Pivot-Punkte berechnen: Grundlage für ein Trading-Setup im Handel

Jeder Trader stößt irgendwann einmal auf das Thema Pivot-Punkte. In dem folgenden Text stelle ich Ihnen die Berechnung dieser Pivot-Punkte vor. Dabei liegt das Augenmerk nicht auf einer möglichen Handelsstrategie oder der Auswertung von den Erfolgsaussichten. Es geht nur um die Systematik, wie man Pivot-Punkte berechnen kann.

 

Was sind Pivot-Punkte?

 

Pivot-Punkte sind mathematische Ableitungen aus einer vorangegangenen Handelsperiode. Diese „magischen Punkte“ im Chart werden von vielen institutionellen Tradern beachtet. Und besonders im Intraday-Trading werden diese von vielen Börsianern genutzt. Einerseits als Zielbereich für bereits laufende Trades und andererseits als möglicher Einstieg im Handel. Dabei werden größtenteils der klassische Pivot-Punkt und seine 3 Widerstandslinien auf der Oberseite, sowie seine 3 Unterstützungslinien auf der Unterseite in den Chart gezeichnet. Doch wie berechnet man diese Pivot-Punkte am Besten?

 

Pivot-Punkte berechnen

 

Der klassische Pivot-Punkt wird von Börsianern oftmals mit PP abgekürzt. Sollten Sie in einer (charttechnischen) Analyse über dieses Kürzel stolpern, werden sie zukünftig nicht nur wissen, was diese Abkürzung bedeutet, sondern ebenfalls, wie man Pivot-Punkte berechnen kann.

Vorab: Es kursieren in der Charttechnik mehrere Berechnungsmethoden. Doch die hier vorgestellte hat sich bei den meisten Marktakteuren durchgesetzt und ist sozusagen als Standard zu sehen. Sie ist zudem recht einfach gehalten und kann daher mit diesem Artikel sehr gut nachvollzogen werden. Alle benötigten Angaben kann man bequem aus dem Candlestick Chart ablesen. Diese sind der Vortages-Schlusskurs, sowie der Vortages-Höchstkurs und der Vortages-Tiefstkurs.

 

Pivot-Punkte berechnen
Der Candlestick Chart mit den benötigten Kursen

 

 


Die Formel zur Berechnung des Pivot-Punktes lautet:

Pivot-Punkt (oder auch PP) = (Höchstkurs + Tiefstkurs + Schlusskurs) / 3


Pivot-Punkte berechnen – Ein Beispiel

Der DAX hatte am letzten Handelstag einen Höchstkurs von 12812 Punkten. Sein Tiefstkurs lag bei 12699 Punkten und der Schlusskurs lag bei 12780. Dann ist der Pivot-Punkt für den Folgetag bei (12812+12699+12780)/3 = 12764 DAX-Punkten.

Damit haben wir den ersten „magischen Punkt“ berechnet.

Wie werden Pivot-Widerstände berechnet?

Widerstände lassen sich nach einem ähnlichen Prinzip berechnen. Die Linien werden in der Literatur oftmals mit R1, R2 und R3 abgekürzt. Dabei steht das „R“ für Resistance, zu deutsch Widerstand.


 

Die Formel für R1 lautet:

R1 = 2 * Pivot-Punkt – Tiefstkurs

Bleiben wir bei unserem Beispiel liegt R1 also bei 12829 DAX-Punkten. Die Rechnung lautet:

R1 = 2 * 12764 – 12699 = 12829


 

Die Formel für R2 lautet:

R2 = Pivot-Punkt + Höchstkurs – Tiefstkurs

Damit liegt R2 bei 12877 DAX-Punkten. Die Rechnung lautet:

R2 = 12764 + 12812 – 12699 = 12877


 

Die Formel für R3 lautet:

R3 = 2 * (Pivot-Punkt – Tiefstkurs) + Höchstkurs

Damit liegt R3 bei 12942 DAX-Punkten. Die Rechnung lautet:

R3 = 2 * (12764 – 12699) + 12812 = 12942


Pivot Punkte im Trading: Nutzung als Handelstool oder Hokuspokus?

 

Wie werden Pivot-Unterstützungen berechnet?

 

Unterstützungen werden auch nach einem ähnlichen Prinzip berechnet. Die Linien werden in der Literatur oftmals mit S1, S2 und S3 abgekürzt. Dabei steht das „S“ für Support, zu deutsch Unterstützung.


 

Die Formel für S1 lautet:

S1 = 2 * Pivot-Punkt – Höchstkurs

Damit liegt S1 in dem Beispiel bei 12716 DAX-Punkten. Die Rechnung lautet:

S1 = 2 * 12764 – 12812 = 12716


 

Die Formel für S2 lautet:

S2 = Pivot-Punkt – (Höchstkurs – Tiefstkurs)

Damit liegt S2 bei 12651 DAX-Punkten. Die Rechnung lautet:

S2 = 12764 – (12812 – 12699) = 12651 (Regel zur Auflösung von Klammern beachten ;-))


 

Die Formel für S3 lautet:

S3 = Tiefstkurs – (2 * (Höchstkurs – Pivot-Punkt))

Damit liegt S3 bei 12603 DAX-Punkten. Die Rechnung lautet:

S3 = 12699 – (2 * (12812 – 12764)) = 12603


Fazit – Die Berechnung von Pivot-Punkten ist einfach

Auf diesem simplen Weg lassen sich die Pivot-Punkte berechnen. Natürlich kann man diese Formel nicht nur für Tageskerzen anwenden. Auch höhere Zeitebenen erscheinen durchaus sinnvoll. Doch dazu gibt es bei Gelegenheit einen eigenen Artikel hier auf Trading-Treff. Optisch sind diese bei einigen Software-Programmen schon vorab berechnet, wie man am aktuellen Stundenchart des EUR/USD sehen kann:

Pivot-Punkte im Chart
Pivot-Punkte berechnen oder im Chart anzeigen lassen

 

Die Aussichten auf Erfolg im Trading nach Pivot-Punkten als Trading-Setup, sind allerdings nicht ganz so simpel zu ergründen. Diese hängen maßgeblich von den verschiedenen Größen des Stopp-Kurses und der definierten Ziele ab. Pivot-Trading ist damit, ganz anders als die reine Berechnung der Pivot-Punkte, maßgeblich von den Fähigkeiten des einzelnen Trades abhängig. Doch dazu später mehr.

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5 Kommentare zu Pivot-Punkte berechnen: Grundlage für ein Trading-Setup im Handel

  1. Sehr guter Artikel! Pivot-Punkt-, Unterstützungs- und Widerstandsberechnungen sind als die einfachsten jedoch effektivsten Handelsstrategien bekannt und werden als Basis für die meisten technischen Analysen benutzt.

    Zum angesprochenen Pivot-Trading möchte ich gerne einen Ansatz liefern, den ich selbst lange Zeit im Devisenhandel nutzte:

    Die Grundidee des Pivot-Tradings ist, Long zugehen, wenn der Pivot-Punkt von unten nach oben durchstoßen wird, beziehungsweise Short zu gehen, wenn der Pivot-Punkt von oben nach unten durchstoßen wird. Diese Technik sollte eher im kurzfristigen Bereich angewendet werden (1-5 Minuten Charts). Erstes Kursziel für die Longposition ist R1. Hier kann der Gewinn mitgenommen werden (Take Profit) oder bei einem starken Markt und dem Überwinden von R1 dient diese Marke als Unterstützung. Der Stopp sollte dann knapp unter R1 gelegt werden. Nächstes Kursziel ist dann R2. Wird R2 erreicht, kann entweder der Profit mitgenommen werden oder – bei einem starken Markt und Überwinden von R2 – dient R2 als Unterstützung und der Stopp wird knapp darunter gelegt. Bei einer Shortposition wird analog dazu verfahren.

    Wird der Pivot-Punkt mehrmals hintereinander über- und unterschritten, deutet das auf einen Seitwärtsmarkt hin und impliziert antizyklisches Handeln. Bei Erreichen von R1 wird Short gegangen, bei Erreichen von S1 wird Long gegangen. Die Stopps werden knapp über R2 beziehungsweise knapp unter S2 gelegt. Läuft der Markt in die prognostizierte Richtung, werden die Stopps nachgezogen. Bricht der Kurs aus der Trading Range aus – über R1 oder unter S1 – ist damit zu rechnen, dass der Seitwärtsmarkt beendet wurde. Es sollte darauf geachtet werden, die R1 oder S1 mit deutlichem Umsatzanstieg überwunden werden.

    Als zusätzlicher Filter sollte ein gleitender Durchschnitt verwendet werden. Es bietet sich an, aus den Pivot-Punkten einen 3- und einen 5-Tage gleitenden Durchschnitt zu berechnen. Liegt der aktuelle Pivot-Punkt über den beiden MA’s, geht man nur Long Trades ein. Liegt der aktuelle Pivot-Punkt unter den beiden errechneten MA’s, so werden nur Short Signale berücksichtigt.

    Beste Grüsse

    Andreas Cara

      • Genau das habe ich auch gemacht. Ich habe mir in MQL, der Programmiersprache des Metatraders, eben genau einen solchen Indikator geschrieben und genutzt. Bei Interesse stelle ich diesen gerne für Metatrader 4 zur Verfügung.

        • Hallo Herr Cara,
          ich habe gerade Ihren Artiel vom 10.10.17 über Pivot Punkte gelesen.
          Sie schreiben von einem selbst programmierten Indikator …..
          Ich wäre dankbar wenn Sie mir den zur Verfügung stellen könnten.

          schönen Tag
          Franz Waldbauer

          • Herr Cara war schon länger nicht mehr Online. Aber evtl. meldet er sich ja noch.

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