankengemeinde explodierten förmlich und der Verdacht wurde zur Gewissheit. Hier stimmt etwas nicht.

In den Charts machte sich diese Unsicherheit spätestens ab dem Jahreswechsel 07/08 bemerkbar, wie Sie in der folgenden Abbildung 1 erkennen können.

Abb.1: SPX Candle Tages Chart: Zeitraum Januar 07 bis Januar 08 – Quelle:TAI-PAN

Im Oktober kam es hier im S&P 500 Index zum letzten Hoch (1), dass sich als False Breakout Pattern entpuppte. Dieses war ein Warnzeichen, doch ein wirkliches Signal war es noch nicht. Doch schon im Dezember wurde aus dem Rauschen ein Signal, als die Erholung abbrach und erneut ein 1 2 3 Trendpattern entstand. Dieses geschah innerhalb eines größeren 1 2 3 Pattern, welches zur Jahreswende aktiviert wurde. Im Anschluss sackte der Markt nochmals ab.

Die schwache Phase hielt bis zum März 2008 an und der S&P 500 Index sackte vom Jahreshoch 2007 bis zum März Tief um ca. 20% ab, womit er das erste Mal das Terrain eines Bärenmarktes betreten hatte.

Ab März konnte sich der Markt zwar erholen und erreichte im Mai sein Jahreshoch, doch endete sie auch hier. Im selben Monat wurde Bear Stearns von JPMorgan Chase & Co übernommen, um die drohende Insolvenz abzuwenden. Die Aktion hätte eigentlich die Märkte beruhigen sollen, doch das Gegenteil trat ein und die nächste Stufe der Vertrauenskrise nahm ihren Lauf.

Die Abnahme des Vertrauens machte sich im Chart nun deutlich bemerkbar (vgl. Abb.2) und die Krise wurde offensichtlich.  Nur wie tiefgreifend sie eigentlich war konnte zu dem Zeitpunkt immer noch nur erahnt werden.

Abb.2: SPX Candle Tages Chart: Zeitraum Mai 2008 bis Januar 2009 – Quelle: TAI-PAN

Jedoch wurde aus der Ungewissheit spätestens ab September Gewissheit und die Ereignisse überschlugen sich, deren zeitlicher Ablauf einmal Stichpunktartig festgehalten werden soll.

Insgesamt war 2008 ein richtig abgefahrenes Jahr, welches jedem in Erinnerung bleiben wird, der damals mit von der Partie war.

 

Es war eine Liquiditätskrise

Egal wie, die Krise die zuerst in nur einem Bereich gewütet hatte, infizierte schnell alle Bereiche der Finanzmärkte und selbst die sichersten Anlagen litten unter der mangelnder Liquidität. In vielen weniger sicheren Anlagen war gar kein Handel mehr möglich, wodurch das Drama nochmals verstärkt wurde.

Zurückblickend betrachtet war es zum Großteil eine Liquiditätskrise, die in einem Bereich ihren Anfang nahm und sich anschließend langsam ausbreitete. Diese Ausbreitung fand ihren Katalysator und sie sprang mit einem Mal auf alle Bereiche über, wobei keine Asset Klasse verschont geblieben ist.

Im Bankensektor und im Finanzsektor im Allgemeinen, wurden Risiken versteckt aggregiert, ohne dass den Verantwortlichen Stellen die Interdependenz der Bankbilanzen wirklich bewusst gewesen war. Jede Bank wurde im Einzelnen Betrachtet, doch das gesamte Finanzsystem wurde dabei übersehen. Dazu schrieb Hellwig 1995 folgendes:

“… consider an institution that finances itself by issuing fixed-interest securities
with a maturity of n months and that invests in fixed-interest rate
securities with a maturity of n + 1 months. On the face of it, maturity
transformation is small, and interest risk exposure is minimal. Suppose,
however that we have 479 such institutions. These institutions may be
transforming a one-month deposit into a forty year fixed interest rate mortgage,
with significant interest rate risk exposure of the system as a whole.
The interest rate risk exposure of the system as a whole is not visible to the
individual institution unless it knows that it is but an element of a cascade
and that credit risks in the cascade are correlated.”

Was auffällig ist, ist die Tatsache, dass die bis dahin als absolut sicher geltenden Money Market Funds als Verstärker der Krise gewirkt haben und große Verluste hinnehmen mussten. Hier bestätigte sich wieder einmal die Erkenntnis, dass jene Geldanlagen die offensichtlich stabil und sicher wirken, häufig große Risiken bergen, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind.

Die damals geschehene Anhäufung von Einzelrisiken endete nicht mit der Great Financial Crisis, nein sie wird noch immer praktiziert und durch eine gut gemeinte Regulierung sogar noch verstärkt.

Zum einen werden die Bilanzen durch die Regulierung gleichgeschaltet und zum anderen häufen sich die Akteure im Short Volatility Universum. Zusätzlich wirkt die Allokationsblase, die durch den Boom beim Passiven Investieren erst ermöglicht wurde, nicht stabilisierend auf die Märkte.

Komplexe Systeme können eine ungeahnte Eigendynamik aufweisen, welche ohne Probleme zu einem Tail Event mutieren kann, obwohl der Auslöser häufig nur irgend ein geringes Ereignis ist. Und die in den vergangenen 10 Jahren praktizierte Unterdrückung einer gewissen Varianz, auch bekannt als Volatilität, hat die Situation nicht entschärft, sondern weitere Risiken, wie Zombi Banken und Unternehmungen dem Risikopool hinzugefügt.

Dinge die man beim Investieren bedenken sollte, insbesondere das vermeiden Konkaver Anlagearten ist 10 Jahre nach der Great Financial Crisis erneut das Gebot der Stunde.

 

 

 

 

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