Kritischer Blick auf den COT-Report

Der COT-Report ist unter US-Tradern sicherlich schon einige Zeit bekannt. Hierzulande hat der Bericht seine Popularität jedoch erst seit Kurzem steigern können.

Noch vor einigen Jahren, als ich mich begann damit zu beschäftigen, nachdem ich das Buch von Larry Williams „Aktien und Rohstoffe erfolgreich traden“ dazu gelesen hatte, konnte man die Daten in keinem der gängigen Wirtschaftskalender finden. Aktuell finden die Daten allerdings immer mehr Einzug. Ein kritischer Blick auf den COT-Report ist also an der Zeit.

Nebenbei gesagt, das Buch von Larry Williams ist für den Einstieg empfehlenswert, es ist jedoch so miserabel ins Deutsche übersetzt, so dass es, sofern man es nicht in Englisch hat, zu deutlichen Verständnisproblemen kommen kann. Das bessere Buch ist daher definitiv die „COT-Bible“ von Steven Briese.

COT-Positionen als preisbestätigender Indikator

Die Positionierung der einzelnen Händlergruppen als Sentimentindikator zu nutzen, hat sicherlich sein Reiz. Mich hat daran vor allem der Bezug zu den Terminmärkten und die Aufgliederung der Händler in einzelne Gruppen interessiert. Doch wie bei jedem Indikator, kommt man irgendwann einmal an den Punkt, an dem man sich die Frage stellt, in wie fern die Daten eine Indikation zum Preis überhaupt sein können?

Denn erstens ist offensichtlich, dass die Daten mit einer mehrtägigen Verspätung veröffentlicht werden und zudem sollte eigentlich klar sein, dass die eröffneten Positionen sich im betrachteten Preis sofort niederschlagen. Was macht es dann für einen Sinn, sich die Preisbewegung durch die Positionierung bestätigen zu lassen? Aber wie gesagt, diese Frage kann man sich bei vielen Indikatoren stellen. Denn Daten sind nun mal in der Regel vergangenheitsbezogen.

Netto-Positionen der Spekukanten im Gold

Wie auch andere Indikatoren, werden Netto-Positionierungen im COT-Report, wenn man sie längerfristig betrachtet, in der Regel als Kontraindikatoren angesehen. Dabei schaut man besonders auf Extrempositionierungen, bezogen auf einen längeren Zeitraum. Extreme Nettolong-Positionierungen im Gold z.B. würden zwar eine extrem bullische Position andeuten, jedoch kontraindikativ auf ein Hoch hinweisen.

Wird sodann kurzfristig hoher Abbau anschließend an die bullische Nettolong-Position verzeichnet, wäre das Hoch damit bestätigt. Soweit die Theorie. Wer sagt mir aber, dass sich der schlagartige Abbau nicht wieder umkehren kann? Schauen wir uns die Nettolong-Positionen für die Spekulanten und den Goldpreis an, allerdings eher auf mittelfristiger Basis, der Aktualität wegen und vor allem, weil man fast wöchentlich Analysen zu den COT-Positionen lesen kann.

Tatsächlich hat sowohl der Goldpreis als auch die Nettolong-Positionierung im vergangenen Jahr ein Hoch im Juli ausgebildet. Während der Preis jedoch bereits fiel, fluktuierten die Netto-Positionen mehr oder weniger seitwärts und bestätigten schließlich den abrupten Preisverfall mit einem größeren Abbau im Oktober.

Auch das Tief im Dezember fällt mit dem Tief in den Nettolong-Positionen zusammen. Jedoch bleibt der Aufbau der Positionen eher verhalten. Eine klare Aussage lässt sich demnach ebenfalls nicht machen, denn gehen wir nach dem Hoch im vergangenen Jahr, so könnten auch diesmal die Positionen über einen längeren Zeitraum seitwärts fluktuieren, bis sie den Preis irgendwann bestätigen.

Gibt der COT-Report ein Vorteil für Ihr Trading?

Für mich persönlich lässt sich aus dieser Betrachtung heraus kaum ein eindeutiger Edge aus den Daten ziehen, zumindest für den Goldpreis nicht und bezogen auf diesen kurzen Zeitraum. In Anbetracht dessen jedoch, dass der Report nun fast jede Woche in den Medien besprochen wird, finde ich das sonderbar. Ein etwas eindeutigeres Bild bietet allerdings der Silberpreis.

Das untere Chart mach deutlich, dass die Netto-Positionierungen in den Silber-Kontrakten, die Preisbewegungen deutlich schneller und eindeutiger bestätigen. Auch der aktuelle Preisanstieg wird durch einen Aufbau der Nettolong-Positionen bestätigt, während es bei den Gold-Kontrakten in den letzten beiden Wochen einen Abbau der Nettolong-Positionierungen gegeben hat. An dieser Stelle wäre es durchaus interessant zu sehen, ob die Divergenz sich zu Gunsten des Goldpreises auflöst oder aber der Silberpreis mit der Schwäche nachzieht?

Öl-Spekulanten sind rekordmäßig Long

Ein weiteres Beispiel warum man COT-Daten mit Vorsicht betrachten sollte, ist der Umstand, dass die Positionierung in der Regel, sofern sie nicht im Verhältnis zum Open Interest ihre Betrachtung findet, oft vermeintliche Rekordstände anzeigen kann. So auch aktuell im Falle des Ölpreises.

Fazit zum COT-Report im Trading

Es gibt sicherlich viele Wege nach Rom und der COT-Report als Entscheidungsgrundlage ist vielen Indikatoren, die auf Basis von Vergangenheitsdaten berechnet werden, nicht unbedingt unterlegen. Allerdings sollte seine fast schon wöchentliche Berichterstattung einiger Analysten, meiner Meinung nach, hinterfragt werden. Dennoch, ich will nicht ausschließen, dass es einige Ansätze geben könnte, die zu einer etwas eindeutigeren Aussage führen als die Allgmeinbetrachtung der Netto-Positionierungen. Diese hat offensichtlich, eher preisbestätigenden Charakter und keinen indikativen.

CoT Daten: Was ist das und wer nutzt sie?

Viel Erfolg!

David Iusow

Über Max Mustermann 2 Artikel
Analyse der Charttechnik, Analyse der Intermarketbeziehungen sowie der Analyse der aktuellen fundamentalen News und Trends.

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