Die Chartanalyse dient als Instrument des Tradings. Kann man dies ohne Vorkenntnisse lernen und was müssen Anfänger bei der Bewertung von Trends beachten?
Linien, Kerzen, Balken: Diagramme lesen und interpretieren, das täglich Brot des Chartanalysten – darauf gehen wir hier nun näher ein.
Chartanalyse zur Wertpapieranalyse
Als der amerikanische Journalist Charles Henry Dow 1896 für das Wall Street Journal den nach ihm benannten Dow Jones Industrial Average einführte, begann eine neue Zeitrechnung im Wertpapierhandel. Es war der Startschuss für ein Konzept, das versuchte, den Wert von Firmen und Unternehmen statistisch zu berechnen und Schlüsse von vergangenen Ereignissen auf die Zukunft zu beziehen. Dadurch sollte der Aktienkurs berechenbarer werden.
Dieses Konzept entwickelte sich weiter und es wurden Instrumente gefunden, mit denen versucht wird, diese Berechnungen so genau wie möglich zu gestalten, um Vorhersagen über ein Hoch oder Tief einer Aktie zu treffen. Mit der Digitalisierung hat sich der Wertpapierhandel auch in Deutschland ausgeweitet, die Anlegeoptionen wurden vervielfacht und die Instrumente zur Berechnung der Kurse verfeinert. Die DAX Chartanalyse ist dabei ein Hilfsmittel, welches Trader nutzen, um ihre Positionen zu setzen.
Chartanalyse versus Fundamentalanalyse
Um das Trading für Anfänger (siehe gleichnamiger Blog) nachvollziehbar zu beschreiben, bedarf es des Kontextes. Bei professionellen Tradern herrschen zwei Grundlinien vor, welche ihr Handeln bestimmen.
Die Fundamentalanalyse untersucht die Faktoren, welche auf die Entwicklung von Wechselkursen, Unternehmen, Rohstoffmärkten und Derivaten Einfluss nehmen. Politische Ereignisse, Entscheidungen der Zentralbanken und makroökonomische Parameter stehen dabei im Vordergrund.
Bei der Chartanalyse wird ausschließlich die Kursentwicklung der Vergangenheit betrachtet und bewertet, um zu fundierten Prognosen für die Zukunft zu gelangen. Die verantwortlichen Einflussfaktoren, wie sie die Fundamentalanalyse untersucht, interessieren bei der Chartanalyse weniger. Hier werden Trends unter die Lupe genommen. Insofern scheint das Erlernen der Chartanalyse einfacher zu sein, weil man nicht wissen muss, was bestimmte Wirtschaftsdaten zu bedeuten haben. Bei der Chartanalyse wird einfach davon ausgegangen, dass alle wirtschaftlichen Parameter bereits in der Kursentwicklung eingepreist sind.
Berechnung der Wahrscheinlichkeit als Ziel der Chartanalyse
Der Chartanalytiker muss erkennen, ob ein Aufwärts-, Abwärts– oder Seitwärtstrend vorliegt und seine Entscheidungen über Kauf oder Verkauf danach ausrichten. Das Geheimnis dabei ist, das richtige Timing zu erwischen. Das gilt besonders bei kurzfristigen und spekulativen Aktionen. The Trend is your friend und wer nach dem Gießkannenprinzip seine Ressourcen verteilt, wird sehr viel Glück brauchen, um erfolgreich an der Börse zu handeln. Indem man sich in Trendrichtung positioniert, steigt die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Trades.
Der Trader, der sich den Charts verschrieben hat, muss Diagramme lesen und interpretieren können. Im Bereich des Wertpapierhandels kommen vor allem drei Diagramme zum Einsatz, an denen die Trends abgelesen werden können. Für Anfänger, die Trading lernen möchten, scheinen die Linien-Charts am besten geeignet zu sein. Dabei werden die historischen Schlusskurse in einer Linie verbunden. Man erhält eine einfach dargestellte Kurve und einen guten Gesamtüberblick. Der Balken-Chart beherbergt Informationen sowohl über den Eröffnungskurs als auch über den Schlusskurs. Die meisten Informationen werden im Kerzen-Chart aufgezeigt. Farblich rot oder grün gekennzeichnet zeigen die Kerzen an, ob der Kurs gestiegen oder gefallen ist. Spitzen nach oben (Dochte) verweisen auf Höchstwerte und Spitzen nach unten (Lunten) auf die Tiefststände, welche das Wertpapier in der beobachteten Periode erreicht hat.
Trendlinien verdeutlichen die Trendrichtung
Die Trendlinie erhält man, indem man vorher definierte Punkte miteinander verbindet. Eine der wichtigsten und am meisten beachteten stellt die 200-Tageslinie dar, die sich am gleitenden Durchschnitt des Börsenkurses der letzten 200 Tage ausrichtet. Durchbricht ein Wert diese Linie von oben nach unten, wird ein Verkaufssignal gegeben. Viele Marktteilnehmer werfen diese Aktie aus ihren Depots und ein Negativtrend ist geboren. Das funktioniert ebenso in die entgegengesetzte Richtung.
Heutzutage stehen sich die Anhänger der Fundamentalanalyse und der Chartanalyse oft dogmatisch gegenüber. Dabei liegt es auf der Hand, dass weder die eine noch die andere Betrachtungsweise das volle Spektrum der Informationen über einen Aktienwert absteckt. Professionelle Trader versuchen deshalb, in einer Verbindung der Trends mit den Fundamentaldaten zu einer fundierten Einschätzung zu gelangen. Dies scheint die vernünftigste Option, um Trading erfolgreich zu gestalten!
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