Schulter-Kopf-Schulter-Formation: Die SKS als charttechnisches Signal

In der Technischen Analyse gibt es eine Vielzahl an Formationen und Mustern. Eine sehr populäre und doch selten anzutreffende Formation stellen wir Ihnen hier vor: Die Schulter-Kopf-Schulter-Formation. Sie hat vor allem in größeren Zeiteinheiten eine hohe Relevanz und wird immer wieder in den Medien zitiert und diskutiert. Warum eigentlich und wie sieht sie im Chartbild aus?

 

SKS technisch betrachtet

 

Die SKS (ausgeschrieben: Schulter-Kopf-Schulter) ist eine Formation, die sich aus mehreren Kerzenkörpern über eine längere Zeiteinheit zusammensetzt. Die Relevanz nimmt dabei mit jeder höheren Zeiteinheit zu, da vermehrt auch Kapitalanleger mit längerem Anlagehorizont auf diese Formation schauen. In der Praxis ist daher die SKS im Tageschart viel hochwertiger, als intraday im Stundenchart.

Optisch ist sie recht einfach zu erkennen und gleicht vom Aufbau einem Menschen – daher auch ihr Name Schulter-Kopf-Schulter.

Bezogen auf den Aktienmarkt oder einen Chartverlauf ganz allgemein, muss daher ein Bereich der ersten Schulter noch einmal folgen, nachdem ein höherer Bereich, der Kopf, ausgebildet wurde. Ein schematisches Bild zeigt boerse.de auf, wobei sich dort nach einem Aufwärtstrend ein erstes Hoch ausbildete und die linke Schulter zeigt. Mit der anschließenden Konsolidierung folgt erneut eine Aufwärtsbewegung und führt zum zweiten Hochpunkt, dem Kopf. Er liegt natürlich höher als die linke Schulter und zeigt im weiteren Verlauf dann eine neue Korrektur mit niedriger liegendem Hoch auf. Dieses symbolisiert die rechte Schulter.

 

Idealtypischer Verlauf der Schulter-Kopf-Schulter-Formation (Quelle: boerse.de)
Idealtypischer Verlauf der Schulter-Kopf-Schulter-Formation (Quelle: boerse.de)

 

Im Schaubild sieht man auch gleich die Interpretation und damit den eigentlichen Mehrwert in der Charttechnik.

 

Ableitung eines Kursziels mit der SKS-Formation

 

Die Unterschreitung der Nackenlinie aktiviert bzw. schließt die Schulter-Kopf-Schulter-Formation ab. Erst dann lässt sich auch eine Prognose für die nachfolgende Preisbewegung ableiten. In der ersten Grafik von boerse.de ist dies im rechten Bereich sichtbar. Hierzu trägt man am Durchbruchpunkt der Nackenlinie genau die Differenz zwischen größter Ausdehnung des Kopfes und seiner Nackenlinie entsprechend ab. An jenem so skizzierten Punkt wäre das Kursziel aus der Formation heraus anzusiedeln.

Das Signal ist damit jedoch erst die Unterschreitung dieser Linie, welche die Tiefpunkte während der Konsolidierungen zwischen den SKS-Hochpunkten verbindet.

Zweites Hauptaugenmerk sollte hierbei auch immer dem Volumen dienen. Da die erste Schulter meist in einem Aufwärtstrend auftritt, ist das Volumen hierbei steigend, nimmt aber mit Erstellung der linken Schulter schon ab. Eine Ausbildung vom Kopf verzeichnet zwar neue Hochs, geht jedoch bei der klassischen Formation bereits mit niedrigerem Volumen einher und liefert das erste Warnsignal. Beginnt sich die rechte Schulter zu formieren, nimmt der Umsatz weiter ab und bestätigt damit die Trading-Idee, dass hier eine Schulter-Kopf-Schulter vorliegen könnte. Doch erst mit dem Bruch der Nackenlinie ist es für den Trader von Vorteil, dieses Szenario auch tatsächlich zu handeln.

In der Praxis erfolgt häufig noch ein Pullback an diese Nackenlinie, bevor sich das Potenzial der SKS entfaltet. Von daher genügt es, entsprechende Orders zu platzieren, nachdem die Nackenlinie auf Schlusskursbasis durchbrochen wurde. Solange dies nicht geschehen ist, könnte es sich um eine „normale“ Unterstützung im Markt handeln.

 

Praxisrelevanz

 

Man kann neben dem Blick auf die Volumenkomponente ebenso auf Divergenzen bei Indikatoren (Momentum und RSI) achten oder entsprechende Gleitende Durchschnitte beobachten. Sie geben weitere Indikationen, ob diese Formation einen Trade wert ist. Denn das Risikomanagement ist hierbei immens wichtig. In Foren und Community’s liest man sehr oft von dieser Formation, ohne jedoch das Gefühl zu haben, dass hiermit professionell umgegangen wird. Ein einfaches neues Hoch mit Konsolidierung auf dem vorherigen Kurslevel ist nicht ausreichend, um es als SKS zu identifizieren. Dazu gehört oftmals ein sehr gutes Auge und entsprechende Erfahrung.

 

Ein Beispiel bietet der STOXX Europe 600 Tolecommunications Index aus dem März. Wie man hier sieht, ist die Formation sehr gut vollendet worden und hat auch das Kursziel bereits mehr als erreicht:

 

SKS beim STOXX Europe 600 Telecommunication Kurs Index
SKS beim STOXX Europe 600 Telecommunication Kurs Index

 

 

Neubörsianern würde ich daher immer empfehlen, sich nicht auf zu komplexe Formationen zu spezialisieren und zumindest bei der Anwendung dann auf die großen Zeiteinheiten zu schauen. Wenngleich ich an dieser Stelle hoffe, dass Sie als Leser hier noch etwas dazulernen konnten und sich sorgsam dem Thema widmen.

 

Viel Erfolg vorab wünscht Andreas Mueller (Bernecker1977)

Über Andreas Bernstein 1468 Artikel
Andreas Bernstein ist als Trader, Referent und Coach über 20 Jahre unter dem Pseudonym "Bernecker1977" aktiv gewesen. Sein Trading von Indizes, Devisen und Rohstoffen an der Börse vollzieht er mit Futures, Derivaten und CFDs.. Schauen Sie ihm hier oder auf dem Twitch-Kanal "FIT4FINANZEN" täglich über die Schultern.

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