Inflationärer Schock voraus?

Die Welt ist im Wandel, so viel können wir schon heute deutlich sehen. Die Spuren, die das Coronavirus in der Welt hinterlassen werden dürften tief sein. So tief, dass es nicht zu erwarten ist, dass die Welt, nach der Abschaffung der Maßnahmen zur Eindämmung des Virus, in kurzer Zeit wieder so aussehen wird wie vorher. Vor allem für Geldanlagen stellt sich daher die Frage, auf welche Situation wir zusteuern und welche Schritte sinnvollerweise unternommen werden sollten.

Das Wort Inflation ist ein geläufiger Begriff in unserer Welt. Seit Jahren versuchen Notenbanken rund um den Globus die Steigerungen der Preise im Laden an das Niveau von 2 % zu befördern. Allerdings gelingt dieser Umstand eher schlecht als recht. Während Aktien- und Immobilienmärkte seit Jahren deutlich steigen, schaffen es die Preise im Ladengeschäft nicht in die Region um 2 % vorzurücken.

Was für Verbraucher als gute Nachricht gesehen werden kann, ist für die hohe Verschuldung in einigen Kernindustrien unserer Länder ein echtes Problem. Einzig die Entwertung des Geldes wäre für diese Firmen eine Möglichkeit den Schulden zu entwachsen. Nicht ohne Grund kam in den letzten Jahren der Begriff Zombieunternehmen in Mode.

Nachdem die Geldpolitik also lediglich die Inflation in den Assets wie Aktien, Immobilien, Gold und andere Güter anschob, waren die Konsumentenpreise eher weniger betroffen. Durch das Coronavirus ändert sich dieser Umstand bisher auch nicht – im Gegenteil. Durch den weltweit einbrechenden Energiehunger kommt es zuletzt zu deutlichen Kapriolen am Ölmarkt. Die Preise sind nicht nur komplett kollabiert, sie wurden sogar negativ. Dieser Umstand ist in dieser Form historisch einmalig und wird uns in den nächsten Wochen weiterhin verfolgen. Die Veränderungen der Märkte sind also auch hier offensichtlich.

Da der Ölpreis einen wichtigen Einfluss auf die Kosten in der Produktion hat, ist der Druck auf die Preise damit zusätzlich verschwunden. Ein Anstieg der Konsumentenpreise ist somit in noch weiterer Ferne gerückt – oder etwa nicht?

Inflatorischer Schub wird denkbar

Während der Ölpreis zusätzlich Druck aus dem Markt nimmt, werden andere Entwicklungen allerdings immer deutlicher. Das Zusammenbrechen der Lieferketten sorgt schon heute für Probleme in einigen Branchen. Produkte die aus anderen Ländern kommen sind nicht verfügbar und steigern die Nachfrage nach Substituten, also den Produkten, die nicht verfügbaren Produkte ersetzen sollen. Und bei diesen Prozessen handelt es sich nicht nur um Fliesen aus Italien oder Spülmaschinen aus Spanien. Zusätzlich zu diesen offensichtlichen Problemen kommen auch Dinge des alltäglichen Lebens immer mehr in dieses Problemfeld. Dabei sind die auf spanischen Feldern vergammelnden Ananas nur der Beginn. Und natürlich könnten man wohl auch ein paar Monate auf Ananas verzichten. Allerdings wird es dann auch hier Produkte geben, die die Ananas ersetzen müssen.

So sind dann auch die Nachrichten zu Exportverboten von Reis ein Thema. Immerhin könnte durch solche Exportverbote früher oder später Druck auf den Markt für Kartoffeln entstehen. Der Einfluss durch den Wegfall eines Produktes auf ein anderes ist dabei das eigentliche Problem. Und immer dann, wenn es eine Knappheit an Produkten des täglichen Lebens gibt, wird es früher oder später zu steigenden Preisen kommen. Und genau hier ist die Ausnahmesituation rund um das Virus so gefährlich.

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Die Konsumentenpreise könnten in einen inflatorischen Schockzustand übergehen und über Wochen und Monate deutlich zulegen. Die von den Notenbanken angestrebte 2 % Marke dürfte dabei sogar deutlich überschritten werden. Spätestens wenn auch die Ölpreise wieder in eine Region steigen, in der die meisten Produzenten ihre Schulden bedienen können, spätestens dann kommt zusätzlich Druck in die Preise des Alltags. Keine angenehme Situation. Und auch aus diesem Grund kommen auf Anleger große Herausforderungen zu. Ein inflatorischer Schock mit einem Anstieg des Zinsniveaus wäre in dem Zusammenhang für viele Anleger nur schwer zu ertragen. Zu lange galten Produkte wie Mischfonds als Heilmittel gegen hohe Volatilitäten und sorgten für stabile Renditen. Doch dieser Umstand könnte sich nun ändern.

Fazit

Es wäre in der Tat denkbar, dass wir in den nächsten Wochen und Monaten einen sprunghaften Anstieg von Preisen außerhalb der Anlagegüter sehen könnten. Damit würde die Phase der lange anhaltenden niedrigen Inflationsraten abrupt beendet werden. Allerdings dürfte dieser Effekt, so schnell er auch kommen würde, sehr wahrscheinlich nicht dauerhaft sein. Anders als viele Meinungen es im Netz aktuell wiedergeben, dürfte es sich hier um ein heftiges, aber vorübergehendes Phänomen handeln. Doch die hohe Geschwindigkeit der Veränderungen dürfte weitere Verwerfungen an den Märkten hervorrufen. Damit sollte der Markt, zumindest in den kommenden Monaten, noch anspruchsvoller sein, als er es ohnehin schon immer war. Für Anleger gilt damit weiterhin, vor allem die Risiken zu senken und sich trotzdem der Chancen des Marktes zu bewahren. Mit einer vernünftigen Diversifikation sollte es möglich sein.

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